Neophyten
Ögreissler rückt fremden Pflanzen zu Leibe

"Akazien gehören zu den Neophyten", informiert Peter Comhaire. | Foto: Potmesil
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GROSS-ENZERSDORF. Als der "Belgier im Marchfeld" ist Peter Comhaire vielen wohlbekannt, als Ögreissler sowieso, mittlerweile engagiert sich der 43-Jährige auch bei den Grünen und ohnehin mangelt es dem Geschäftsmann nicht an Ideen. So unterstützt er mit seiner Gr.-Enz&Los GmbH klimaverbessernden Geschäftsideen.
Jetzt gründete Comhaire die micormacro GmbH. Das Geschäftsmodell: Neophyten aufspüren. Comhaire erklärt das Konzept: "Wir haben eine Software entwickelt, die mittels künstlicher Intelligenz (KI) Neophyten erkennt und deren Standorte dokumentiert." Der Sinn dahinter: Gesucht wird gezielt nach invasiven Neophyten, das sind Pflanzen, die ab der Zeit von Kolumbus' Entdeckung Amerikas in Europa eingeschleppt wurden, sich rasch verbreiten und heimische Planzen verdrängen. Drei Argumente sprechen für die Reduzierung dieser Neophyten: Viele von ihnen schaden der Gesundheit, wie Ragweed, das Allergien hervorruft oder der Riesenbärenklau, der schwere Hautverbrennungen verursacht. Zudem beschädigen invasive Neophyten, die anderen Pflanzen verdrängen, Infrastruktur, im schlimmsten Fall können Dämme weggespült werden. Drittens sorgen sie für den Verlust der Biodiversität, Monokulturen entstehen.
Comhaire führt bereits erste Gespräche mit potenziellen Kunden, die Asfinag hat bereits konkret Interesse gezeigt, auch mit ÖBB und OMV sowie einigen Gemeinden sei er in Kontakt, teilt er mit. "Ich könnte mir vorstellen, dass das Angebot auch für Kleinregionen oder LEADER-Regionen interessant ist, denn die Biodiversität nimmt in Zeiten des Klimawandels einen immer größeren Stellenwert ein", meint Comhaire.
Mit der Software können große Flächen abgebildet werden, die Kamera kann auf Streckenfahrzeugen ebenso wie auf Fahrrädern oder Drohnen befestigt werden. Micromacro übernimmt das Monitoring und die Dokumentation. Weitere Maßnahmen zur Beseitigung der Pflanzen sowie zu Neupflanzungen mit heimischen Gewächsen erfolgen in Abstimmung mit Biologen.

Die Idee  dazu, mittels künstlicher Intelligenz Biodiversität zu schützen, hatten übrigens Peter Comhaire und der Marchfelder Robin Sandfort 2018 beim Spaziergang in der Lobau. Im 4. "greenstart" Wettbewerb 2019 wurden sie für diese Idee vom Klimaministerium prämiert. Ende 2021 haben sie gemeinsam mit zwei Partnern aus Wien, Johannes Kröpfl und Matthias Brandstetter, die micromacro GmbH gegründet.

Biodivesität

Robin Sandfort: "Die meisten Menschen denken beim Thema Biodiversitätsverlust an unberührte Natur in Naturschutzgebieten und Nationalparks. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass der Verlust in unserer Agrarlandschaft und im Siedlungsraum viel dramatischer ist. Auch entlang der Wegraine und Hecken quer durchs Marchfeld breiten sich unkontrolliert eingeschleppte Pflanzenarten aus und verdrängen unsere heimischen Arten. Götterbaum und co wachsen so dominant, dass unsere heimischen Gehölze keine Chance haben."

Infrastruktur

Johannes Kröpfl: "Invasive Arten wie der Staudenknöterich dominieren ganze streifen am Ufer der Gewässer. Zwischen den Pflanzen wachst nichts anderes mehr. Da der Staudenknöterich jedoch im Winter oberirdisch abstirbt, ist der Boden weniger geschützt vor Erosion bei Starkregen. So können durch Untätigkeit in kurzer Zeit die Hochwasserschutzanlagen und andere Infrastruktur wegspült werden."

Künstliche Intelligenz

Matthias Brandstetter: "Unser auf künstlicher Intelligenz basierendes Bilderkennungsverfahren schafft es mit sehr hoher Genauigkeit, selbst kleine Pflanzen in Bild- und Videoaufnahmen zu erkennen. So hat unser Prototyp, den wir 2021 für ein Autobahnbetreiber entwickelt haben, auf deren Teststrecke über 95% der Götterbäume korrekt identifiziert. Diesen Prototypen haben wir nun weiterentwickelt, so sie unsere Software in Zukunft für ihr gesamtes Straßennetz einsetzen kann - und das neben dem Götterbaum auch für weitere Neophyten. Ein großer Vorteil unseres Systems ist dessen Fähigkeit, auch junge und damit kleine Pflanzen zu erkennen. Diese sind leichter zu entfernen, auch ohne schweres Gerät und ohne Sperre der Autobahn. Später wird es teurer, da die Wurzeln vom Götterbaum auch in der Lage sind die Asphaltdecke aufzubrechen."

Gesundheit

Peter Comhaire: "Jeder; der wie ich gegen Ragweed allergisch ist, wird berichten können, dass es in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist. Unsere Software ermöglicht es den Entscheidungsträgern, diese Pflanzen frühzeitig (also vor der Blüte) zu erkennen. Somit können die Verantwortlichen die Ausbreitung der Art eindämmen und vielen Menschen das Leid ersparen."

1100 Neophyten

Steckbrief Neophyten: 1100 der 4000 Pflanzenarten in Österreich sind Neophyten. Das heißt, dass sie erst nach der Amerikareise von Kolumbus nach Österreich gekommen sind. Die meisten davon sind eine Bereicherung für die Biodiversität und unsere Speisekarte (Kukuruz, Erdäpfel, Paradeiser, ...). Einige Arten jedoch werden von der EU als schädlich oder von der AGES als gefährlich eingestuft. Diese verursachen schwere gesundheitliche Probleme, Kosten an Infrastruktur in der Landwirtschaft und einen massiven Verlust an Biodiversität.

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