Dr. Philip Streit: Pflege mit Krampf oder Herz
Philip Streit über die Vereinbarkeit von Pflege Angehöriger und Beruf.
Private Pflege von Angehörigen gewinnt an Bedeutung und ist ein brisantes Thema, denn die Gesellschaft wird immer älter. Studien zufolge möchten die meisten der zu pflegenden Angehörigen zu Hause gepflegt werden, am besten von ihren Ehepartnern oder Kindern. Nur etwa ein Drittel der Pflegebedürftigen will in Tagesbetreuungseinrichtungen oder gar in ein Pflegeheim gehen.
Drei Motivationen spielen für die private Pflege eine große Rolle:
Dankbarkeit, für das, was die Eltern oder der andere für einen getan haben, das Pflichtgefühl, dass man so was selbstverständlich tun muss
und die allgemein eingeforderte Loyalität den Alten und Unterstützenswerten gegenüber. Herausfordernd ist die Rollenumkehr. Aus Kindern werden Angehörige, die sich um ihre Eltern kümmern. Bei gleichberechtigten Partnern entstehen, wenn ein Ehepartner gepflegt wird, Abhängigkeitsverhältnisse. Dazu kommen Scham und Stolz. Die Mehrheit der privatpflegenden Angehörigen macht einen großartigen Job. Private Unterstützung und Pflege ist wichtig. Es kommt vor allem aber darauf an, dass man dabei nicht allein bleibt und frühzeitig so herangeht, dass eine Burn-out-Schleife gar nicht entstehen kann.
Hier nun einige Tipps, wie die private Pflege und die Vereinbarung mit dem Beruf gut gelingen kann:
1. Halten Sie inne und klären Sie, was Ihre Motivation ist.
2. Prüfen Sie, für was Sie in der Pflege zuständig sein können und wo Sie Hilfe brauchen.
3. Tauschen Sie sich dazu auch mit Fachdiensten und speziell dafür geschultem Beratungspersonal und Stellen aus.
4. Machen Sie sich einen Plan und strukturieren Sie Ihre Tätigkeit.
5. Bleiben Sie nicht allein. Gehen Sie in die Öffentlichkeit. Dies ist das beste Bollwerk gegen Verzweiflung.
6. Schaffen Sie sich ein Netzwerk der Hilfe, auf das Sie immer wieder zurückgreifen.
7. Vergessen Sie nicht darauf, dass Sie sich auch ablenken, sodass Ihr Leben auch noch aus anderen Dingen besteht.
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