Bache tot
Fünf Frischlinge sind ohne Mutter

- Die fünf Frischlinge grasen die Stellen im Wald ab, die sie kennen. Herr A. füttert sie zu und bekommt sie täglich vor seine Wildkamera.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Katrin Pilz
Fünf Frischlinge, die ihre Mutter verloren haben, irren seitdem alleine im Wald umher.
BEZIRK. Ein Jäger hat in Brand-Nagelberg eine Bache erschossen, die fünf Frischlinge führte. Passiert ist es am 9. August gegen 23.40 Uhr. "Ich habe den Schuss gehört, und am nächsten Tag ist mir die Bache abgegangen. Seitdem irren die Frischlinge mutter- und planlos im Wald umher", berichtet Herr A. (Name von der Redaktion geändert, vollständiger Name ist der Redaktion bekannt), der besagten Wald gepachtet hat.
Gefrischt wurden die Jungtiere Anfang März. "Die Frischlinge gehen jetzt zu den Stellen, die sie kennen, die die Bache mit ihnen immer besucht hat", erzählt A. Täglich hat er sie auf seiner Wildkamera, und er füttert sie auch zu, denn: "Was bleibt mir denn anderes übrig, die Kleinen sind hungrig."
"Charakterlos"
Rechtswidrig gehandelt hat der Jäger mit dem Abschuss der Bache aber nicht, denn die führende Bache darf laut NÖ Jagdverordnung (§ 22, 7b) im Zeitraum von 16. Juli bis 15. Februar verfolgt, gefangen und erlegt werden. "Auch wenn die Bachen ab Mitte Juli zum Abschuss frei gegeben werden, ist es von diesem Jäger charakterlos, Bachen, die Frischlinge führen, zu erlegen. Sowas ist keine Art und verletzt den Ehrenkodex", tut A. seinen Ärger kund.
Bezirksjägermeister Ernst Strasser ist der Fall bekannt. "Ich gehe seit 45 Jahren jagen und fast alle sind der Meinung, dass man ein Muttertier nicht von ihren Jungen wegschießt – das ist nicht nur beim Schwarzwild der Fall, sondern auch zum Beispiel bei den Füchsen. Das macht man aus Prinzip nicht, auch wenn es erlaubt wäre", so Strasser.
Hoher Schwarzwildbestand
Abgesehen von diesem Fall herrsche laut Bezirksjägermeister beim Schwarzwild allgemein eine Ausnahmesituation. Es gebe heutzutage wesentlich mehr Wildschweine in den Revieren als früher. "Wir hatten vor zehn Jahren nur ca. zehn Prozent der Wildschweinbestände, die wir jetzt haben", erläutert Strasser. Rotten mit bis zu 20 Tieren verursachen enorme Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen.
Schweinepest bedrohlich nahe
Ins Spiel kommt auch die Afrikanische Schweinepest (ASP), die, so Strasser, durch Deutschland und Ungarn schon bedrohlich nahe an Österreich sei – in Bayern werden bereits hohe Abschussprämien auf Wildschweine bezahlt. ASP ist zwar nicht auf den Menschen übertragbar, sollte sich aber ein Hausschwein damit infizieren, muss der gesamte Bestand "vernichtet" werden – ein Desaster nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Betriebe. Sobald ein Fall von ASP in Österreich auftritt, sollen auch bei uns Abschussprämien diskutiert werden.
"Es kommt immer auf den Menschen an, aber es gibt gute Gründe, den Schwarzwildbestand niedrig zu halten", so Strasser. Um die Bestände zu reduzieren, müsse daher die Jagd intensiver betrieben werden. Im Jahr 2020 wurden im Bezirk 956 Wildschweine geschossen – das waren um 30 Prozent mehr als 2019.
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