Klimaschutzmodell für Europa
Stanz, ein Dorf wird zum Energieproduzenten
Stanz wird zum Energieproduzenten. Möglich machen das Energiegemeinschaften und ein neues Bundesgesetz.
Die Gemeinde Stanz stellt sich einer neuen Herausforderung. Ziel ist die Gründung einer Energiegenossenschaft, in der alle Stanzer zu Energieproduzenten werden können. Jedes Mitglied hat die Möglichkeit, Strom, Wärme und Kälte zu produzieren und zu verkaufen. Das dazu nötige Gesetz wurde von der Regierung mit 17. Juli beschlossen. In der Stanz ist es ab sofort möglich, dass sich Menschen in Energiegemeinschaften engagieren, in denen jeder Strom-Verbrauchende auch als Strom-Produzent mitwirken kann. Etwa mit einer Fotovoltaikanlage am eigenen Haus oder über eine Beteiligung an einem Windrad, an einem Wasserkraftwerk oder einem Biomasseheizwerk. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Ausbau sauberer Energie wird vorangetrieben, das Klima geschützt und die Brieftasche geschont.
Zukünftig wird es möglich sein über Energiegemeinschaften Strom und Wärme über die eigenen Grundstücksgrenzen hinweg zu produzieren, gemeinsam zu nutzen, zu speichern, zu verbrauchen und zu handeln.
Keine Konkurrenz zum E-Werk Kindberg
"Versorgungspartner ist und bleibt das E-Werk Kindberg. An dieser Energiegemeinschaft Stanz, heißen soll sie ,Energie Stanz‘ können sich alle beteiligen, die in einer Geschäftsbeziehung mit dem E-Werk sind, also auch Personen aus Kindberg, Allerheiligen und Mürzhofen", erklärt der Stanzer Bürgermeister Fritz Pichler.
Diese Energiegemeinschaft funktioniert parallel zum eigentlichen Energieversorger. "Wir sind keine Konkurrenz zum E-Werk Kindberg", stellt der Bürgermeister klar.
Stanz schnürt sich sein eigenes Klimapaket
Die Mitglieder dieser Energiegemeinschaft – aktuell interessieren sich 20 bis 30 Stanzer sehr eindringlich dafür – schüren somit ihr eigenes Klimapaket und sparen dabei sogar noch Strom; rund 20 Prozent weniger Energiekosten sollen es nach realistischer Schätzung sein.
Stanz ist eine der ersten Kommunen in Österreich, die an einer so komlpexen Energiegemeinschaft arbeitet. Sowohl Umweltministerium als auch die EU beobachten die Umsetzungsschritte in Stanz, um entsprechend auch die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen anzupassen. "Wir sind Modellgemeinde für Österreich und jetzt sogar ein Leuchtturmprojekt für die EU", sagt Fritz Pichler nicht ganz ohne Stolz.
Die EU hat nicht nur die begleitende Forschung zu diesem Projekt über die Forschungs-förderungsgesellschaft mitfinanziert, sondern hat jetzt die Stanz gemeinsam mit der portugisischen Kleinstadt Penela zu einem europaweiten Leuchtturmprojekt erkoren. "Damit erhalten wir 100 Beratungstage von europäischen Energieexperten zugesichert. Für uns ein unbezahlbarer Luxus, den wir gerne in Anspruch nehmen werden", so Fritz Pichler.
Die nächsten Schritte: Im Herbst soll es die Gründungsversammlung geben, im November ein zweitägiges internationales Energiesymposium in Stanz.
Nachgefragt bei...
Bürgermeister Fritz Pichler
Mit welchem Ziel geht man eigentlich in die Gründung dieser Energie-Gemeinschaft?
"Wir müssen jetzt nicht auf der Stelle energieautark werden. Wichtig ist es, dass wir selbst entscheiden können, was wir mit unserem Strom machen, und auch, wo und von wem wir selbst Strom beziehen. Weiters arbeiten wir an einer Gemeinwohl-Lösung: Mit dem Erlös aus dem Stromverkauf soll jedes Mitglied mit Handy im Dorfmarkt einkaufen können – das wäre sozusagen die Endausbaustufe."
Mehr über die Stanz erfahren Sie hier
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