EEG Stromnachbarn und Stromteiler
"Wir wollten einen Vorteil für die Bürger schaffen"

- Sebastian Ortner, Leonhard Esterbauer und Franz Forster haben die EEGs Stromnachbarn und Stromteiler gegründet (v. l.).
- Foto: Stromnachbarn
- hochgeladen von Elisabeth Latzelsberger
Die erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEGs) namens "Stromteiler" und "Stromnachbarn" versorgen die Bewohner des Netzgebietes Umspannwerk Ranshofen und Umspannwerk St. Peter mit Strom direkt vom Nachbarn.
RANSHOFEN, BRAUNAU. Bei sogenannten EEGs handelt es sich um einen Zusammenschluss von Personen, die die eigens erzeugte Energie teilen. Mitglieder können sowohl Privatpersonen als auch Rechtspersonen, Gemeinden, lokale Behörden oder KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) sein. Die beiden TU-Wien-Studenten Leonhard Esterbauer und Franz Forster haben sich vor rund einem Jahr dazu entschieden, ein solches Modell unter dem Namen "Stromnachbarn" für das Netzgebiet des Umspannwerkes in Ranshofen anzubieten. Kurz darauf ist Sebastian Ortner auf die EEG aufmerksam geworden und hat die EEG "Stromteiler" für das Netzgebiet des Umspannwerkes St. Peter gegründet. "Mit dem Umspannwerk in St. Peter haben wir ein sehr großes Potential. Inzwischen sind auch sechs Wasserkraftwerke bei der EEG", freut sich Ortner. Der Hintergrund für die Gründung ist einfach: "Wir wollten einen Vorteil für die Bürger schaffen." Esterbauer ergänzt: "Uns war es vor allem wichtig, Bewusstsein für das Thema zu wecken. Strom kommt eben nicht einfach nur aus der Steckdose." Die Vereinsmitglieder der EEGs arbeiten ehrenamtlich. "Aufwändige Prozesse wie die Programmierung der Softwareplattform machen wir aber als Dienstleistung", erklärt Esterbauer. Das große Geld verdienen sie damit nicht: "Was wir daraus erhalten, ist eher eine Aufwandsentschädigung."
Das Prinzip ist einfach: "Mit einer EEG ist man weniger von Energiekonzernen abhängig", so Forster. Ganz ohne geht es aber nicht: Die Mitglieder bekommen so lange Strom vom Nachbarn, wie auch einer da ist. Gibt es gerade keinen, wird der Strom wie gewohnt vom ursprünglichen Energieanbieter verwendet. Wie viel die EEG-Produzenten für eine Kilowattstunde (kWh) bekommen und die Verbraucher zahlen müssen, hängt von der Energiegemeinschaft ab. In jedem Fall profitieren die Verbraucher von einer Vergünstigung der Netzkosten in der Höhe von 4,85 Cent pro kWh. (Die genauen Einspeise- und Verbrauchertarife finden Sie auf den Websites der jeweiligen EEG.) Schlussendlich erhalten die Endkunden zwei Rechnungen: eine des bisherigen Stromanbieters und eine der EEG. Für die Energiegemeinschaft wird nur das gezahlt, was auch verbraucht wurde – Vorschreibungen gibt es keine.
Das Verhältnis muss stimmen
Die EEG Stromnachbarn hat mittlerweile 220 Mitglieder und steht für alle im Netzgebiet des Umspannwerks Ranshofen zur Verfügung. Das betrifft vor allem Ranshofen, Neukirchen, Schwand, sowie Teile von Handenberg und Gilgenberg. Bei Stromteiler, mit rund 320 Mitgliedern, sind alle im Netzgebiet des Umspannwerks St. Peter willkommen, was vor allem Braunau, St. Peter, Mining, Mühlheim, Weng, Mauerkirchen und Burgkirchen einschließt. Neue Mitglieder sind nach wie vor gerne gesehen. "Wir wollen keinem den Zugang verwehren, jedoch sollte das Verhältnis zwischen Produzenten und Abnehmer passen", erklärt Esterbauer.
Verbraucher schwerer zu finden
"Ohne eigene PV-Anlage kann man kein Mitglied einer EEG werden" – dieses Missverständnis räumt Forster aus dem Weg: "Das ist natürlich falsch, der erzeugte Strom muss ja auch verbraucht werden." Generell sei es leichter, Produzenten für sich zu gewinnen als Abnehmer. Das liegt in den Augen der drei Energieversorger vor allem am Informationsstand der Menschen. "Wer selbst schon Energie produziert, kennt sich natürlich etwas besser mit dem Thema aus und hat keine Scheu davor."
Mehr über Stromnachbarn und Stromteiler
Wer mehr über den Strom aus der Nachbarschaft erfahren möchte, kann sich online unter stromnachbarn.at und stromteiler.at informieren. Ortner erklärt, dass es bei Bedarf auch eine Infoveranstaltung geben wird. Sollten andere Vereine oder Organisationen Interesse an einer der EEGs haben, stellt das Trio das Konzept auf Anfrage gerne vor.
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