Die Online Welt: Fluch oder Segen?

- <f>Psychologin</f> Kerstin Rom spricht über Abhängigkeiten
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Psychologin Kerstin Rom spricht über Chancen und Risiken von Online-Spielen und virtuellen Welten.
FELDKIRCHEN/WACHSENBERG (fri). Mehr als nur Lernhilfe will die Leiterin der Schülerhilfe Feldkirchen, Barbara Bodlaj, in ihrem Institut anbieten. Darum organisiert sie den Themenabend "Die Online-Welt: Fluch oder Segen". Als Referentin wird die Psychologin Kerstin Rom zu hören sein. Die WOCHE hat Rom zum Interview gebeten.
WOCHE: Woran erkennt man, dass Kinder zu viel am Computer oder Smartphone hängen?
Kerstin Rom: Die Kinder sind oft übermüdet und unkonzentriert. Es kommt mitunter vor, dass bis in die frühen Morgenstunden Online-Spiele konsumiert werden. Viele davon sind für Zehn- oder Zwölfjährige absolut ungeeignet und sollten erst von Nutzern ab 18 Jahren gespielt werden. Die Kinder tauchen dann nach und nach in eine virtuelle Welt ab und verlieren leider den Bezug zum tatsächlichen Leben.
Kann es zu einem Abhängigkeitsverhältnis kommen?
Selbstverständlich. Daraus kann sehr schnell eine Sucht entstehen, der man sich nicht mehr alleine entziehen kann. Im Gegensatz zu anderen Abhängigkeiten – Alkohol, Drogen, Nikotin ... – lässt sich dieses Suchtverhalten nicht so leicht erkennen, da die technischen Geräte nicht sofort als Suchtmittel identifiziert werden. Beinahe jeder von uns benutzt diese Utensilien schließlich täglich. Das gehört mittlerweile zum Alltag.
Was verändert sich?
Das Körpergefühl der Betroffenen geht vielfach verloren. Die Hygiene wird vernachlässigt, zum Essen bleibt keine Zeit, die Konzentrationsfähigkeit sinkt und die sozialen Kontakte zu Menschen gehen verloren. Viele kommen, aus unterschiedlichen Gründen, in der realen Welt nicht mehr zurecht und flüchten in eine fiktive. Dazu kommt, dass der Leistungsdruck in der Gesellschaft immer höher wird. Schneller, besser, schöner, klüger, ... – Kinder, die im Kleinkindalter keine ausreichende Bindung erfahren haben, sind da besonders anfällig.
Was können Eltern tun?
Eine Basis für gesundes Selbstvertrauen wird im Kleinkindalter gelegt. Um sich entwickeln zu können, braucht ein Kind direkte Interaktion. Computer, Smartphones oder Fernsehgeräte können keine Menschen ersetzen. Beim gemeinsamen Spielen werden Fähigkeiten entwickelt, die man für den weiteren Lebensweg braucht. Das wichtigste ist: Zeit nehmen!
Wie stehen Sie zum Smartphone?
Man kann die Technik nicht verdammen. Wie bei allem macht auch hier die Dosis das Gift. Eltern sollten sich bewusst sein, dass die Vorbildfunktion haben. Wenn man als Elternteil ständig am Handy ist, werden die Kinder das übernehmen und weiterführen. Ein vernünftiger, kontrollierter Umgang wäre gut und je später es das erste Smartphone gibt, umso besser! Denn wenn Kinder zuvor gelernt haben, dass es im Leben auch andere Werte gibt und Tätigkeiten, mit denen man sich beschäftigen kann, ist die Gefahr in ein Suchtverhalten abzugleiten geringer.
Themenabend mit Experten: Die Online-Welt: Fluch oder Segen?Und: Guter Schlaf trotz Handy & Co.Donnerstag, 15. März, 19 Uhr, Schülerhilfe Feldkirchen, Sparkassenstraße 2
Zur Person
Kerstin Rom, 31 Jahre, lebt in Wachsenberg und ist Psychologin.
Seit dreieinhalb Jahren ist Rom bei der Schülerhilfe Feldkirchen tätig.
Sie bietet außerdem psychologische Beratung an und absolviert eine Zusatzausbildung zur klinischen Psychologin.



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