Gruppenpraxen und Einzelkämpfer

- Haben gute Erfahrung mit der Gruppenpraxis gemacht: die Strasshofer Ärztinnen Ute Kren und Brigitte Lunzer.
- hochgeladen von Ulrike Potmesil
BEZIRK. Wie sieht die ärztliche Versorgung im Bezirk aktuell aus und wie wird sie sich in den nächsten Jahren verändern? Die Bezirksblätter sprachen mit niedergelassenen Ärzten.
Peter Kozlowsky, praktischer Arzt in Auersthal und Bezirksvertreter der Allgemeinmediziner, geht davon aus, dass im ländlichen Bereich ein Wandel stattfinden wird. Die Zukunft sind aus seiner Sicht Gruppenpraxen, von Primärversorgungszentren (PHC), wie in Gänserndorf ge-plant, hält er dagegen weniger. "Mit uns Ärzten wurde zu diesem Thema nicht geredet", ärgert er sich, und hat auch gleich die Nachteile parat: Das geplante PHC im Medizinischen Zentrum Gänserndorf (MZG) wäre ein Ambulanzbetrieb, der weder am Wochenende noch in der Nacht geöffnet sei, auch Hausbesuche gäbe es keine. "Im ländlichen Bereich ist das PHC unsinnig, stattdessen sollten wir auf bewährte Strukturen zurückgreifen, die medizinische Infrastruktur erhalten", macht er sich für die niedergelassenen Ärzte stark.
Im Bezirk gibt es einige Ärzte, die gemeinsam ordinieren, so in Leopoldsdorf und Hohenau. Kozlowsky selbst führt eine Praxis mit der Ärztin Martina Sommer-Wimmer. "Von Seiten der Gebietskrankenkasse wird das gut unterstützt", lobt der Arzt die Sozialpartner. Die Vorteile der Gemeinschaftspraxis sieht er in den längeren Öffnungszeiten und der Nähe zum Patienten. "Der Hausarzt ist damit gut erreichbar und hat trotzdem noch Freizeit, wenn er die Ordinationszeiten mit einem Kollegen teilen kann", meint der Arzt. Ute Kren und Brigitte Lunzer führen eine Gruppenpraxis in Strasshof: "Wir haben uns strikt an die rechtlichen Vorgaben für Gruppenpraxen gehalten, was die Überwindung einer ganzen Menge bürokratischer Hürden bedeutet", betont Kren. Durch die vertragliche Absicherung ist es den beiden Ärztinnen nun gestattet, parallel zu arbeiten.
52 Wochen, 57 Stunden
"Unsere Praxis ist 57 Stunden pro Woche geöffnet, urlaubs- oder krankheitsbedingte Schließungen gibt es bei uns nicht", weisen Kren und Lunzer auf die Vorteile für die Patienten hin. Auch sie stehen einem PHC skeptisch gegenüber. "Unsere Praxis hat ein breiteres Angebot, als es das geplante Primärversorgungszentrum haben würde: Ärztinnen, Orthopäde, Bandagist, Diätologin und in Zukunft eine Physiotherapeutin", meint Kren.
Panikmache oder Zukunftsrealität:
Ärztemangel im ländlichen Raum
Während Vertreter der Ärztekammer davor warnen, dass mit der nächsten Pensionierungswelle jede zweite Landarztpraxis in Gefahr sein wird, wird man bei der Gebietskrankenkassa nicht müde, zu betonen, dass es für jede freie Stelle genug Bewerber gebe. In Niederösterreich melden sich im Durschnitt drei Bewerber pro Stelle, heißt es von Seiten der GKK. Der Auersthaler Arzt Peter Kozlowlsy macht jedoch darauf aufmerksam, dass einiges am System geändert werden muss: Weniger Bürokratie, mehr Gruppenpraxen und ein angemessenes Einkommen sei angebracht. Zugangsbeschränkungen an der Uni, schlechtere Bezahlung im Europavergleich und wenig attraktive Ordinationsräume könnten in den nächsten Jahren zum ländlichen Ärztemangel beitragen.
Im Bezirk Gänserndorf sind in den nächsten zehn Jahren einige Ärzte im Pensionsalter. Für Diskussionsstoff sorgt in den kleinen Gemeinden die Apothekenregelung. Besteht im Umkreis von 6000 Metern eine Apotheke, beziehungsweise siedelt sich eine an, darf der praktische Arzt keine Hausapotheke führen. In kleinen Orten ist diese jedoch eine wichtige Zusatzeinnahmequelle für den Arzt. Die Regelung treibt mitunter seltsame Blüten. Im Streit zwischen der Apotheke Hohenau und dem Rabensburger Arzt Karim Piroty wurde um 100 Meter gefeilscht, nur mithilfe einer Containerordination am nördlichen Ortsrand und eines Fahrverbotes auf einer direkten Zufahrtsstraße konnte Piroty die geforderten 6000 Meter überschreiten und seine Hausapotheke behalten.


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