Ertugrul Orhan: Bin kein Islamist!
Ein Gmünder mit türkischen Wurzeln wurde beim Verfassungsschutz angezeigt. Er wehrt sich gegen Verdächtigung.
GMÜND (eju). Überraschenden Besuch erhielt vor zwei Wochen der Gmünder Ertugrul Orhan, der ehemalige Betreiber der Gmünder Pizzeria. Der Verfassungsschutz pochte an seine Tür und befragte ihn zu seinem Verhältnis zum Islam, zum Islamismus und zum IS in Syrien. Der Grund für den Besuch war eine Anzeige, die jemand gegen ihn eingebracht hatte, mit dem Verweis, er sei ein radikaler Islamist, so Orhan im Gespräch mit den Bezirksblättern Gmünd.
"Die Beamten des Verfassungsschutzes wollten mit mir ein Gespräch führen. Sie wollten wissen, ob ich die fünf Säulen des Islam erfülle. Daraufhin habe ich gesagt: 'Ich bin ein gläubiger Moslem.' Dann wollten sie wissen, ob ich nach Syrien ausreisen wolle", berichtet Orhan. Weiters hätten die Beamten wissen wollen, was er mit dem Erlös aus dem Verkauf eines Hauses zu tun gedenke, was er mit seinem alten Auto gemacht habe. Sie wollten wissen, ob er schwarze Kleidung besitze und sie auch trage. Außerdem wollten sie wissen, was er vom Islamischen Staat halte.
Ist Anzeige Racheakt?
"Ich habe geantwortet, dass meine Meinung zum IS klar sei. Diese Menschen sind Terroristen, keine Moslems. Mit dem Geld vom Hausverkauf möchte ich mein Gmünder Haus renovieren. Ich habe mein Geld nicht auf der Straße gefunden, dass ich es solchen Idioten vom IS schenke", erklärt Orhan weiter.
Rechtsanwalt eingeschaltet
Er sei über die Anzeige entsetzt und habe inzwischen seinen Rechtsanwalt eingeschaltet. Er vermutet, dass die Anzeige mit der Kindergartengeschichte des Vorjahres im Zusammenhang stehe und als Rache-Aktion zu sehen sei. Damals hatte es eine Auseinandersetzung zwischen Orhan und Bediensteten des Kindergartens gegeben, wobei es sich im weiteren Sinne um Religion gedreht habe. Dafür, so Orhan, würden sich nun seine Feinde rächen wollen.
Orhan wehrt sich gegen die seiner Ansicht nach ungerechtfertigte Anzeige: "Ich will in Gmünd bleiben und leben. Ich brauche keinen schwarzen Fleck auf mir und meiner Familie. Ich habe vier Kinder."
"Will nicht nach Syrien!"
Keinesfalls wolle er nach Syrien reisen: "Ich habe ja nicht hundert Leben, damit ich eines den Idioten vom IS schenke. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich lieber in die Türkei zu meinen Schwiegereltern reisen. Meine Frau hat ihre Eltern seit drei Jahren nicht mehr gesehen." Auf jeden Fall sei er kein Islamist, verfluche die Aktivitäten des IS und distanziere sich von solchen Idioten, der Islam habe nichts mit dem IS zu tun. Es sollte außerdem nicht so einfach sein, jemanden ohne Beweise anzuzeigen, so Ertugrul Orhan abschließend.
Orhan ist kein Terrorist
Ein Gespräch mit dem Leiter des NÖ Verfassungsschutzes, Richard Scherscher, bringt Entwarnung: "Wir bekommen in den vergangenen Monaten Anrufe von Schulen, Arbeitgebern, Vereinen oder Nachbarn. Die Anrufer haben Angst, dass sich jemand radikalisiert oder zum Dschiadisten wird. So war es auch bei Herrn Orhan. Meine Ermittler können ausschließen, dass er ein Terrorist ist." Die Aufgabe des Verfassungsschutzes sei es, besorgten Anrufen von Bürgern nachzugehen. Das geschehe und im persönlichen Gespräch bekomme man dann einen Eindruck, ob eine Gefahr bestünde oder nicht.
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