Pflegeverband Bruck-Mürzzuschlag
"Panikmache ist absolut nicht angebracht"

Sie präsentierten die Weichen für die Neustrukturierung des Pflegeverbandes: Eva Schmidinger, Melanie Löffler-Praxmaier und Heidrun Schön. | Foto: Hackl
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Es fehlt am Personal. Und auch am Geld der Gemeinden. Der (Pflicht)-Pflegeverband Bruck-Mürzzuschlag reduziert die Bettenanzahl in den Heimen Mariazell und Mürzzuschlag. Die "Grille" in Kapfenberg wird verkauft.

BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Der Pflegeverband Bruck-Mürzzuschlag (früher war es der Sozialhilfeverband) strukturiert den Verband um und reduziert die Pflegebettenanzahl in den Häusern Mariazell und Mürzzuschlag. „Wir sind nicht pleite und wir sperren keine Heime zu. Das ist Panikmache, die hier zum Teil auch über Medien verbreitet wird“, stellt Pflegeverbands-Obfrau Melanie Löffler-Praxmaier (SPÖ) klar.

Mit der neuen Geschäftsführerin des Pflegeverbandes Heidrun Schön wird der Verband mit seinen sieben Pflegeheimen neu strukturiert: „Wir haben einen prognostizierten Abgang für das laufende Geschäftsjahr von acht Millionen Euro zu kompensieren, der von den Gemeinden abgedeckt werden muss. Wir müssen reagieren und die Heime auch nach wirtschaftlichen Aspekten ausrichten“, so die Pernegger Bürgermeisterin Eva Schmidinger (ÖVP), die im Vorstand des Pflegeverbandes sitzt.

Im Pflegeheim Mariazell wird es künftig 46 Planbetten geben; die durchschnittliche Belegung liegt jedoch bei nur 30 Betten. | Foto: PV Bruck-Mürzzuschlag
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In einer Verbandsversammlung wurde der Beschluss gefasst, dass die Bettenanzahl in Mariazell von 65 auf 46 Betten reduziert wird. „In Mariazell haben wir eine durchschnittliche Bettenbelegung von 30 Betten. Auch mit 46 Betten liegen wir weit über Plan, den wir aufgrund des eklatanten Personalmangels nicht erfüllen können“, so Heidrun Schön.

Ähnlich die Situation in Mürzzuschlag. Hier wird das Bezirkspensionistenheim von 93 auf 67 Betten reduziert. „In Mürzzuschlag stehen wir beim Personal in einem Konkurrenzverhältnis zur Kages mit Landespflegeheim und der Remob-Station. Hier ist es besonders schwer, neue Mitarbeiter für den Pflegebereich zu rekrutieren, obwohl wir mit dem Gehalt stark nachgebessert haben und jetzt das gleiche Gehaltsniveau haben, wie die Kages-Bediensteten“, erklärt Melanie Löffler-Praxmaier.

In Mürzzuschlag wird künftig eine Etage leer stehen. Sowohl in Mariazell als auch in Mürzzuschlag wird eine teilweise anderweitige Nutzung überlegt – zum Beispiel mit einem Primärversorgungszentrum oder betreutem Wohnen. „Wir stehen bereits in Kontakt mit Wohnbauträgern und der ÖGK“, so die Obfrau.

Die Bettenanzahl im Bezirkspensionistenheim Mürzzuschlag wird von 93 auf 67 Betten reduziert. | Foto: Koidl
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"Grille" wird verkauft

Bislang war unklar, was in Kapfenberg mit dem bereits leergeräumten Pflegeheim Grillparzerstraße passieren soll. Zur Diskussion standen Generalsanierung, Neubau oder Schließung. In der Verbandsversammlung hat man sich darauf geeinigt, dass die „Grille“ geschlossen bleibt und verkauft werden soll. Die Bewohner sind bereits im Vorjahr ins Kapfenberger Pflegeheim in der Johann-Böhm-Straße übersiedelt. Erste Interessenten soll es bereits geben, auch in Hinblick auf ein Studenten- oder Internatheim.  Kolportierter Kaufpreis: 3 Millionen Euro.

Alle drei Beschlüsse würden mit großer Mehrheit abgesegnet. Die einzige Gegenstimme kam von FPÖ-Mandatar Arnd Meißl (Vize-Bürgermeister in Mürzzuschlag). „Alle Bürgermeister haben dafür gestimmt, auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, das zeigt, wie prekär die Finanzlage in den Gemeinden ist, die die Pflegeheime über die Sozialumlage mitzufinanzieren haben“, so Eva Schmidinger.

Das Pflegeheim Grillparzerstraße in Kapfenberg bleibt geschlossen und wird verkauft. | Foto: SHV Bruck-Mürzzuschlag
  • Das Pflegeheim Grillparzerstraße in Kapfenberg bleibt geschlossen und wird verkauft.
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In der Verbandsversammlung, in der alle Gemeinden vertreten sind, herrscht eine „neue Einigkeit“, die es zuvor lange Zeit nicht gegeben hat. Vor allem Löffler-Praxmaier und Schmidinger können gut miteinander. „Die Sachpolitik steht eindeutig im Vordergrund. Dazu kommt das Vertrauen in die neue Geschäftsführung, dass es jetzt in die richtige Richtung geht“, erklärt Eva Schmidinger.

Personal dringend gesucht

Heidrun Schön stellt fest, dass es zwar bei den Betten zu einer Reduktion kommt, ganz gewiss aber nicht beim Personal. Aktuell sind 619 Personen beim Pflegeverband beschäftigt, 262 davon direkt in der Pflege. Sie haben in Summe 670 Betten zu betreuen, mit einer durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent. „Wir suchen händeringend Pflegepersonal“, so Heidrun Schön. Dabei soll auch eine neue Kooperation mit einer Pflegeschule in Kosovo helfen, die gerade eingefädelt wird.

Bereinigte Warteliste

Dass der Bedarf natürlich höher wäre, als die momentan 670 Betten, darüber sind sich alle einig. „Wir sind dabei, die Wartelisten zu bereinigen. Das heißt, dass jene herausfallen, die sich vorsorglich für einen Heimplatz angemeldet haben, der aber zurzeit nicht schlagend ist. Ziel muss es weiterhin sein, dass wir jenen Menschen einen Heimplatz bieten können, der ihn dringend benötigt. Auch wenn er nicht sofort im Nahbereich des Heimatortes liegt. Das muss man leider in Kauf nehmen“, erklärt Melanie Löffler-Praxmaier.

Tageszentren zu teuer

Und was ist mit den viel gepriesenen Tageszentren, die eine Tagesbetreuung sicherstellen und somit einen Heimaufenthalt noch hinauszögern könnten? In Bruck und Kapfenberg betreibt der Pflegeverband solche Tageszentren. „Die Nachfrage ist bedauerlicherweise rückläufig. Hier sind die Tagessätze, die das Land vorschreibt, regelrecht explodiert. Viele Menschen können sich diese Tagesbetreuung schlichtweg nicht mehr leisten. Hier ist das Land gefordert, dringend eine Lösung zu schaffen. Weil diese Tageszentren wirklich eine Entlastung der Heime darstellen würden, aber leider nur in der Theorie“, so Melanie Löffler-Praxmaier.

Marcel Skerget neu im Vorstand

Durch das Ausscheiden des Kapfenberger Bürgermeisters Fritz Kratzer aus der Kommunalpolitik wurde auch die Position des zweiten Obmann-Stellvertreters im Pflegeverband vakant. In den Vorstand rückt jetzt Marcel Skerget, SPÖ-Gemeinderat in Spital/Semmering, nach, der durch seine langjährige Tätigkeit im Pflegedienst der Kages ein Insider im Pflegebereich ist.

Mehr Infos zum Pflegeverband Bruck-Mürzzuschlag gibt es hier

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