Demenztraining
Der Kampf gegen das Vergessen
Sarah Bauer hilft Demenzerkrankten, ihre Autonomie so weit es geht zu erhalten. Mit speziellen Trainings kann der Fortschritt der Krankheit hinausgezögert werden.
BEZIRK GMÜND. Die Diagnose "Demenz" stellt sowohl Betroffene als auch deren Angehörige vor große Herausforderungen. Die Krankheit schränkt das Leben der Menschen stark ein. "Oft isolieren sich Demenzerkrankte, weil sie denken, dass sie sich schämen müssen. Durch meine Arbeit kann ich ihnen das Gefühl vermitteln, dass auch für sie und diese Krankheit Platz in der Gesellschaft ist und da jemand ist, der sich mit ihnen gezielt beschäftigt und ihnen vorurteilsfrei begegnet", erklärt Demenztrainerin Sarah Bauer, die mit Trainings Betroffene unterstützt, ihre Autonomie und Selbstständigkeit zu bewahren.
Die Waldviertlerin machte die Ausbildung zur Pflegeassistentin und arbeitete anschließend mehrere Jahre in einem Pflege- und Betreuungszentrum. "Dort wurde mir mit der Zeit immer mehr bewusst, dass sich das Gesundheitssystem in eine Richtung entwickelt, die mich in diesem Beruf nicht erfüllt. Für die Betreuung und sinnvolle Beschäftigung der Bewohner ist durch den Mangel an Personal und der immer mehr werdenden Dokumentation kaum Zeit gewesen, was ich vor allem bei den Demenzerkrankten merkte", erzählt Bauer. Um speziell diesen Menschen helfen zu können und ihre Lebensqualität zu verbessern, entschied sie sich für die Ausbildung zur Demenztrainerin, die sie in Bad Ischl absolvierte.
Den Verlauf verlangsamen
Beim Demenztraining werden die noch vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen von Erkrankten gefördert. Es beinhaltet verschiedene Elemente, um alle Sinne anzuregen. Gearbeitet wird auch mit therapeutischen Methoden wie Musik, Ergo- und Physiotherapie. Die Übungen sind individuell an den Klienten angepasst. "Zuerst lernen wir uns bei einem kostenlosen Erstgespräch unverbindlich kennen, wobei ich mir ein Bild vom Stadium der Demenz mache. Wenn Interesse besteht, bekommen die Angehörigen einen Biografiebogen zum Ausfüllen. Durch diesen ist es dann gut möglich, die Einheiten individuell zu gestalten", so Bauer.
Die zweistündigen Trainings finden beim Betroffenen zu Hause oder in der Pflegeeinrichtung statt. Wichtig sei es, sie regelmäßig, sprich wöchentlich, zu machen, denn nur dann sei es möglich, die Dauer der Stadien zu verlängern und den Fortschritt der Krankheit hinauszuzögern. Heilen oder ganz stoppen lässt sich Demenz aber nicht.
Was das Schönste an ihrer Arbeit ist? "Dass nicht nur ich meinen Klienten eine schöne und angenehme Zeit gebe, sondern sie mir genauso. Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell ich ins Herz geschlossen werde - von den Erkrankten und auch den Angehörigen. Man spricht auch über sehr private Dinge, die nichts direkt mit meinem Aufgabengebiet zu tun haben", sagt Sarah Bauer. Es sei eben irgendwie "ein familiäres Gefühl".
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