Am Hof zu Hause
Landesbäuerin Auguste Maier über die Herausforderungen des Jobs, die Situation der Frauen und ihre Kindheit am Hof.
Was produzieren Sie auf Ihrem Hof?
Wir haben Rinder und Hühner, verkaufen Fleisch und Eier. Wir verarbeiten zudem Schweinefleisch. Außerdem bauen wir Kürbisse, Mais und Käferbohnen an. Sehr wichtig ist für uns der Vertrieb über unseren Hof-Laden.
Wie hat sich der heiße Sommer ausgewirkt?
Für uns gut! Für Kürbisse und Mais ist die Hitze gut. Für Tier und Mensch ist sie natürlich anstrengend.
Wie lange sind Sie schon Bäuerin?
Den elterlichen Hof habe ich mit 22 Jahren übernommen. Ich bin hier aufgewachsen und habe schon als Kind immer mitgeholfen.
Was sind prägende Erinnerungen?
Im Sommer, wenn meine Freundinnen ins Bad gegangen sind, habe ich Bohnen gebrockt … (lacht) Auch meine Enkerln helfen mir jetzt – etwa beim Eier-Sortieren.
Wollten Sie Bäuerin werden?
Nein, ich wollte Volksschullehrerin werden, aber es war klar, dass ich den Hof übernehme. Einen Betriebsnachfolger zu finden ist oft schwierig. Wir sind auf dem Hof jetzt zu viert: Mein Mann, ich, unser Sohn und seine Frau. Außerdem sind da unsere zwei Enkerln.
Was ist die größte Herausforderung?
Wenn deine Einnahmequelle im Freien ist, hast du Angst: Kommt ein Gewitter? Ein Hagel kann in wenigen Sekunden alles vernichten. Auch die Preissituation ist sehr belastend. Man muss andere Einnahmequellen finden: Etwa Erwerbskombinationen mit Ab-Hof-Vertrieb oder Urlaub-am-Bauernhof.
Wie sieht Ihr Tag aus?
Ich stehe um 6 Uhr auf, als erstes gibt es einen Rundgang bei den Tieren, dann ist bis abends immer was zu tun.
Als Landesbäuerin setzen Sie sich ja auch für die Bäuerinnen ein. Wie ist die Situation der Frauen?
Ich vertrete 40.000 Landwirtinnen in der Steiermark. Heute werden hier ja mehr als 40 Prozent der Betriebe von Frauen geführt. Viele Männer arbeiten hauptberuflich in einem anderen Job, während sich Frauen um den Hof kümmern. Das ist eine große Verantwortung.
Was möchten Sie für die Frauen bewirken?
Ich möchte etwa junge Landwirtinnen vernetzten, fördern und ihnen Ausbildungen zugänglich machen. Ich möchte ihnen aufzeigen, dass auch sie nebenerwerbstätig sein können.
Stecken Frauen in alten Rollen fest?
Manche Frauen glauben, sie müssen sich für alles aufopfern: den Hof, den Haushalt, die Kinder. Dabei können sie sich ja Hilfskräfte holen. Es ist wichtig, dass das Klima in der Familie passt. Frauen spielen hier eine entscheidende Rolle, auch weil sie viel soziales Gespür haben.
Als Landesbäuerin machen Sie Bewusstseinsarbeit: Was soll man über Bauern wissen?
Man soll sehen, wie viel wir leisten. In einem Laib Brot steckt etwa ein Jahr Arbeit – vom Anbau des Getreides über die Ernte bis zum Backen. Auch das Land würde ohne uns anders aussehen: Wir erhalten die Kulturlandschaft.
Zur Zukunft der Bauern: Können kleine Betriebe überleben?
Ja, da bin ich mir sicher. Aber die großen werden noch größer. Zum Glück gibt es einen Trend zur Regionalität, aber das Bewusstsein dafür müssen wir stärken.
WOCHE-WORDRAP
Das Beste daran, eine Frau zu sein: Frauen sind insgesamt toll!
Wenn ich ein Mann wäre, würde ich: mir mehr Zeit nehmen, um zu genießen
Mit 85 Jahren möchte ich: immer noch die Welt umarmen
Wütend macht mich: Neid und Gehässigkeit
Mein liebstes Schimpfwort: Ich denke mir: Zähne zusammenbeißen und durch!
Mein letzter Glücksmoment: Mein Enkerl Johannes (4) fragte, ob er bei mir schlafen darf
Als Comicfigur wäre ich: die clevere Maus aus „Tom & Jerry“
STECKBRIEF
geb. am 7.7. 1959, leitet ihren Hof und Hofladen in Hart bei Graz,
seit 2014 Landesbäuerin: Vertreterin der Frauen im Steirischen Bauernbund, Landeskammerrätin
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