Graz Linien
Neuer Kollektivvertrag und mehr buslenkende Bimfahrer
Nach einem hitzigen Sommer entspannt sich die Personalsituation bei den Graz Linien. Die Gewerkschaft bleibt dennoch kämpferisch. Seit 1. September 2022 gilt der neue Kollektivvertrag.
GRAZ. "Heuer haben wir uns geeinigt, aber im nächsten Jahr mache ich das sicher nicht mit, weil ich meine Leute nicht immerfort auspressen lasse", sagt der steirische ÖGB-Chef Horst Schachner, Betriebsratsvorsitzender bei den Graz Linien, bezugnehmend auf die Situation im Sommer, als sich unter den Busfahrerinnen und Busfahrern die Überstunden häuften und Urlaube nicht angetreten werden konnten. Im Ernstfall bedeute dies den achten Streik unter seiner Ägide seit den frühen 90er-Jahren, so der Gewerkschafter, "und das wissen auch die Vorstände".
Ebendiese seien in Sachen Personalaufstockung allerdings sehr bemüht, wie er unterstreicht. Derzeit sind 726 Fahrer bei den Graz Linien beschäftigt, davon 483 Busfahrerinnen und -fahrer, 208 Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer und 35 Dual-Fahrerinnen und -Fahrer, die sowohl Busse als auch Bims lenken. Weil es in der aktuellen Arbeitsmarktsituation nahezu unmöglich ist, Arbeitssuchende mit entsprechendem Führerschein zu finden, setzt man auf gezielte Anwerbung, wie Holding-Graz-Vorstand Mark Perz erklärt: "Durch die Übernahme der Ausbildungskosten bieten wir Quereinsteigern die Möglichkeit, Teil des Fahrpersonals zu werden."
Zudem beteiligt man sich am Förderprogramm "AMS Driver" und schaltet im benachbarten Ausland Inserate, während der Dualdienst gefördert wird. Der Vorteil: Dualfahrerinnen und Dualfahrer können ihre Straßenbahnlinie auch im Sommer mit dem Schienenersatzbus fahren. Bislang mussten Busfahrer in der Hauptferienzeit Überstunden machen, während es aufgrund von Baustellen deutlich weniger Bedarf an Bimfahrerinnen und Bimfahrern gab.
Neuer Kollektivvertrag: "Leute verdienen gut"
Attraktiv sei sicher die Entlohnung, wie Horst Schachner, der nicht ohne Stolz auf den von ihm verhandelten Kollektivvertrag verweist, betont: "Die Leute verdienen bei uns gut – los geht es mit 1.900 bis 2.100 Euro netto und nach drei Jahren sind es nie unter 2.300 Euro." Mit Zusatzqualifikationen, zum Beispiel als Fahrlehrer bzw. Fahrlehrerin, beläuft sich das Netto-Gehalt auf mindestens 2.700 Euro.
Zusätzlich erhalten Dualfahrerinnen und -fahrer seit dem 1. September im ersten Jahr 150 Euro pro Monat zusätzlich, nach zwei Jahren sogar 200 Euro – ein Anreiz, der scheinbar zieht. An Bewerbungen mangelt es derzeit nicht. Bis Jahresende werden noch rund 30 Fahrerinnen bzw. Fahrer ihre Ausbildungen beginnen. Um ein Szenario wie in diesem Sommer zu vermeiden, brauche es 40 neue im Dienst, meint Schachner, der sich trotz Kampfbereitschaft optimistisch zeigt.
Das könnte dich auch interessieren:
Mehr Nachrichten aus Graz findest du hier.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.