PFARRE FREISTADT
Eigenes Ritual bei Begräbnissen
FREISTADT. Abstand halten – das fällt Irmgard Sternbauer nicht leicht. „Wir Menschen sind nicht für die Distanz geschaffen“, sagt die Pfarrseelsorgerin aus Freistadt. "Aber Distanz muss derzeit sein, auch im Pfarrleben." Veranstaltungen, Taufen und Hochzeiten wurden auf den Herbst verschoben. Nur bei Todesfällen wollen Angehörige meist nicht monatelang warten, bis wieder mehr Menschen zum Begräbnisgottesdienst kommen dürfen. Die Verabschiedungen finden im kleinen Kreis im Freien statt. Die Angehörigen müssen zuvor auswählen, wer daran teilnehmen darf. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Sternbauer. Auch das Abstandhalten belastet, wo sonst ein Händeschütteln und das nahe Beisammenstehen tröstlich sein können. Die Pfarrleiterin spricht das bei der Feier bewusst an: „Ich lade die Anwesenden ein, den Raum, den wir freilassen müssen, mit Erinnerungen an den verstorbenen Menschen zu füllen.“
Bei einem Begräbnis wird ein zu Ende gegangenes Leben gewürdigt. Meist werden die zentralen Lebensstationen verlesen. Das entfällt, wenn nur jene zusammenkommen, die den verstorbenen Menschen gut gekannt haben. Trotzdem möchte Sternbauer die Verabschiedung respekt- und würdevoll gestalten. „Ich versuche mehr herauszustreichen, was das Miteinander ausgemacht hat.“ Ein bis zwei Wochen danach telefoniert die Seelsorgerin, deren Arbeit durch den Kirchenbeitrag finanziert wird, mit den Angehörigen. Sie sieht, dass diese nicht nur mit dem Verlust kämpfen, sondern auch mit den aktuellen Regelungen, die tief in das eigene Leben eingreifen. Es wird wieder anders werden, davon ist Sternbauer überzeugt. Sie freut sich auf das Köpfe-Zusammenstecken: „Bis es so weit ist, will ich das, was jetzt möglich ist, gut machen.“
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