Bau-Branche kritisiert
"Neue Gesetze machen Wohnen in Graz unleistbar"
Leistbares Wohnen? Die neue Verordnung für die Bebauungsdichte sorgt in Graz für Ärger. Bauträger befürchten, dass Wohnungseigentum und Wohnungsmieten noch teurer werden.
GRAZ. "Jeder spricht vom leistbaren Wohnen, aber keiner tut etwas dafür", sagt Hans Schaffer, seines Zeichens Vorstandsdirektor der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft ÖWG. Der Ärger ist dabei deutlich herauszuhören, aktueller Anlass ist die Novelle der sogenannten "Bebauungsdichteverordnung", die das Land Steiermark derzeit gerade in Begutachtung hat – und die vor allem in Graz massive Auswirkungen nach sich ziehen wird. Balkone, Laubengänge, Dämmmaßnahmen – all das soll künftig zu Lasten der Bebauungsdichte gehen. Vorhersehbares Ergebnis: Der Quadratmeterpreis wird in Eigentum und Miete nochmals deutlich nach oben schnellen.
Gesetz macht Wohnen deutlich teurer
Den Ärger der Genossenschaften teilen naturgemäß auch die gewerblichen Wohnbauträger, die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) hat dazu ein unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben, der Grazer TU-Professor Gottfried Mauerhofer hat sich die Verordnung, die noch heuer beschlossen werden soll, genauer angesehen. Und der Professor für Baumanagement hat jede Menge finanzielle Stolpersteine im Entwurf gefunden.
Sein Resümee laut Gutachten: Künftig kann auf einem Grundstück um rund 23 Prozent weniger Wohnnutzfläche errichtet werden. Bei der aktuellen Preissituation würde das bedeuten, dass die Kosten eines Wohnbauprojektes nur aus dem Titel des Grundstückkostenanteils durch diese Verordnung um rund 190 Euro pro Quadratmeter steigen würden. Im Mietsektor geht Mauerhofer von einer Steigerung um 60 Cent pro Quadratmeter aus.
Positive Reaktion aus Graz
Für Schaffer sind die Hintergründe klar, er spricht von einer "Anlassgesetzgebung für Graz" unter der wohl die gesamte Steiermark zu leiden haben wird. Dementsprechend euphorisch fällt daher auch die Stellungnahme der Stadt aus: Gleich in der Einleitung hält man fest, dass man "die angedachten Adaptierungen der Verordnung als sehr gelungen" erachtet. Mit einigen kleinen Anmerkungen nimmt man den gesamten Entwurf wohlwollend zur Kenntnis.
Man hätte damit wohl die Bebauung stärker regulieren wollen, mutmasst Schaffer. "Das ist aber leider vollkommen daneben gegangen", kritisiert er. Denn mit der Verordnung werden die Grundstückskosten um rund 20 Prozent steigen, eine Mehrbelastung, die in letzter Konsequenz die Konsumenten tragen werden müssen.
Sorge um Gestaltung und Umwelt
Auch einige weitere Aspekte werden von allen – außer der Stadt Graz – kritisch gesehen. So will man mit der Verordnung Balkone, die weiter als 1,80 Meter herausragen zur Dichte gerechnet werden. Um das zu vermeiden, könnte es eine unliebsame "Renaissance" der Mini-Balkone aus den 1970er-Jahren geben. Auch die architektonische Freiheit der Projektentwickler könnte massiv eingeschränkt werden. Und: Dämmmaßnahmen werden nicht mehr entsprechend berücksichtigt, Mauerhofer fordert in diesem Zusammenhang dringend eine "öko-soziale Novelle" ein, die auch dem Klimaschutz dienen würde.
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