Neues Beteiligungskonzept
Bevölkerung plant Flugrouten mit
Ein neuer Clou der Klimaschutzministerin Leonore Gewessler erlaubt ab sofort die Beteiligung für Bürgerinnen und Bürger bei der Flugroutengestaltung. Eine Mitsprache bei der Planung von An- und Abflugrouten soll der Bevölkerung ermöglicht werden. Wir haben einen Blick nach Groß-Enzersdorf geworfen, wo die Lärmbelastung durch An- und Abflug enorm ist.
GROSS-ENZERSDORF. Klimaschutzministerium und Austrocontrol haben in den letzten Monaten ein Bürgerbeteiligungskonzept entwickelt, das es der Bevölkerung erlaubt, bei der Gestaltung von An- und Abflugrouten mitzusprechen. Ziel sei es, den Dialog zu fördern. "Künftig werden die Bürgerinnen und Bürger besser informiert und insgesamt stärker einbezogen. Durch diese Öffentlichkeitsbeteiligung ermöglichen wir auch die gesteigerte Vermeidung von Lärm und mehr Lebensqualität“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Der Plan
Bürgerinnen und Bürger bekommen die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge zu bestehenden An- und Abflugrouten einzubringen, und Stellungnahmen bei der Neufestlegung oder Änderung von Flugrouten abzugeben. Die eingebrachten Anliegen werden von Austro Control evaluiert. Der Prozess und die Entscheidung, ob und wie ein Anliegen berücksichtigt werden kann, sollen laut Ministerium nachvollziehbar und transparent dokumentiert und den Interessierten bereitgestellt werden.
Keine großen Hoffnungen
Überrascht von diesem neuen Konzept des Ministeriums und der Austrocontrol ist der Sprecher der Bürgerinitiative Lärmschutz Großgemeinde Groß-Enzersdorf, Adolf Obrist:
"Bislang habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Austrocontrol sehr zaghaft ist, was ihre Auskünfte anbelangt. Antworten lassen meist sehr lange auf sich warten. Sie müsste ihre Vorgangsweise um 180 Grad ändern, wenn es nun Transparenz geben soll."
Zwar habe die Initiative schon Erfolge feiern können, der Weg dorthin sein jedoch ein mühsamer gewesen. Es stellt sich für Obrist außerdem die Frage, wie genau die Umsetzung des Mitbestimmungsprozesses erfolgen soll.
"Ich bin der Meinung, dass es effektiver ist, wenn man gemeinsam als Initiative und mit der Gemeinde an den Flughafen herantritt, als wenn nun jeder und jede Einzelne Anliegen einbringt."
Was den Groß-Enzersdorfern sofort und effektiv helfen würde, wäre laut Obrist ein "echtes" Nachtflugverbot, nicht so, wie die aktuelle Limitierung, wo 4.700 Flieger pro Jahr in der Nacht fliegen dürfen.
"Beteiligung der Bürger macht Sinn"
Die Gemeinde Groß-Enzersdorf mit Bürgermeisterin Monika Obereigner-Sivec ist Mitglied im Dialogforum Flughafen Wien. Dort steht sie als Mitglied laufend in Diskussion mit Experten über Verbesserungen, wie alternative Routen und sonstige Maßnahmen um sicherzustellen, dass der Flugverkehr so wenig wie möglich belastend für die Groß-Enzersdorfer Bürgerinnen und Bürger ist.
"Flugbeschränkungen zu bestimmten Zeiten können dazu beitragen, die Belastung für Anwohnerinnen und Anwohner zu verringern, insbesondere Nachtruhezeiten würden die Situation schlagartig verbessern",
erklärt die Bürgermeisterin. Für Obereigner-Sivec macht die zusätzliche Beteiligung der Bürger durchaus Sinn:
"Die Flugroutenplanung ist zweifellos eine komplexe Angelegenheit, und es ist wichtig, dass Experten ihre Fachkenntnisse einbringen. Gleichzeitig sollten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven und Bedenken zu teilen. Die Bevölkerung in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, um eine ausgewogene Lösung zu finden, die die Interessen der Gemeinde angemessen berücksichtigt, kann ein guter Weg sein."
Das Einbringen von Verbesserungsvorschlägen und Stellungnahmen ist über www.austrocontrol.at/flugrouten möglich. Die Entscheidung, ob und wie ein Anliegen berücksichtigt werden kann, trägt letztendlich die Austro Control.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.