Was Eltern darüber wissen sollten
Taylor Swift als Massenbewegung
Die Fanbewegung rund um Popstar Taylor Swift ist längst zum weltweiten Massenphänomen geworden – auch hierzulande finden sich unzählige junge "Swifties", die ihr großes Vorbild verehren. Kinder- und Jugendpsychologe Philip Streit über die Macht großer Idole.
GRAZ. Taylor Swift führt es gerade wieder eindrucksvoll vor Augen: Jugendliche, vor allem weiblichen Fans, vergöttern ihr Idol regelrecht, reisen zu ihren Events, treffen sich in Scharen in ihren "Swiftie"-Outfits, mit den Armen voller Freundschaftsbänder. Massenbewegungen wie diese sind nichts Neues – Menschen haben sich immer schon hinter Ideen oder Persönlichkeiten geschart, die ihnen eine Annäherung an ihre Träume und Ziele versprechen. Sei es in Politik, Wissenschaft oder Popkultur.
Idole geben Orientierung und Halt
Idole sind immer eine Projektionsfläche für unsere Wünsche und Ideen und können uns Orientierung und Halt geben, besonders in einer oft unübersichtlichen Welt. Wie Untersuchungen zeigen, können sie auch positiv auf unsere Leistung wirken, wenn wir diesbezüglich unseren Vorbildern nachstreben.
So können Idole als Start- und Orientierungshilfe für die Entwicklung der Identität fungieren und dabei helfen, die eigene Haltung zu finden. Nach der Theorie des Modellernens lernen wir alle, so auch Kinder, am Beispiel anderer, seien es nun die Eltern, Geschwister, Freunde oder Vorbilder aus den Medien.
Taylor Swift als positive Massenbewegung
Als Elternteil ist es wesentlich, sich für die Idole der Kinder zu interessieren und Kinder beim Ausleben ihrer Interessen zu begleiten. Vorsicht ist geboten, wenn sie sich im übertriebenen Ausmaß auf eine Person fixieren und nichts anderes mehr sehen, und natürlich dann, wenn Vorbilder für zweifelhafte oder gar menschenverachtende Werte stehen – hier seid ihr als Elternteil gefragt.
Wie sieht es nun konkret mit der großen Bewegung rund um Taylor Swift aus? Diese kann getrost als positive Massenbewegung bezeichnet werden, denn die Popsängerin steht für Kooperation, Freundschaft und dafür, dass Frauen unabhängig und erfolgreich ihre Ziele verwirklichen.
Tipps vom Kinder- und Jugendpsychologen
Anbei einige Anregungen, wie du mit der Begeisterung deines Kindes für ein Vorbild umgehen kannst:
- Bevor du etwas über das Idol deines Kindes sagst, beschäftige dich mit dieser Person.
- Erinnere dich an die Zeit in deinem Leben, in der du selbst von Idolen begeistert warst. Erzähl deinem Kind davon.
- Äußere deine Einschätzung zum Idol und vertretet klar deine Meinung, besonders wenn Ideen verkörpert werden, die in eine destruktive oder abwertende Richtung gehen.
- Greife ein, falls die Begeisterung für ein Idol übertrieben oder besorgniserregend ist. Vertrete dann deine Botschaft klar und vermittel gleichzeitig, dass du dein Kind liebst und für es da bist.
- Versuche nicht, die Idole deines Kindes durch andere, von dir ausgewählte Vorbilder zu ersetzen. Kinder suchen sich ihre Idole selbst aus.
- Erlebe gemeinsam verbindende Momente, wenn ihr gemeinsam zum Beispiel die Musik oder einen Film über das Idol anhört oder anseht.
- Begleite dein Kind bei den Themen, die es gerade bewegt, gib Halt und macht deutlich, dass du immer ein offenes Ohr hast.
Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@meinbezirk.at
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