Mein Österreich - mein Bruck/Mur
"Die Not wird leider immer größer"

Sie ist das soziale Gewissen der Region: Felicitas Haring hilft Menschen in Not und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Gemeinsam mit ihren vier Helferinnen sammelt sie das ganze Jahr über Dinge, die in Notzeiten helfen, wie etwa Kleidung, Schlafsäcke, Bettzeug oder Hygieneartikel.

BRUCK AN DER MUR/KAPFENBERG. Der Wecker klingelt täglich um 5.30 Uhr; dann heißt's für Felicitas Haring noch vor dem aufstehen gleich als erstes einmal dankbar zu sein. "Ich bedanke mich jeden Tag in der Früh dafür, dass es mir gut geht", erklärt Haring. "Dieses Zwiegespräch mit Gott ist mir sehr wichtig."

Felicitas Haring hat ihr Leben in den Dienst der guten Sache gestellt.
  • Felicitas Haring hat ihr Leben in den Dienst der guten Sache gestellt.
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Nach dem Frühstück, dem Konsum der Tageszeitung – sie ist übrigens ausgewiesener Sudoku-Fan – sowie der Bibel geht's gleich los mit Arbeit. "Meine Tage verlaufen eigentlich alle gleich. Am Vormittag bin ich immer unterwegs um einzukaufen, Dinge abzuholen und einzusammeln oder auch um Arztbesuche zu erledigen. Nach dem Mittagessen und einem kurzen Mittagsschläfchen bin ich in unserem Sammelzentrum oder auch in Asylheimen unterwegs, um dort Hilfe zu leisten, etwa beim Erlernen unserer Sprache."

Ein eingespieltes Team: Carina, Sania, Felicitas und Anni (am Bild fehlen Andrea, sie ist die Tochter von Felicitas und Ulli) inmitten von Kleiderbergen.
  • Ein eingespieltes Team: Carina, Sania, Felicitas und Anni (am Bild fehlen Andrea, sie ist die Tochter von Felicitas und Ulli) inmitten von Kleiderbergen.
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Kleidersammeln für ADRA

Felicitas Haring ist seit 30 Jahren im Dienst der guten Sache für ADRA (Adventist Development and Relief Agency) unterwegs. Sie sammelt für Menschen in Not, und zwar alles, was in solchen Situationen gebraucht wird. "Das beginnt bei Kleidung, Schuhen, Bettwäsche und Schlafsäcken und geht weiter über Hygieneartikel, Geschirr und Gastkartuschen bis hin zu Verbandsmaterial oder Pampers – was halt die Menschen so dringend brauchen", erklärt Haring.

"Die Bibel ist ein Liebesbrief Gottes", erklärt Felicitas Haring, die mehrmals täglich aus der Bibel liest.

Gesammelt werden die Gegenstände im Lager in der Brucker Theodor Körner-Straße, dem Sitz der "Siebenten Tags-Adventisten". "Ich habe vor 30 Jahren hier am Dachboden begonnen, das war sehr mühsam, denn alle Dinge mussten in den zweiten Stock hinaufgeschleppt werden. Dann kam der Krieg in Bosnien, die Krise in Rumänien und wir hatten großen Bedarf zu helfen. Wir sind dann in die Garage ausgewandert, waren kurzfristig auch draußen am Gang bis wir vor ca. fünfzehn Jahren diese Räumlichkeiten hier – das war früher eine Wohnung – beziehen durften", schildert Haring.

Die Schachteln türmen sich....

Doch auch dieser Platz ist mittlerweile oft zu wenig. "Wir platzen teilweise aus allen Nähten, weil die Menschen so hilfsbereit sind. Das ist gerade in der heutigen Zeit ein sehr sehr schönes Zeichen", strahlt Haring über das ganze Gesicht.
Geld wird hin und wieder auch gesammelt, damit werden die dringend benötigten Sachen dann meist vor Ort eingekauft.

Viel Not und Elend gesehen

Aber warum tut sich Felicitas Haring das ganze mit ihren 73 Jahren überhaupt an? "Wissen Sie, ich weiß wie es ist, wenn es einem nicht gut geht. Und ich war damals froh über Hilfe, die ich bekommen habe. Und ich war in Ländern wie Rumänien, Bulgarien, der Slowakei oder der Türkei und habe dort die Not der Menschen gesehen. Und glauben Sie mir: wenn man diese Not einmal gesehen hat, kann man gar nicht anders als zu helfen", zeigt sich Haring bedrückt. "Außerdem wird die Not immer größer und ich handle im Sinne der Nächstenliebe. HIlfe zur Selbsthilfe ist mir wichtig und auch, den Leuten Trost und Hoffnung zu geben, durch den Glauben."
Felicitas Haring selbst ist ein sehr gläubiger Mensch. In diesem Sinne möchte sie für andere da sein, die HIlfe brauchen. "Denn darum geht's im Leben eigentlich", so Haring.

Gut beschriftet, damit man auch wirklich alles wieder findet.
  • Gut beschriftet, damit man auch wirklich alles wieder findet.
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Haring ist aber mit ihrem Bestreben nicht allein. Sie hat fünf fleißige Heinzelmännchen, die sie tatkräftig unterstützen: Tochter Andrea, Anni, Carina, Sania und Ulli packen überall dort, wo es notwendig ist. "Und natürlich ist meine Familie ganz wichtig; sie hat für mich oberste Priorität. Mein Mann Heinz, meine Tochter Andrea und mein Sohn Christian sowie die beiden Enkelkinder Daniel und Gabriel sind alles für mich", zeigt sie sich emotional berührt.

"Die Bibelverse haben mir Selbstwert gegeben", so Felicitas Haring über ihren Glauben.

Hilfe zur Selbsthilfe

Worum geht's Felicias Haring bei dem ganzen eigentlich? "Ich will Hilfe zur Selbsthilfe leisten, will für andere da sein. Ich bin selbst immer dankbar und zufrieden gewesen, auch wenn ich selbst in Not war. Manchmal muss man einfach nur für andere da sein und gar nicht viel reden oder tun; einfach nur da sein reicht oft völlig."

Felicitas Haring ist täglich im Einsatz.
  • Felicitas Haring ist täglich im Einsatz.
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Geholfen wird aber natürlich auch im eigenen Land, geflüchteten Ukrainern etwa oder auch Einheimischen, die Hilfe brauchen. "Wir sind etwa zwischendurch immer wieder dabei, uns für die nächste Katastrophe, von der wir noch nichts wissen, vorzubereiten. Wir richten bspw. Kartons zusammen, die für eine Frau oder einen Mann mit einer konkreten Konfektionsgröße eine komplette Erstausstattung darstellen, mit Hygieneartikeln. Die brauchen wir dann im Notfall nur noch herzuholen und auszuteilen", so Haring vorausschauend. "Das Schönste ist doch, wenn man helfen kann und selbst auch dankbar dafür ist. Und mich freut ganz besonders, dass die Menschen gern hierherkommen, wenn sie Hilfe brauchen. So kann ich ihnen auch Hoffnung und Trost spenden."

Berge von Kleiderspenden müssen sortiert werden.
  • Berge von Kleiderspenden müssen sortiert werden.
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Über ADRA

Die "Adventist Development and Relief Agency" (ADRA) – oder auf deutsch "Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe" – ist die weltweite humanitäre Hilfsorganisation der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Organisation wurde 1956 als "Seventh-Day Adventist Welfare Service"gegründet und 1984 in ADRA umbenannt. Die Hilfsorganisation hat einen lange und erfolgreiche Geschichte in der humanitären Hilfe und der Durchführung von Entwicklungsprojekten.

Das Gegebäude liegt in der Theodor Körner-Straße in Bruck an der Mur.
  • Das Gegebäude liegt in der Theodor Körner-Straße in Bruck an der Mur.
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In Österreich ist ADRA seit 1992 aktiv und führte nach ihrer Gründung Hilfsprojekte zunächst vorwiegend in Südosteuropa und Afrika durch. Nach dem Tsunami 2004 kamen verstärkt Tätigkeiten in Asien (Sri Lanka und Indien) hinzu. Seither hat sich das Programm von ADRA Österreich ständig erweitert und die Projekte unterstützen Menschen auf den verschiedenen Kontinenten. I
Das ADRA Netzwerk arbeitet in den Einsatzgebieten eng mit anderen Hilfswerken (NGOs) und UN-Organisationen zusammen, speziell mit dem Welternährungsprogramm (WFP), dem Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem Kinderhilfswerk (UNICEF). Ihre Arbeit berührt Millionen von Menschen in mehr als 130 Ländern auf der ganzen Welt. Der Ansatz vor Ort ermöglicht sofortige Hilfe in Krisenzeiten und eine echte Partnerschaft mit den Bevölkerungsgruppen.

Der Kirchenraum der Siebenten-Tags-Adventisten
  • Der Kirchenraum der Siebenten-Tags-Adventisten
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Die Siebenten Tags-Adventisten

Die Siebenten-Tags-Adventisten sind eine weltweite protestantische Kirche. Die Bibel ist die wichtigste Grundlage des Glaubens, dadurch ist hier einiges anders als in traditionellen Kirchen: Zum Beispiel wird Gottes Ruhetag am Samstag, dem Sabbat gefeiert; es werden nur Personen getauft, die sich aktiv für den Glauben entscheiden und es wird erwartet, dass Jesus Christus wirklich bald wiederkommt. Diese frohe Botschaft prägt das Selbstverständnis als Siebenten-Tags-Adventisten.

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