Fehlende Förderung
Kindergarten muss Spenden sammeln, um weiterzumachen
Weil es trotz politischen Hin und Hers keine Förderzusagen gibt, sammelt der Verein "Kindergruppe Stiftingtal" Spenden, um den Traditionskindergarten im Bezirk Ries weiterführen zu können.
GRAZ/RIES. Eigentlich war die Schließung des Kindergartens in diesem Sommer beschlossene Sache. "Weil der Standort in der Stiftingtalstraße 343b einfach nicht mehr den notwendigen Standards entsprochen hat, war eine Adaptierung undenkbar, weil unbezahlbar", erklärt die pädagogische Leiterin der "Kindergruppe Stiftingtal" Anneliese Weinhandl. Im Dezember 2023 dann die Überraschung: Ein neuer Standort zur Miete, nur 100 Meter Luftlinie vom alten Kindergarten entfernt, war gefunden – allerdings auch umbaubedürftig, Kostenpunkt: rund 80.000 Euro.
Auf der hohen Kante hatte man diesen Betrag nicht: "Der Kindergarten ist nicht darauf ausgelegt, dass er so viel Gewinn macht, dass man irgendwie Sanierungsrücklagen bildet. Es geht sich mit den laufenden Kosten halt immer gerade so aus." Dennoch war man optimistisch, vom Land Steiermark finanzielle Hilfe bekommen, "weil wir ja zusätzliche Kindergartenplätze schaffen", so Weinhandl, "aber von der Abteilung 6 wurde uns mitgeteilt, ihr seid gar kein neuer Kindergarten, sondern nur ein Ersatzobjekt und weil wir ja nur umziehen, gebe es für uns keine Bauförderungen."
Worauf man dennoch hofft, ist eine Förderung für "qualitätsverbessernde Maßnahmen". Eine solche kann immerhin bis zu 20.000 Euro bringen – ob, wann und in welcher Höhe dies genehmigt wird, ist derzeit noch offen.
Stadt, Land, Frust
Auf Nachfrage teilt man aus dem Büro von Bildungslandesrat Werner Amon mit, dass der Förderungsantrag der "Kindergruppe Stiftingtal" noch nicht geprüft wurde. Derzeit gebe es rund 500 laufende Verfahren dieser Art, zu denen man in diesem Status keine offiziellen Statements abgibt. In welcher Reihenfolge die Prüfungen erfolgen, ist in der Förderungsrichtlinie festgelegt.
Mit dieser Ungewissheit wurde man mit dem Problem der "Kindergruppe Stiftingtal" bei Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner vorstellig. Doch auch dieser konnte die erbetenen 40.000 Euro nicht zur Verfügung stellen, sei aber um Lösungen bemüht gewesen, berichtet die Kindergartenleiterin. So wurde etwa vorgeschlagen, dass sowohl die Kinder als auch die Angestellten von einem Kindergarten in Mariatrost übernommen werden – keine Option aus Sicht der Stiftingtaler.
Gegenüber MeinBezirk erklärt Hohensinner: "Aus unserem Fördersystem ist leider keine Unterstützung in dieser Höhe möglich, weil das Tarifmodell auf die Förderung des laufenden Betriebs ausgerichtet ist. Da geht es um die Gleichbehandlung aller Träger. Investitionen wie diese kommen zumeist aus Infrastruktur-Förderungen des Landes, was in diesem Fall aber leider nicht möglich ist. Für eine solche Förderung fehlt es in der Bildung aber auch am Budget."
Den politischen Ball spielt der ÖVP-Politiker an die KPÖ weiter: "Wir haben vorgeschlagen, mit der Bürgermeisterin und dem Finanzstadtrat wegen einer Einmal-Förderung zu sprechen. Immerhin bekommen diese jetzt 18,7 Millionen Euro zusätzliche Förderung für die Kinderbetreuung von Bund und Land." Noch ehe Anneliese Weinhandl diese Möglichkeit nahegelegt wurde, hat sie Anfang August eine Online-Spendenkampagne für den Erhalt des Kindergartens ins Leben gerufen. Vom ausgegebenen Ziel von 75.000 Euro wurden bis zum Redaktionsschluss bereits 5.186 Euro von Privatpersonen gespendet. Im Büro von Bürgermeisterin Elke Kahr, an das Weinhandl vergangene Woche ein entsprechendes Mail geschickt hat, wolle man den Sachverhalt prüfen, verweist aber auf die Zuständigkeit Hohensinners.
Weitere Infos zur Spendenaktion: www.kindergruppestiftingtal.at
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