Vor Gericht
Mordermittlungen gegen Mostviertler führten zu Vergewaltigungsprozess
Ein Mordverdacht brachte angebliche sexuelle Übergriffe ans Licht. Nun steht ein Mostviertler deswegen vor Gericht.
MOSTVIERTEL. (ip) Abermals vertagt wurde der Prozess gegen einen 65-jährigen Mostviertler, der vor rund zwei Jahren in Verdacht geriet, seine 1983 spurlos verschwundene Lebensgefährtin ermordet zu haben. Bis heute gibt es dafür keine Beweise, eine Leiche wurde bis dato nicht gefunden.
Im Zuge der Ermittlungen tauchten jedoch massive Vorwürfe gegen den Pensionisten auf, der als Oberhaupt einer weit verzweigten Großfamilie nicht nur massiv gewalttätig gewesen sein, sondern darüber hinaus auch zumindest drei Nichten über Jahre hindurch sexuell schwer missbraucht haben soll.
Gewalt in der Familie
Nachdem zum Prozessauftakt im vergangenen April zwei der mutmaßlichen Opfer aussagten, bei denen laut Gutachter Schäden aufgetreten seien, die man einer Querschnittslähmung gleichsetzen könne (die Bezirksblätter berichteten), blieb eine dritte Frau aus gesundheitlichen Gründen auch diesmal dem Prozess fern. Dafür kamen Zeugen zu Wort, die vor allem die Gewalttätigkeiten nicht nur des Beschuldigten, sondern auch anderer Clan-Mitglieder bestätigten.
Da Richterin Doris Wais-Pfeffer das Beweisverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit führte, warteten rund zehn Personen, meist Angehörige des 65-Jährigen vor dem Gerichtssaal, wo sich die Stimmung gegen den Angeklagten aufheizte, der seinerseits in einer kurzen Unterbrechung der Verhandlung versuchte, einen der Zeugen verbal zu attackieren. Verteidiger Hubert Niedermayr schritt sofort ein und verhinderte damit eine Eskalation.
Für die Anwesenden war dies eine neuerliche Bestätigung für die Gewaltbereitschaft des Mannes, der bis jetzt vor allem im Zusammenhang mit den sexuellen Übergriffen alle Vorwürfe, bei denen ihm eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren droht, bestreitet.
Schweigen aus Angst
Umso heftiger äußerten sich die Leute vor dem Gerichtssaal, die von unfassbaren Vorfällen zu berichten wussten. Während eine ehemalige Nachbarin der verschwundenen Mostviertlerin sich zu erinnern glaubt, dass der Angeklagte seine damalige Lebensgefährtin auch während sie in den Wehen lag, schlug, ist eine andere Frau überzeugt: „Die hat er faschiert!“ Bisher habe man vor allem aus Angst vor dem Mann geschwiegen, als Kinder seien sie bestraft worden und man habe ihnen nicht geglaubt, wenn sie sich jemandem anvertrauen wollten. Teilweise käme die Angst auch jetzt wieder hoch, zumal sich der Beschuldigte auch weiterhin auf freiem Fuß befinde.
Niedermayr dagegen ist „sehr dankbar für die Sorgfalt des Gerichts, weil gerade solche Vorwürfe sehr tief gehen und Existenzen auf dem Spiel stehen.“ Die Verfahrensführung sei aus seiner Sicht absolut ordnungsgemäß, zumal alle Angaben sehr genau überprüft und hinterfragt werden.
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