Zuhause in einer anderen Zeit

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Mit den Fingerspitzen kann Frau B. in ihre Jugend reisen: Die faltigen Hände streichen über die Puppe in ihrem Schoß: die Haare, das Spitzenkleid … "So eine hatte ich auch, auf dem Dachboden, dort waren die Mehlsäcke … vor dem Krieg …" Die Augen der 82-Jährigen leuchten voll Erinnerung. Aber das Heute? Das Gestern? Der Alltag? Diese Kategorien verschwimmen unterm grauen Nachmittagshimmel.
Frau B. verbringt ihre Zeit hier, im Caritas Demenz-Tageszentrum Elisa in der Grazer Elisabethinergasse. 15 Menschen werden in der Einrichtung betreut, in der Früh von Angehörigen gebracht, abends abgeholt. Dazwischen gibt es Singrunden, Bewegungsprogramm, Kaffeetrinken, Essen, Tratschen, Gedächtnistraining … Fünf Pflegekräfte sind für die Gäste da. "Es ist wichtig, dass Demenzkranke aktiv sein können und sich einbringen – jeder in seinem Rahmen", sagt die Leiterin Manuela Rutyna. Das kann das Vergessen verzögern und den Menschen ein Stück Selbstwert zurückgeben.

Mehr Erkrankungen
120.000 Menschen leiden österreichweit an Demenz, die meisten an Alzheimer. Experten rechnen mit 30.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Geistige Fähigkeiten gehen verloren: Gedächtnis, Sprache, Motorik, Denkvermögen … Die Betroffenen versuchen das Vergessen zu überspielen. Ihre Welt wird verwirrend: Neue Eindrücke fallen am schnellsten aus der Erinnerung: Warum bin ich einkaufen gegangen? Die Jugendzeit bleibt am längsten präsent. Ihre Umgebung müssen schwer Erkrankte jeden Tag aufs Neue erkunden. Hier, im Demenzzentrum, warten Spinnräder, Ohrensessel, bestickte Pölster … Die Betroffenen sind geborgen, umgeben von Dingen der Vergangenheit.

Entlastung für Angehörige
Die Betreuung in Tageszentren sieht die Krankenschwester Rutyna als Schritt, um eine Unterbringung im Heim zu verzögern: "Die Betroffenen können so lange wie möglich zu Hause schlafen. Die Angehörige werden entlastet, denn die Pflege der Menschen ist fordernd."
Wenn die Worte verlorengehen, reichen die Betreuer Gegenstände oder Bilder als Gedächtnisstütze. Und: Ein freundliches Gesicht erkennt man immer. Ob es Frau B. hier gefällt? "Es ist gemütlich, alle haben Zeit. Ich hoffe, die Pfleger sind auch zufrieden mit mir", sagt sie und lächelt spitzbübisch.

Freie Plätze im Demenzzentrum

15 Menschen werden nun im Demenz-Tageszentrum "Elisa" versorgt. Verpflegung und Betreuung sind speziell auf Demenz-Patienten ausgerichtet, die medizinische Versorgung ist sichergestellt.
Derzeit gibt es freie Plätze.
Voraussetzug für die Betreuung: Wohnort in Graz und die Diagnose Demenz.
Kontakt: Elisabethinergasse 31, 8020 Graz, Tel: 0676/880 15 557

Die Krankenschwester Manuela Rutyna leitet das Demenz-Tageszentrum Elisa. | Foto: geopho
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