Psychotherapie / Angsttherapie
Tipps bei Hypochondrie und Krankheitsängsten

Menschen, die unter einer Hypochondrie leiden, haben oft unterschiedliche körperliche Symptome. Diese körperlichen Symptome werden als schwere körperliche Erkrankungen missverstanden, d.h. das Kernproblem der Hypochondrie ist die starke Angst, unter schweren körperlichen Erkrankungen zu leiden (etwa AIDS, Krebs, Herzproblemen).

Diese Ängste sind so stark, dass sich die davon betroffenen Menschen immer wieder bei Ärzt*innen oder Expert*innen rückversichern lassen, dass bei Ihnen keine ernsthafte Erkrankung vorliegt. Diese Rückversicherung erleichtert die Angst für ein paar Stunden oder Tage, danach (spätestens, wenn wieder körperliche Missempfindungen auftreten) wird die Angst wieder stärker und das Rückversichern beginnt von Neuem. Die Angst kann dabei so stark werden, dass die Betroffenen in regelrechte Angsttrancen oder in Panikzustände geraten und dann auch noch die Angst hinzukommt, „verrückt“ zu werden.
Jedes körperliche Symptom, auch leichter Schwindel, Muskelkater, Verspannungen, Kribbeln, Stechen in der Brust, wird rigoros beobachtet und kontrolliert, etwa durch Arztbesuche, ständiges Fiebermessen oder Pulsmessen oder Abtasten des Körpers. Diese Überkontrolle heißt „Bodychecking“ und führt zu einem Teufelskreislauf der Angst.

Zentral bei vielen Angstörungen ist es, dass die betroffenen Menschen ihre Ängste vermeiden und dadurch langfristig die Angststörung aufrechterhalten. Kurzfristig ist es ja auch angenehmer und leichter, wenn ich etwa bei einer Hypochondrie zehn verschiedene Ärzt*innen anrufe und mir versichern lasse, dass ich keine schwere Erkrankung habe. Allerdings gibt dieses Vermeidungsverhalten jedes Mal der Angst neue Nahrung. Ich verspüre dann vielleicht für ein paar Stunden Erleichterung, danach kommt meine Krankheitsangst umso stärker zurück. Bei der Vermeidung werde ich nämlich darin bestärkt, dass ich meine Angst nicht aushalten und sie nur durch Rückversicherungen bei Ärzt*innen und Expert*innen ertragen könne. Dies schwächt mein Selbstbewusstsein und meine Selbstwirksamkeit. Der Auslöser der Krankheitsängste wird so immer bedeutender, meine Gefühle von Hilflosigkeit, Kontrollverlust und meine „Angst vor der Angst“ werden immer stärker.

Typische Vermeidungsverhalten bei Krankheitsängsten sind:

- Ein unkontrollierter Konsum von Gesundheitsforen und exzessive Internetrecherchen (oft viele Stunden am Tag)

- Vermeidung von gewissen Medien, um nur ja nichts von schwerwiegenden Krankheiten zu lesen und damit konfrontiert zu werden

- Zu viele Arztbesuche

- Zu wenige Arztbesuche bzw. das Vernachlässigen wichtiger Vorsorgeuntersuchungen

- Ein permanentes Bodychecking

- Wiederholte Untersuchungen (etwa bei HIV-Hypochondrie jede Woche einen HIV-Test machen und dann dem Testergebnis nicht vertrauen)

Bei der Angstkonfrontation/Angstexposition geht es darum, sich mit den eigenen Ängsten und Sorgen zu konfrontieren und sich sogar den Ängsten bewusst auszusetzen. Sie machen dabei die Erfahrung, dass die Angst vor der Angst oft schlimmer ist als die befürchtete Situation und finden im Laufe der Zeit inneren Halt, Selbstwirksamkeit, mehr Selbstsicherheit und Zuversicht. Irgendwann lässt nämlich jede Angst nach, weil der Körper durch den Parasympathikus automatisch wieder Entspannung einleitet. Wir können uns körperlich, emotional und psychologisch an die Angst gewöhnen. Wenn ich mich meiner Angst und der angstmachenden Situation bewusst wiederholt aussetze, so nimmt die Stärke der Angst in der Situation mit jeder Angstexposition kontinuierlich ab, d.h. die Kurve meiner Angst wird immer flacher.

Wichtige Expositionen sind:

- Mit dem Bodychecking auzuhören

- Das Rückversicherungsverhalten zu beenden

- Nur noch seriöse Arztberichte lesen oder anzusehen

- Auf unnötige Untersuchungen und Ärzt*innenhopping zu verzichten

- Krankheitsbefürchtungen zu Ende zu denken, mir in der Phantasie vorzustellen und zu imaginieren, dass ich an einer schweren Erkrankung leide (Angstkonfrontation in Gedanken)

- Nur noch seriöse Arztberichte und Gesundheitsberichte zu lesen

- Gespräche über die gefürchtete Krankheit mit anderen zu führen

Folgende Fragen können mir hierbei weiterhelfen:

- Was genau an dieser Krankheit macht mir solche Angst?

- Welche realen Folgen hätte es für mich, wenn ich die Krankheit hätte?

- Was genau würde sich ändern?

- Welche Nachteile für das Leben (etwa soziale Stigmatisierungen, die passieren könnten) habe ich dann zu erwarten?

- Gibt es Menschen, die dann für mich da wären?

- Könnte ich es aushalten, wenn ich diese Krankheit hätte? Wie könnte ich es aushalten? Wenn nein, warum nicht?

- Was könnte mir dann trotzdem Halt, Zuversicht, Kraft und Freude im Leben bereiten?

- Wie habe ich bisher schwierige Krisen gemeistert?

- Was könnte ich dann tun, damit es mir besser geht?

- Wie könnte ich mich dann gut um mich selber kümmern (Selbstfürsorge)? Was brauche ich dabei von mir selbst? Was von meinem sozialen Umfeld oder Hilfenetzwerken?

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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