St. Georgens Alt-Bürgermeisterin Kashofer zieht Bilanz: "Können stolz darauf sein"
Liselotte Kashofer, ÖVP-Bürgermeisterin von St. Georgen/Y., verrät die Gründe ihres Rückzugs und zieht Bilanz.
BEZIRKSBLÄTTER: Warum ziehen Sie sich zurück?
LISELOTTE KASHOFER: Ich bin jetzt 64 Jahre und habe somit ein Alter erreicht, bei dem Frauen schon längst in Pension sind. Nach zehn Jahren intensiver Arbeit als Bürgermeisterin muss man auch ehrlich sagen, dass es anstrengender wird, desto älter man wird. Bevor die Energie und die Visionen nachlassen, ist es Zeit zurückzutreten. Es freut mich, dass es einen Nachfolger (Anmerkung: Vizebürgermeister Christoph Haselsteiner - hier geht es zum Interview) und ein Team gibt, das zielorientiert und mit vielen Visionen zur Entwicklung unserer Gemeinde ausgestattet ist. Hier muss man dankbar sein und kann sich mit ruhigem Gewissen zurücklehnen.
Was machen Sie in der Pension?
Wir haben vier Enkelkinder, die gerne bei uns sind und mit denen wir viel Freude haben. Auch sind Großeltern eine wichtige Säule für berufstätige Eltern und ich denke, dass man auch hier eine Verantwortung gegenüber seiner Familie hat. Man tut es ja sehr gerne. Außerdem freue ich mich auf mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten mit meinem Mann und mit unseren Freunden.
Wie würden Sie Bilanz ziehen?
Ich war immer ein Teamplayer, denn auch wenn man als Bürgermeisterin Ideen vorgibt, benötigt man Mitstreiter, die alles mittragen. Wir haben im Sozialbereich sehr vieles erreicht. Wir waren Vorreiter mit dem Zwergennest, der Nachmittagsbetreuung in der Schule und im Kindergarten. Der Kindergarten wurde von vier Gruppen auf sechs Gruppen aufgestockt. Für unsere älteren Mitmenschen war die Errichtung unseres Seniorentageszentrums eine sehr notwendige Einrichtung. Es wurde Bauland für den Zuzug von Familien mit der dazugehörigen Infrastruktur geschaffen sowie eine sichere Wasserversorgung für die Zukunft errichtet. Betriebe konnten angesiedelt werden. Unser neu errichteter Georgsaal wurde mit allem ausgestattet, was ein moderner Veranstaltungssaal braucht, die Schule nach den neuesten pädagogischen Anforderungen saniert und vieles mehr.
Durchaus fordernde Projekte ...
Es waren einige Großprojekte, die oft eine sehr lange Vorlaufzeit gebraucht haben – gebaut ist es ja schnell. Daraus haben sich auch einige Freundschaften entwickelt. Wenn man miteinander für eine Sache kämpft, verbindet das. Wenn man auf viele Mitstreiter bauen kann und auch die nötigen finanziellen Rücklagen hat, kann man Projekte umsetzen.
Ihre größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war der Georgsaal. Nach langjährigen Verhandlungen mit dem Grundeigentümer Pfarre konnte schlussendlich die Zustimmung der Diözese erlangt werden. Dazu braucht man einen langen Atem und den Willen, ein Projekt durchzusetzen. Im sozialen Bereich war es sicherlich das Seniorentageszentrum. Die Philosophie „Alt werden in meiner Heimatgemeinde“ mussten wir vielen wichtigen Entscheidungsträgern, sei es im Land oder auch in unserer Gemeinde, vermitteln. Wichtig waren die Förderstellen des Landes NÖ, um für unsere Tagesgäste einen leistbaren Betrieb zu schaffen. Mitstreiterin war und ist Karin Ebner (Anmerkung: Leiterin des Seniorentageszentrums), die mich fachlich begleitet hat und auch viel Energie für dieses Projekt eingebracht hat. Wir können stolz darauf sein.
Was werden Sie vermissen?
Das Schönste war immer der Kontakt mit den Leuten, der wird mir fehlen. Wenn man sich Zeit nimmt, auf die Leute zuzugehen, ihnen zuhört, kann man ihre Anliegen leichter verstehen. Man muss ihnen erklären, was möglich ist und was nicht. Ich habe einmal zum Herrn Pfarrer gesagt: "Ich glaube, ich höre mehr Beichten ab als Sie."
Hat man da als Frau einen anderen Zugang?
Zuhören können alle. Aber eine Frau hört vielleicht mehr heraus – ohne den Männern nahe treten zu wollen. (lacht)
Was möchten Sie Ihrem Nachfolger auf dem Weg mitgeben?
Meinem Nachfolger gebe ich keine Botschaften mit, denn jeder hat seinen eigenen Stil und ich weiß, dass er auch sein Bestes geben wird. Ich kenne einige seiner Visionen. Es wird noch eine spannende Zeit für St. Georgen. Unseren Gemeindebürgern wünsche ich, dass sie sich weiterhin in ihrer Heimatgemeinde wohlfühlen.
Interview: Thomas Leitsberger
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