Fachkräftemangel
Heimischer Handel ringt um Mitarbeiter und Lehrlinge
Derzeit kämpfen so gut wie alle Branchen mit einem Mangel an Fachkräften, so auch der Handel. Die Branche ist geprägt von weiblichen Angestellten und vielen Teilzeitstellen. Zunehmend Druck bekommen die Freistädter Handelsbetriebe von Online-Anbietern.
BEZIRK FREISTADT. Die Anzahl der Handelsbetriebe im Bezirk Freistadt ist über die Jahre relativ konstant geblieben, geht nur leicht zurück. Derzeit gibt es 180 Handelsbetriebe mit mehr als 1.300 Beschäftigten. Neben den großen Lebensmittelketten wie Spar, Billa und Hofer, sind die größten Handelsbetriebe in Bezirk Kolm Moden, die Lagerhausgenossenschaften Freistadt und Pregarten-Gallneukirchen sowie Intersport Pötscher.
Handel ist weiblich dominiert
Die Zahl der weiblichen Angestellten ist im Handel deutlich höher als die Zahl der männlichen. "Der Beruf der Einzelhandelskauffrau ist noch immer einer der drei am häufigsten gewählten Lehrberufe unter Berufseinsteigerinnen. Burschen sind im Handel dagegen eher selten zu finden", sagt der Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Freistadt, Alois Rudlstorfer. Derzeit sind 44 offene Stellen und 34 offene Lehrstellen von Handelsbetrieben im Bezirk beim AMS Freistadt gemeldet. "Die nicht unbedingt familienfreundlichen Arbeits- bzw. Öffnungszeiten und die damit verbundene Unvereinbarkeit mit der Kinderbetreuung sind ein häufiger Grund für den Ausstieg aus der Branche", erklärt Rudlstorfer. Andererseits bietet speziell der Handel sehr viele Teilzeitarbeitsplätze. Dass die Anzahl der Teilzeitarbeit gerade im Handel besonders hoch ist, betont auch Dietmar Wolfsegger, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer (WKO) Freistadt. Viele Frauen schätzen gerade Teilzeitarbeit sehr, weil das die Vereinbarkeit mit dem Familienleben erleichtere.
Onlineshop als zweites Standbein
Die Handelsbranche im Bezirk Freistadt ist geprägt von vergleichsweise vielen Familienbetrieben mit eigenem Sortiment. "In Ortszentren gibt es vielfach Kombinationen von Dienstleistungen, viele sind zum Beispiel Postpartner", erklärt Wolfsegger. Der Handel lebt in der Regel von saisonalen Events wie Weihnachten. "Druck bekommen die Handelsbetriebe vor allem durch den Online-Handel", sagt Wolfsegger. Eine Kombination aus Präsenz- und Online-Handel sieht der WKO-Leiter deshalb als immer wichtiger. "Besonders gut macht das bereits die Firma Radsport Lehner in Pregarten. Das Unternehmen bietet ein umfassendes Sortiment im Geschäft und einen professionellen Webauftritt inklusive Onlineshop." Um Unternehmen fit für die Zukunft zu machen, bietet die WKO im Rahmen der KMU-Digital-Kampagne deshalb auch spezielle Förderungen.
Wichtige Kaufkraftzuflüsse aus Tschechien
Im Jahr 2014 hat die WKO Freistadt eine Kaufkraftanalyse durchgeführt. "Auch wenn die Zahlen nicht mehr ganz aktuell sind, so haben die Ergebnisse der Analyse auch heute noch Gültigkeit", betont Wolfsegger. Zentrales Ergebnis der Untersuchung: Der Bezirk Freistadt kann zwei Drittel der Einzelhandels-Umsätze im Bezirk halten. Besonders wichtig für die Region sind Kaufkraftzuflüsse aus Tschechien. "Die Zuflüsse aus Tschechien sind dreimal so hoch wie die Abflüsse. Besonders groß sind hingegen die Kaufkraftabflüsse in die Bezirke Linz, Linz-Land und Perg", erklärt Wolfsegger. Dazu kommen große Verluste durch den Online-Handel.
Ringen um Lehrlinge
Etwa 100 Lehrlinge machen gerade eine Ausbildung im Handel, die meisten von ihnen im allgemeinen Handel, Lebensmittel- oder Textilhandel. Rudlstorfer erkennt bei den Jugendlichen einen allgemeinen Trend hin zu technischen Berufen, was das Arbeitskräfteangebot für den Handel weiter verringert. "Große Kaufhausketten animieren die Jugendlichen bereits mit kostenlosen Handys und gratis Führerschein bei Lehrabschluss mit Auszeichnung", ergänzt Rudlstorfer. Das unterstreicht, wie schwer es derzeit für Handelsbetriebe ist, einen passenden Lehrling zu bekommen. Aber auch andere Branchen ringen um Lehrlinge und bieten als besonderen Anreiz spezielle "Goodies".
Das könnte Sie auch interessieren
Fachkräftemangel kostet Österreich knapp 35 Milliarden Euro
Freistadts Tischler mit Auftragslage zufrieden
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.