Als die Donau-Au gerettet wurde
Am 10. Dezember jährt sich die Besetzung der Hainburger Au zum 30. Mal. Sie ist die Geburtsstunde des Nationalparks.
STOPFENREUTH. "Eigentlich war meine Ausrüstung erbärmlich. Ich hatte kein Zelt, keinen Schlafsack - aber so ging es den meisten von uns." Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation Virus, erinnert sich an den Dezember 1984, an die Besetzung der Hainburger Au, an zwölf Tage im Kampf gegen das geplante Donaukraftwerk und für einen Nationalpark.
"Nur wenige glaubten daran, dass das Kraftwerk zu verhindern wäre", meint Nationalparkdirektor Carl Manzano, der ebenfalls in Erinnerungen kramt. Er hatte seit 1982 in der Aktionsgruppe gegen das Kraftwerk mitgearbeitet, hatte im Oktober 84 spontan einen Vortrag über den Nationalpark Donauauen gehalten - und zwar ohne Unterlagen, denn an diesem Tag erkannte Manzano, dass noch gar kein Konzept exisitierte. "Das war mein Schlüsselerlebnis, so begann die Entwicklung des Parks und so bin ich in meine heutige Position hineingewachsen", erzählt der Direktor.
Aber zurück zum 10. Dezember 1984. Da begaben sich die ersten Kraftwerks-Widerständler in die Au. "In den frühen Morgenstunden, es war noch finster, kamen wir in den Wald. Da sind wir erst einmal auf Freda Meissner-Blau und Günther Nenning gestoßen und bis zu einem der vier Lager marschiert", erinnert sich Rehm.
Dann kam die Gendarmerie. Es kam zu ersten Handgemengen, Leute wurden vom Damm gestoßen, doch die wenigen Beamten konnten nichts gegen die Aubesetzer ausrichten. Jeden Tag kamen mehr Sympathisanten nach Hainburg, schließlich waren es Tausende. Sie übernachten im Freien, mit Strohballen und Lagerfeuer wärmte man sich, versorgt wurden die Aubesetzer von vielen Unterstützern, Bauern brachten Stroh, Wirte lieferten Suppenkessel, einmal kam ein Lkw vollbeladen mit Mandarinen.
Letztendlich konnten die Arbeiter nur einige wenige Bäume schlägern, Versuche in der Nacht zu arbeiten, wurden abgebrochen. Die Schlägerung war zu gefählich. Im Laufe der Tage verstärkten die Aubesetzer die Barrikaden, wappneten sich gegen Einsätze der Exekutive. "Am 19. Dezember kam die Wiener Polizei - und die hat zugeschlagen", erzählt Rehm weiter. Mit Stachelband mit Widerhaken, mit Gummiknüppel, Feuerwehrschläuchen und Hunden gingen die Beamten auf die Aubesetzer los. An diesem Tag gab es mehrere Verletzte zu beklagen.
Am 22. Dezember verkündete Bundeskanzler Fred Sinowatz den Weihnachtsfrieden. Kein einziger Baum wurde mehr gerodet, 1996 wurde der Nationalpark gegründet.
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