30 Jahre ece Kapfenberg
Ein feierliches Jahr für das Kapfenberger Einkaufszentrum
Das Jahr neigt sich zu Ende und somit auch die Feierlichkeiten zu "30 Jahre ece Kapfenberg". Seit 1992 gibt es mittlerweile das innerstädtische Einkaufszentrum in Kapfenberg.
KAPFENBERG. Seit 1992 gibt es das innerstädtische Einkaufszentrum ece in Kapfenberg. Mit einem Galaabend, bei dem langjährige Wegbegleiter, Mitarbeiter, Mieter und treue Kundinnen und Kunden ausgezeichnet wurden, klangen die Feierlichkeiten aus.
Universum wollte es so
Für ece-Begründer Heribert Krammer war es ein bewegendes Jahr: "Das Universum wollte, dass hier ein Einkaufszentrum entsteht. Am 1. Juli 1991 gab es den Spatenstich, 16 Monate später haben wir eröffnet. 32 Geschäfte, 100 Prozent vermietet."
Auch für das kommende Jahr hat sich das ece einiges vorgenommen: Ein Sportartikelhandel wäre passend für Kapfenberg, im Erdgeschoß wird es bald wieder ein Restaurant geben.
Das Interview mit dem Gründer
Vor mehr als 30 Jahren war der gebürtige Brucker Heribert Krammer als selbstständiger Makler zwar schon dick im Handelsgeschäft drinnen, von einem eigenen Einkaufszentrum hat er damals nichts geträumt. Das änderte sich, als er auf den damaligen Kapfenberger Bürgermeister Klaus Prieschl traf. Damals hat sich die Lebensgeschichte des Heribert Krammer drastisch geändert.
Lieber Heribert Krammer, heuer wird ja 30 Jahre ece Kapfenberg gefeiert. Wie hat sich die Situation dargestellt, als sie gebeten wurden, hier ein innerstädtisches Einkaufszentrum zu errichten?
HERIBERT KRAMMER: Ich habe mich 1989 als Makler selbstständig gemacht und habe für Firmen Geschäftslokale gesucht. Bei einem Gespräch mit Klaus Prieschl ist auch die Sprache auf ein geplantes Einkaufszentrum in Kapfenberg gekommen und er hat mich gefragt, ob ich eine Idee dafür hätte. Mir war schnell klar: die Lage passt, die Stadt will es unbedingt. Zwei ganz wichtige Kriterien, dass so ein Center funktionieren kann. Für mich war die Sache damals noch zu groß, ich habe einen Geschäftspartner in Wien kontaktiert, er hat gemeint "Herr Krammer, wenn sie es vermieten können, bin ich dabei". Innerhalb von zwei Wochen hatten einen Kredit über 170 Millionen Schilling in der Tasche. Das Universum wollte, dass hier ein Einkaufszentrum entsteht. Am 1. Juli 1991 gab es den Spatenstich, 16 Monate später haben wir eröffnet. 32 Geschäfte, 100 Prozent vermietet.
Sie haben ja mit ihrem Partner einige Einkaufszentren in Europa entwickelt, gebaut und betrieben. Wie reizvoll war und ist die Innenstadt für den Handel, wie reizvoll die „Grüne Wiese“?
Natürlich hat die sogenannte "Grüne Wiese" seinen Reiz. Der Händler ist kein Stadtentwickler, sie wollen den besten Standort mit günstigster Miete. Für den Handel sind Standorte an der Peripherie weitaus lukrativer, als in der Innenstadt. Dieser Trend hat Mitte der 1990er-Jahre eingesetzt. Erst jetzt wieder findet ein Umdenken statt und man beginnt langsam, Innenstädte wieder mit Leben zu befüllen – und das funktioniert am besten mit dem Handel. In Österreich ist mittlerweile jede zweite Innenstadt verödet.
Haben innerstädtische Einkaufszentren auch 2022 noch eine wirtschaftliche Erfolgschance?
Es geht nur über eine entsprechende Größe. Dazu braucht es ein Bekenntnis der Stadtverantwortlichen. Ja, wir wollen den Handel in der Stadt und nicht draußen am Rand. Beides funktioniert nicht nebeneinander. In der Innenstadt ist es notwendig, dass man zwei oder drei Objekte zusammenhängt, vielerorts besteht diese Möglichkeit von Haus aus nicht. So einen Glücksfall gab es neben Kapfenberg auch in Leoben, dort sollte ein ehemaliges Kloster wiederbelebt werden. Jetzt steht dort das LCS.
Sie waren ja stets auch ein Kritiker der bestehenden Raumordnung. Gemeinden und Bürgermeister ließen sich gegenseitig ausspielen, jetzt hat die Steiermark die höchste Zahl an Einkaufszentren und sogenannten Fachmarktzentren an Randgebieten – somit bilden sich neue Zentren, Stadtkerne veröden wirtschaftlich. Eine Entwicklung, die es sonst noch wo in Europa gibt?
Das trifft ganz besonders auf den Osten Österreichs zu, auf die Steiermark, Niederösterreich, Kärnten, ganz schlimm auch im Burgenland sowie Oberösterreich. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg sieht man diese Entwicklung nicht. Dort gibt es noch belebte Innenstädte. Für mich die beste Stadt ist Lienz. Hier haben sich sämtliche Centerentwickler die Zähne ausgebissen. Jetzt ist die ganze Stadt ein einziges Einkaufszentrum mit einem ausgewogenen Branchenmix. Das Gegenteil sind Städte wie Hartberg, Deutschlandsberg, Liezen oder Oberwart.
Welche Fehler muss man der Politik ankreiden?
Viele Bürgermeister lassen sich von zusätzlichen Einnahmen wie der Kommunalsteuer blenden. 200 oder 300 Mitarbeiter in einem Fachmarktzentrum mögen verlockend sein. Und sie kennen sich in den meisten Fällen nicht aus, wie die Instrumente Stadtentwicklung und Raumordnung funktionieren. Ich sage immer: "Denn sie wissen nicht, was sie tun!" Und was sie damit anrichten. Seitens Bundes- und Landespolitik braucht es diesbezüglich rechtliche Leitplanken, die aber fürs ganze Bundesgebiet zu gelten haben und nicht wieder Länder gegenseitig ausgespielt werden. Der Händler wird immer die für ihn beste Lösung wählen, erst dann die zweitbeste.
Richtig gemacht hat es die Stadt Leoben, damals noch mit Bürgermeister Matthias Konrad. Die Stadt ist am innerstädtischen Einkaufscenter LCS mit einem Drittel beteiligt.
Anlässlich 30 Jahre ece hat es heuer auch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion gegeben. Dort wurde jedoch nicht die „Grüne Wiese“ als großer Konkurrent gesehen, sondern der Online-Handel. Hat der stationäre Handel überhaupt eine Zukunft?
Der Mensch ist ein soziales Wesen, den Handel hat es vor 100 Jahren gegeben und es wird ihn auch in 100 Jahren noch geben – so wie übrigens die Zeitungen auch. Der Mensch möchte all das erleben, was es online nicht geben kann. Dieses Erlebnis muss ihm der Handel aber auch bieten. Einkaufscenter müssen Erlebniscenter werden, Städte zu Erlebniswelten. Ich sehe den Plafond des Onlinehandels erreicht, bewirkt auch durch die Corona-Pandemie, Es wird notwendig sein, dass die Händler mehr Kraft in ihre Mitarbeiter investieren, dazu gehört auch eine bessere Bezahlung.
Sie sind ja ein Visionär. Sie sind vor einigen Jahren für eine Fusion der Städte Bruck und Kapfenberg eingetreten. Was wäre heute ihre Vision für Kapfenberg bzw. für die umliegende Region?
Ich bleibe dabei und nochmals ganz klar: So schnell wie möglich einen Zusammenschluss von Bruck und Kapfenberg und den umliegenden Gemeinden. Nur so bleibt man als Kommune gegenüber dem Zentralraum Graz und Leoben konkurrenzfähig.
Ist das ece Kapfenberg für Sie ein Erfolgsmodell?
Die 30 Jahre sind wahnsinnig schnell vergangen. Wir können sehr zufrieden sein, dass es so gelaufen ist. Es gab kein unvorhersehbares Ereignis außer einmal ein kleiner Brand. Es waren gute 30 Jahre mit vielen positiven Aspekten. Natürlich hat es auch Rückschläge gegeben wie zuletzt ausgelöst durch die Corona-Maßnahmen oder Dinge, die nicht wie erwünscht umgesetzt werden konnten.
Wenn es das ece nicht geben würde und sie gefragt würden, ob sie ein innerstädtisches Einkaufszentrum in Kapfenberg errichten sollen, wie würden sie antworten?
Unter den heutigen Gegebenheiten würde ich so ein Einkaufszentrum in der Innenstadt in Kapfenberg nicht umsetzen. Es passen die Rahmenbedingungen nicht. Dort, wo die Peripherie noch schwächer ist, würde ich es jederzeit wieder machen.
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