Ehemalige Stadtbahn
Vor 40 Jahren erfolgte der Spatenstich für die U6

- Großer Andrang am Eröffnungstag der U6 im Jahr 1989. Der Grundstein für die Linie wurde jedoch schon viel früher geschaffen. Wir haben einen Blick ins Archiv geworfen.
- Foto: Wiener Linien
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Vor 40 Jahren wurde der Spatenstich für die U6 begangen. Ein Blick ins Archiv zeigt jedoch: Ihre Geschichte begann schon viel früher. Wir haben uns auf Spurensuche rund um die Gürtellinie begeben.
WIEN. Sie ist heutzutage nicht mehr wegzudenken: Die U-Bahnlinie 6 in Wien. Von Floridsdorf über den Gürtel und vorbei am Wohnpark Alt-Erlaa bringt sie täglich tausende Passagierinnen und Passagiere vom Norden in den Süden Wiens.
Im September 1983 wurde mit dem Spatenstich die Zukunft der U6 eingeläutet. Doch hinter der Strecke steckt auch viel Vergangenheit. Wir haben einen Blick ins Archiv geworfen. Wie kam es zu der Linie?
Auf alten Wegen
Die U6 wurde im Zuge der sogenannten zweiten Ausbaustufe im Wiener Untergrund-Netz umgesetzt. Als der Gemeinderat 1980 den Bau beschloss, waren die U4 bereits vier und die U1 zwei Jahre als erste Untergrundbahnen im erfolgreichen Betrieb. Die U2 wurde parallel dazu im gleichen Jahr des Beschlusses eröffnet. Ein Ausbau des Netzes mit neuen Verbindungen war für die Stadt daher logisch.

- Die Stadtbahn bei der Gumpendorfer Straße aus ihrem Weg nach Meidling im Jahr 1956.
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Wobei, so neu war ein großer Teil dieser Verbindungslinie gar nicht. Bereits 1898 ging die Gürtellinie der Stadtbahn in Betrieb. Zwischen den Stationen Heiligenstadt und Meidlinger Hauptstraße ging es auf gut 8,4 Kilometer noch mit Dampfloks quer durch die Stadt. Die Stadtbahn kann also durchaus als Mutter der heutigen U6 bezeichnet werden.
Wagner kannte sein Grün nicht
Bis heute weitgehend gleich geblieben sind auch zahlreiche Stationsgebäude, für deren Planung Otto Wagner seine Dienste anbot. Der Architekt des Jugendstils schuf entlang des Gürtels zahlreiche Bauwerke für die Verbindung. Beispiele hierfür sind etwa die Stationen Nussdorfer Straße, Währinger Straße und Alser Straße.

- Stationen der U6, wie hier die Nussdorfer Straße, stammen noch von Otto Wagner.
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Noch heute ist das markante Grün an Dächern und Ornamenten als "Stadtbahngrün" bekannt. Kurios: Diese Farbe kannte Wagner gar nicht, wie das Bundesdenkmalamt durch Untersuchungen der Metalle feststellte. Demnach war keine einzige Station in Hellgrün, sondern durchgehend in Hellbeige gestaltet worden.
Dieses Beige wurde auch mehrfach nachgestrichen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte das bekannte Grün auf Dächern, Ornamenten und Geländern auf. Es war als günstige, aber doch schicke Lackvariante in der Nachkriegszeit verwendet worden.
Mit Strom wird es besser
1924 übergab die Bundesbahn die Gürtellinie schließlich der Stadt. Mit dieser Übernahme veränderte sich für die Passagierinnen und Passagiere einiges. Fortan wurden Straßenbahn- statt herkömmlicher Zugwagons eingesetzt. Und ab 1925 hustete man dank Vollelektrifizierung der Strecke nicht mehr wegen des Kohledampfs am Bahnsteig.
Im September 1983 gab es schließlich den Spatenstich für die U6 und damit das Ende der Gürtel-Stadtbahn. Die bestehende Strecke wurde jedoch für die neue Öffi-Linie herangezogen und adaptiert. Praktisch, umging man so doch viele Grabungsarbeiten und eine Stromschiene brauchte es dank der bestehenden Oberleitung ebenso nicht. Ganz ohne große Veränderungen ging es aber dann doch nicht. So wurden etwa im Bereich der Vivenotgasse in Meidling Tunnelröhren errichtet. Und alte Wagner-Brücken mussten ebenso adaptiert werden.

- Tunnelröhre beim Bau 1986 im Bereich Vivenotgasse in der Nähe der Station Philadelphiabrücke.
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Bereits während der Arbeiten wurden auch neue Stationen auf der Strecke ergänzt und bestehende adaptiert: Michelbeuern-AKH, Thaliastraße, Längenfeldgasse und Philadelphiabrücke, die heute Bahnhof Meidling heißt. Und das großteils bei laufendem Stadtbahnbetrieb. Diese wurden zunächst auch von der bestehenden Stadtbahn angefahren, die immer mehr das Bild einer U-Bahnlinie bekam.
Die Eröffnung der fertigen U6 war dann eigentlich nur mehr eine Umbenennungsfeier. Bei der Feier dabei war unter anderem der ehemalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ). Im Einsatz waren damals noch für den Betrieb auf dieser Strecke umgeformte Straßenbahn-Typen. Und so rollte 1989 dann offiziell die erste U6-Garnitur vom heutigen Bahnhof Meidling bis zur Nußdorfer Straße und von dort abwechselnd weiter nach Heiligenstadt oder zur Friedensbrücke.

- Bürgermeister Helmut Zilk eröffnet die U6 mit einer Fahrt von der Gumpendorfer Straße zur Philadelphiabrücke am 7. Oktober 1989.
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Das Bild von heute
Bereits ein Jahr später beschlossen Bund und Stadt, dass es nicht bei dieser Strecke bleiben soll. Die Verbindungen nach Heiligenstadt und zur Friedensbrücke wurden gekappt, dafür bei der Spittelau ein Knoten eingerichtet. Parallel dazu wurde an beiden Enden fleißig gebaut. Ab 1993 sind dann auch die neuen Garnituren mit der Typenbezeichnung T unterwegs. 2008 folgte das heute bekannte Modell T1 mit Modifikationen.

- U-Bahn Zug der Linie U6 mit der Type T vor der Station Alterlaa im Mai 1995. Im Hintergrund: Der Wohnpark Alt-Erlaa.
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1995 war die Verlängerung der U6 geschaffen. Seitdem kommt man von Floridsdorf über die Brigittenau bis zur Station Siebenhirten in Liesing. Damit ist die U6 heute mit gut 17,4 Kilometern die zweitlängste U-Bahn Wiens. Sie wird nur von der U1 mit 19,2 Kilometern geschlagen.
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