#Feinstaub – Zeit für echte Maßnahmen
Kampf gegen den Feinstaub – den Kindern zuliebe. Lungenexperte Gert Wurzinger fordert vor allem noch stärken Schutz für Nichtraucher.
Der Feinstaub hält Graz weiter eisern im Griff. Bis zum vergangenen Wochenende wurden die von der EU erlaubten Höchstwerte von 50 Mikrogramm (µg) pro Kubikmeter bereits an 26 Tagen überschritten – nur 25 Überschreitungen sind gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) pro Jahr insgesamt zulässig …
"Allerdings werden hierbei lediglich Partikel mit einer Größe von höchstens 10 Mikrometern gemessen. Für Partikel unter einer Größe von 2,5 oder unter 1, also für den gefährlichen Ultrafeinstaub, gibt es gar keine Grenzwerte", sagt Primarius Gert Wurzinger, Vorstand der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH Hörgas-Enzenbach.
Der Mediziner stellt auch klar: "Einer der größten Feinstaubverursacher ist der Zigarettenrauch." Deshalb fordert er einen stärken Nichtraucherschutz: "Beim Passivrauchen werden noch immer 90 Prozent der Schadstoffe inhaliert. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass Menschen, die die Umsetzung des Nichtraucher-Schutzgesetzes verhindern, künftig wegen Körperverletzung angezeigt werden können."
Feinstaub sorgt für erhöhtes Krebsrisiko
Laut Wurzinger ist aber auch die Feinstaubbelastung im Großraum Graz gesundheitsgefährdend. "Das belegen ja auch Studien – so ist mit Zunahme der Feinstaubwerte auch ein deutlicher Anstieg der Krankenhausaufenthalte erkennbar." Besonders betroffen sind die Kleinsten: Bei Kindern zwischen 7 und 14 Jahren steigt die Anzahl an Krankenhausaufenthalten um 5,5 Prozent – bei den 1- bis 6-Jährigen sind es sogar 8 Prozent.
Unbestritten ist auch die Tatsache, dass Feinstaub Auslöser für Lungenkrebs sein kann. "Und das schon unter den festgelegten Grenzwerten. Aus einer europaweiten Studie unter 300.000 Menschen geht hervor, dass in feinstaubbelasteten Regionen das Lungenkrebsrisiko um 22 Prozent höher ist als an Orten ohne Feinstaubproblem." Längst erwiesen ist laut dem Experten, dass mit erhöhten Feinstaubwerten auch das Risiko für einen Hirnschlag steigt. "Durch den Feinstaub werden Leber, Herz und eben auch das Hirn geschädigt – und das Gefährliche dabei ist, dass dieser Prozess schleichend beginnt."
Öffi-Aktion gegen Feinstaub kommt zu spät
Was also tun gegen den Feinstaub? Mit dem vom Land verhängten Zweitheizungsverbot ist laut Wurzinger ein wichtiger Schritt getan. "Fahrverbote sind natürlich aus wirtschaftlicher Sicht schwierig umzusetzen – das wäre aber ohnehin Sache der Politik." Dass der Freitagsvorteil bei Öffis nun täglich gilt und eine Stundenkarte automatisch zur Tageskarte wird, begrüßt Wurzinger, "nur ist es eigentlich zu spät – die Aktion gehört im November oder Dezember begonnen".
WOCHE-Wissen
In der Feinstaub-Überschreitungsstatistik des Umweltbundesamts liegen auf den ersten fünf Plätzen ausschließlich Messstellen aus Graz: An den Messstationen Petersgasse und Tiergartenweg wurden die von der EU erlaubten Höchstwerte von 50µg/m³ heuer bereits an 26 Tagen überschritten. Es folgen die Stationen Gries (25 Tage), Don Bosco und Eggenberg (je 24 Tage). Laut IG-Luft sind 25 Überschreitungstage pro Jahr tolerierbar.
#mitreden
Wie kann man eurer Meinung nach die Feinstaubproblematik in Graz in den Griff bekommen? Gratis-Öffis? Fahrverbote für Diesel-Autos? City-Maut?
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Zum Kommentar über die "Feinstaubhochburg" Graz geht’s hier.
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