Innenstadtentlastung
Neues Verkehrskonzept als Jahrhundertchance
Mit einem neuen Verkehrskonzept rund um die Innenstadtentflechtungsstrecke lassen zwei Verkehrsplaner aufhorchen. Gerade jetzt sei die günstigste Zeit, um zu handeln und Veränderungen umzusetzen.
GRAZ. Die Baustelle zur Innenstadtentflechtung als Jahrhundertchance: So sehen es die Verkehrsplaner Karl-Heinz Posch und Karl Reiter. Die beiden haben sich die Verkehrssituation in der Grazer Innenstadt genauer angesehen und ein Konzept entwickelt, welches eine völlig neue Ausrichtung sowohl östlich wie westlich der Mur zulassen könnte.
Außen herum statt mitten durch
Im Kern besagt das Konzept der Verkehrsplaner, dass der Durchzugsverkehr nach Abschluss der Bauarbeiten nicht mehr in die Innenstadt zurückkehren, sondern künftig um das Stadtzentrum herum verlaufen sollte. "Diese Chance für Graz wäre einmalig, denn Baustellen in dieser Größenordnung, wie sie derzeit in der Innenstadt stattfinden, sind selten. Sie zwingen zu einer Neuausrichtung des Verkehrsverhalten und sind dadurch praxisnaher als jede Simulation", so Posch. "Genau darum wäre jetzt die Zeit für Veränderungen", ergänzt Reiter, "Ist der Verkehr nach Abschluss der Bauarbeiten erst wieder zurück, werden Veränderungen schwierig."
Argumentiert wird damit, dass schon jetzt eine Veränderung des Verkehrsverhaltens zu beobachten ist. So werden Fahrten auf andere Verkehrsmittel verlagert, andere Fahrzeiten oder Wege gewählt oder generell Fahrten vermieden. "Wir konnten durch Verkehrszählen am Grieskai feststellen, dass vor Baustellenbeginn pro Werktag 17.500 Autos unterwegs waren. Nach Baustellenbeginn waren es nur noch 6.900. Gleichzeitig steigerte sich der Verkehr auf der unmittelbaren Ausweichstrecke, der Volksgartenstraße, um lediglich 2.700 Fahrten pro Tag. 7.900 Autos sind also praktisch verschwunden.", rechnet Posch vor.
Konkrete Maßnahmen
Was findet sich nun aber im konkreten Konzept? So wird vorgeschlagen, dass zwischen Kunsthaus und Hotel Weitzer eine Fußgängerzone entsteht, die ebenso die Tegetthoffbrücke und einen Abschnitt der Belgiergasse einschließt. Die Erreichbarkeit sämtlicher Tiefgaragen in der Umgebung will man durch Einbahnen erreichen. Der Marburger Kai würde dann etwa nur nach Norden, die Neutorgasse nur nach Süden befahrbar sein. So könne man wiederum Ampelanlagen einsparen, Straßenbahnen auf der Entlastungsstrecke kämen wesentlich schneller voran. Rückenwind gibt's aus der Wirtschaft, so sprechen sich Florian Weitzer, Geschäftsführer des Hotel Weitzer, und Harald Fischer, Geschäftsführer des Tribeka, für diese Aufwertung des Viertels aus.
Karl-Heinz Posch und Karl Reiter hoffen auf Zustimmung aus der Politik und fordern eine klare Entscheidung zu einem einjährigen Versuch. Argumente rund um Budgets oder, dass es für die Planung zu spät sei, wolle man nicht gelten lassen. "Woran gearbeitet wird, ist eine Frage der Prioritäten, die letztlich von der Politik gesetzt werden", so Posch und Reiter, "Der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen, da die Änderungen relativ gering sind. Auch die Kosten sind überschaubar. Ohne den Mut, pragmatisch vorzugehen, wird die Verkehrswende viele Jahrzehnte dauern."
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