Alles begann mit dem Herzog – Graz Inside (Landesbibliothek)
Stöbern, staunen, schmökern: Die WOCHE bekam einen exklusiven Einblick in die Steiermärkische Landesbibliothek.
Die Rolltreppe runter, durch die Glastür und willkommen in der Steiermärkischen Landesbibliothek. Mitten im Joanneumsviertel lagern hier 800.000 Medien und 30.000 E-Medien. Für "Graz Inside" wirft Chefin Katharina Kocher-Lichem mit der WOCHE einen Blick hinter die Kulissen.
Anfang und Neubau
"Am 25. November 1811 hat Erzherzog Johann die Urkunde unterschrieben, das war der Anfang", führt Kocher-Lichem aus. Der Erzherzog liebte die Steiermark und brachte seine Sammlungen hierher. "Alles auf dem neuesten Stand zu haben, schön zu ordnen und die Wissenschaft zu fördern war ihm wichtig." 1890 wurde das Gebäude zu klein. Es stand im Botanischen Garten, bevor dieser Richtung Uni siedelte. "Es kam der Teil bis zur Neutorgasse dazu."
2011 zum 200-Jahr-Jubiläum der Landesbibliothek wurde sie für 36 Millionen Euro um zwei Stockwerke in die Tiefe erweitert. Die Institution hat heute einen Sammlungsauftrag von Niederschriften steirischer Autoren. So liegen hier unzählige Werke Peter Roseggers – "er hat mit über 1.000 Personen korrespondiert, das muss alles digitalisiert werden", sagt Kocher-Lichem. Das passiert in der Mikrofilmstelle, wo Ilse Höbenreich und Peter Schellnegger warten.
Digitalisieren und restaurieren
"1885 wurde der Archivierungsauftrag begonnen. Die Filme werden heute zur Sicherheit an zwei Orten gelagert", sagt Schellnegger. Dann wird weiter eingescannt – Bücher, Tageszeitungen, Briefe ...
Nächster Stopp: Restauration und Buchbinderei. "Früher hat man stark nachhaltig gedacht", schwärmt Restauratorin Monika Messner. "Es wurden Nägel auf die Buchhülle geschlagen, damit die Vorderseite beim Aufklappen durch die herausragenden Nägel geschützt blieb." Messner erklärt noch den Prozess des Buch-Waschens, der mehrere Tage und spezielle Mittel beansprucht. "Ein großes Problem ist Schimmel."
Buch als Kunstwerk
Weiter geht es durch verwinkelte, nicht öffentlich zugängliche Gänge, vorbei an Peter-Rosegger-Bildern – "heuer steht er im Fokus" – zum Tresor. Altbuchspezialist Markus Kostajnsek (am Titelbild mit der "Erbhuldigung Kaiser Karls") präsentiert das älteste gedruckte Buch – "spätestens aus 1463" – das im Besitz der Bibliothek ist: die Summa Theologica von Thomas von Aquin. "Ein Buch war damals nie nur Infoträger, sondern ein Gesamkunstwerk. Es wurde feinstes Papier verwendet und war für Eliten gedacht", erklärt er und holt kiloschwere, teils mit Seide bestickte Werke hervor. Während draußen die Sommerhitze brütet, hat es hier konstante 19,5 Grad Celsius. "Gleichbleibend und kühl ist gut."
Durch Lesesäle, Veranstaltungsräume und Archive hindurch begleitet uns Kocher-Lichem ins Freie und resümiert selbst: "Die Einrichtung ist schon faszinierend."
Infos:
Die Anschrift der Steiermärkischen Landesbibliothek ist die Kalchberggasse 2 in Graz. Von Montag bis Freitag hat sie von 9 bis 17 Uhr geöffnet (mit großen Lesesälen vor Ort – siehe Bild), in den Sommerferien nur bis 13 Uhr. Am Samstag und Sonntag ist die Einrichtung geschlossen. Für die Bücherrückgabe gibt es außerhalb der Öffnungszeiten von 6 bis 19 Uhr einen Bücherrückgabekasten (Durchgang Joanneumsviertelplatz – Innenhof). Seit Jänner 2014 leitet Katharina Kocher-Lichem die Landesbibliothek. Im Jahresbericht 2016 wurden 25.537 Besucher vermessen. Nähere Infos finden sich auf: www.landesbibliothek.steiermark.at
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