Karikaturist Rupert Hörbst
"Ein Bild ist ein Statement, und das setze ich"

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RAINBACH. Rupert Hörbst, Jahrgang 1967, war in seinem früheren Leben Lehrer, bevor er sich ganz der Bildenden Kunst widmete. Große Bekanntheit erlangte der Maler, Grafiker und Illustrator vor allem mit seinen unvergleichlichen Karikaturen. Auch Corona hat in seinem Werk Spuren hinterlassen. Wir baten den Rainbacher zum Interview.
Herr Hörbst, was macht eine gute Karikatur aus?
Karikaturen leben von der Überzeichnung. Dabei geht es nicht nur um lange Nasen, die dann womöglich noch länger werden, oder gar Ohren, die manche beinahe zum Abheben bringen. Es geht auch um inhaltliches Überzeichnen. Fakten, Handlungen und dergleichen kann man genauso überzeichnen oder zum Beispiel in einen anderen Kontext setzen. Dadurch ergibt sich vielleicht eine andere Sicht, ein neuer Einblick oder womöglich sogar ein Durchblick. Schön ist, wenn es gelingt, ernste Inhalte mit einem Schuss Humor zu präsentieren.
In Ihren aktuellen Zeichnungen kommt auffallend oft Herbert Kickl vor. Was macht ihn für einen Karikaturisten so interessant? Seine politischen Aussagen oder sein Äußeres?
Sein Äußeres ist mir wurscht, wobei es für einen Karikaturisten hilfreich ist, wenn die Personen markante Züge haben. Ich war ein „Fan“ des früheren amerikanischen Präsidenten. Der war äußerlich schon durchaus „brauchbar", genauso wie seine Aussagen und sein Auftreten. Als Politiker war Trump allerdings überhaupt nicht brauchbar. Insofern habe ich mich gern von ihm verabschiedet. Aber auch von einigen österreichischen Politikern, die schöne Angriffsflächen geboten haben, musste ich mich ja in der jüngsten Vergangenheit beruflich verabschieden. Aber zu Herbert Kickl: Er ist ein intelligenter Bursche, der es immer wieder schafft, Polemik auf Bierzeltniveau hervorzuzaubern, dass einem das Lachen im Hals stecken bleiben muss - falls Lachen überhaupt aufkommt. Solche Botschaften in johlende Menschenmengen hineinzuschmettern und sich selbst und die Mengen aufzustacheln – das führt eben dazu, dass er mich immer wieder mal inspiriert, um nicht zu sagen: aufstachelt.
Auch die Partei MFG und Corona-Impfgegner stehen immer wieder im Mittelpunkt Ihrer Zeichnungen. Sie machen kein Hehl aus Ihrer ablehnenden Haltung ihnen gegenüber. Was stört Sie an den Demonstrationen? Sollen besorgte Bürger nicht einmal mehr ihre Meinung äußern dürfen?
Ich würde das nicht „ablehnende Haltungen ihnen gegenüber“ nennen. Ich habe viele Bekannte und Freunde, die Corona-Impfgegner sind. Ich vermeide aber mittlerweile den direkten Diskurs, weil der leider oft unangenehme Situationen schafft und eine schlechte Stimmung anheizt – wobei das Aussparen des Themas nicht leicht ist. An Demonstrationen per se stört mich nichts. Besorgte Bürger dürfen natürlich ihre Meinung äußern. Mich stört allerdings hier die aufgeheizte Atmosphäre. Wir wissen aus anderem Kontext, dass aufgeheizte Atmosphären sehr gefährlich sind. Es stören mich die aggressiven Botschaften, die zum Teil absolut fehl am Platz sind und aus dem Zusammenhang gerissen wurden, und mich stören manche Politiker, die darin nach Wählern fischen. Mich stört auch, wenn ich Tausende ohne Masken auf engstem Raum sehe. Dafür allgemeingültige gesetzliche Bestimmungen zu schaffen und zu exekutieren, ist schwer – den Hausverstand walten zu lassen, offensichtlich auch. Bei der besagten Partei stören mich manche Aussagen und Aktionen sehr wohl. Daher steht auch diese Partei manchmal im Mittelpunkt einer Zeichnung. Das Gleiche gilt aber auch für beinahe alle anderen Parteien.
Welche Reaktionen erhalten Sie auf Ihre aktuellen Karikaturen? Werden Sie bejubelt oder mitunter auch beschimpft? Oder sind aufgrund Ihrer eindeutigen Positionierung sogar schon Freundschaften in die Brüche gegangen?
Die Bilder sind ja hauptsächlich in den sozialen Medien zu finden. Das heißt, die meisten Betrachter sind ja meine „Freunde“. Es gibt immer wieder positives Feedback. Das freut mich natürlich. Sicherlich sind manches Mal auch kritische Äußerungen darunter. Aber auch hier gebe ich mir keine öffentlichen Hin- und Herschreibereien. Was da oft zu lesen ist und wie Aussagen verdreht werden und wie von irgendwelchen Kommentatoren quergeschossen wird – das spare ich mir. Da mache ich lieber die nächste Zeichnung. Ein Bild ist ein Statement. Das setze ich dann und überlasse den Betrachtern alles Weitere. Auch auf die Gefahr hin, dass die Karikatur missverständlich interpretiert wird.
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