Hainburger Ärztin erklärt
So gesund ist vegane/vegetarische Ernährung
Die Menschen essen immer weniger Fleisch und greifen immer öfters zu vegetarischen oder veganen Lebensmitteln. Im Europavergleich führt Österreich bei der veganen Ernährungsform. Die Hainburger Allgemeinmedizinerin Dr. Heidemarie Scholz erklärt, ob bzw. wie (un)gesund diese Ernährungsformen wirklich sind.
BEZIRK BRUCK. Schnitzel, Speck, Wurst, Käse, Fischstäbchen oder sogar Leberpastete - all diese Gerichte gibt es schon als vegane Fleischersatzprodukte auf Basis von Soja, Erbsen oder Bohnen und sind mittlerweile in jedem Supermarkt und Diskonter zu finden. Die Idee dahinter: die Speisen weiterhin genießen und dabei Tiere und Umwelt schützen. Die Fragen, ob diese Lebensmittel so benannt werden dürfen und warum man fleischloses "Fleisch" isst, erhitzen jedoch die Gemüter und regen zur Diskussion an.
Vegetarisch/vegane Ernährung boomt
Im Europavergleich leben in Österreich mit 48 Prozent die wenigsten Fleichesser:innen (omnivore Ernährung) und mit fünf Prozent die meisten Veganer:innen. 37 Prozent ordnen sich als Flexitarier:innen (essen selten Fleisch) ein. Jeweils fünf Prozent bezeichnen sich als Pescetarier:innen (kein Fleisch, aber Fisch und Meeresfrüchte), als Vegetarier:innen (kein Fisch und Fleisch) und Veganer:innen (keine tierischen Produkte). In Polen hingegen essen die Menschen mit 74 Prozent das meiste Fleisch. Nur zwei Prozent ernähren sich vegan. (Quelle: Vegane Gesellschaft, Smart Protein Report 2023)
Gut zu wissen: Honig wird von Bienen produziert und ist somit nicht vegan. Gummibärchen, Kaubonbons und Marshmallows sind hingegen nicht einmal vegetarisch, denn die enthaltene Gelatine wird aus dem Bindegewebe von Schweinen und Rindern gewonnen.
Hainburger Hausärztin klärt auf
Dr. Heidemarie Scholz ist Allgemeinmedizinerin in Hainburg und erklärt, worauf man bei vegetarischer und veganer Ernährung achten sollte:
Wie sehen Sie die vegetarische bzw. vegane Ernährungsform aus medizinischer Sicht?
Dr. Heidemarie Scholz: Grundsätzlich ist nichts gegen eine vegetarische Ernährung zu sagen. Vegetarier:innen essen Milchprodukte und Eier, aber kein Fleisch. Auch ist es ein positiver Effekt für die Umwelt, wenn der Fleischkonsum weltweit weniger wird. Aus medizinischer Sicht ist eine vegetarische Ernährung sicher sehr gut und gesund - zum Beispiel wirkt es sich optimal auf den Blutfettspiegel aus, was einen positiven Effekt auf die Herz- und Kreislaufgesundheit hat. Wer auf Fleisch verzichtet und sich vielfältig und abwechslungsreich ernährt, ist gut versorgt mit allen wichtigen Nährstoffen.
Bei Veganer:innen ist es anders. Menschen die vegan leben, lehnen sämtliche tierische Produkte ab, was weit über die Ernährung hinaus geht: Kleidung, Kosmetik, Pflegeprodukte, bestimmte Aktivitäten. Mögliche Defizite bei einer veganen Ernährung sind Mängel an :
- Eiweiß
- Aminosäuren
- Vitamin D
- Vitamin B2
- Vitamin B12
- Calcium
- Eisen
- Jod
- Zink
- Selen
- langkettige Omega-3-Fettsäuren
Ist diese Ernährung auf Dauer gesund bzw. welche Nährstoffe muss man zuführen?
Dr. Heidemarie Scholz: Wer sich vegan ernährt, sollte ein Vitamin B12-Präparat einnehmen. Eine regelmäßige Blutanalyse auf mögliche Nährstoffdefizite ist sehr zu empfehlen. Für Kinder und im Wachstum befindliche Jugendliche lehne ich eine rein vegane Ernährung aus medizinischer Sicht ab.
Wie viele vegetarische Tage sollte man pro Woche einlegen?
Dr. Heidemarie Scholz: Bei Menschen, welche eine ausgewogene Mischkost mit viel Obst und Gemüse bevorzugen, find ich es empfehlenswert, zwei- besser dreimal pro Woche einen fleischlosen vegetarischen Tag einzulegen – und sich an den anderen Tagen den Braten oder Fisch gut schmecken zu lassen.
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