Ein Leben in zwei Welten
Der Wahl-Grazer Fred Ohenhen über das Gelingen von Integration, sein neues Buch und eine mögliche Zukunft in der Politik.
"Im Sommer bin ich sehr gerne im Park. Die Sonne genießen, ein bisschen spazieren und Leute schauen", beschreibt Fred Ohenhen seinen perfekten Tag in Graz. Nach mehr als 20 Jahren in der Landeshauptstadt hat der gebürtige Nigerianer viele Lieblingsplätze. "Es kommt aber immer drauf an, wo ich gerade unterwegs bin." Im Univiertel trifft man ihn öfters im Galliano, in der Innenstadt geginnt er den perfekten Tag gerne im Operncafé.
Kampf gegen Vorurteile
So wie heute. Im Gastgarten des Operncafés fällt sein Blick auf ein FPÖ-Plakat. Seine sonst so launige Stimme wird ernst: "Schau, was dort drüben steht. Wie viele Moscheen gibt es bitte in Graz? Nicht alle Muslime sind Bombenleger!"
Diese Vorurteile und Pauschalisierungen ärgern ihn. Beruflich hat er sich voll dem Kampf dagegen verschrieben. Seit 1998 leitet er nämlich bei Isop Workshops zum Thema Interkulturelle Bildung. Mit seinem internationalen Team erreicht er so jährlich 5.000-6.000 Menschen.
Ein perfektes Wochenende
Unter der Woche damit voll eingespannt, steht ein perfekter Tag am Wochenende ganz im Zeichen der Familie. "Dann koche ich, oft nigerianisch." Wenn er nicht gerade zuhause den Kochlöffel schwingt und Lust auf afrikanisches Essen hat, dann geht der Familienvater auch gerne ins Omoka in der Keplerstraße.
Am Samstag sind Sturm-Spiele für ihn ein Muss, entweder zuhause auf der Couch, oder im Stadion. "Bin eben ein echter Schwarzer", scherzt er.
Neues Buch und CD
Neben Arbeit und Familie bleibt auch noch Zeit für andere Projekte: Der Wahl-Grazer hat gerade ein Buch geschrieben. "Darauf bin ich sehr stolz", grinst er. Das autobiographische Werk soll am 12.12. unter dem Titel "Ein Leben. Zwei Welten." erscheinen. "Es geht auch um das Thema Integration, um die Probleme damit."
Wie kann seiner Meinung nach Integration gelingen? "Das Wichtigste ist der persönliche Kontakt. Wir müssen die Menschen zusammenbringen. Ich kann dir nur sympathisch sein, wenn wir gesprochen haben."
Die Förderung des Kontakts zwischen Migranten und "Einheimischen" hat er zu seiner Lebensaufgabe gemacht. "Meine Motivation ist, dass meine Kinder ganz frei leben können und wegen ihrer Hautfarbe keine Angst haben."
Zusätzlich zum neuen Buch ist auch eine CD geplant. Darauf finden sich Geschichten und Lieder aus Nigeria und Turkmenistan.
Pläne für die Zukunft
Was kommt nach dem Buch? Irgendwann möchte er doch in die Politik gehen. "Ich bin schon so oft gefragt worden, habe aber immer abgelehnt", meint er. "Vor der Pension möchte ich aber in dieser Stadt mitgestalten. Die Frage ist: Ist die Stadt reif für einen wie mich?"
Ein perfekter Abend
Wegen der vielen Projekte kommt der ideale Abend leider nicht allzu oft vor. "Den Abend machen ein griechischer Salat und ein gutes Glas Wein perfekt. Gemeinsame Zeit mit meiner Frau und meinen Töchtern ist das Schönste für mich."
Steckbrief
Geboren 1966 in Benin City, Nigeria.
Im April 1989 wollte er nach Amerika, ist "zufällig" nach Graz gekommen.
Verheiratet mit Ingrid, Töchter Alice (15) und Idia (19).
Leitet bei Isop ein buntes Team von neun Personen aus sieben Ländern, Workshops zur Interkulturellen Bildungsarbeit an Schulen und Kindergärten.
Hauptprojekt: "IKU-spielend erleben". http://www.isop.at/iku/
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