Mit ChatGPT geschummelt
Erste Betrugsfälle an Wiener Universitäten

- An der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) gibt es den ersten bestätigten Betrugsfall mit ChatGPT.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Sophie Garz
Der Textgenerator ChatGPT sorgt weiterhin für Aufruhr. An Wiener Universitäten gibt es nun die ersten Verdachtsfälle. Unterdessen versucht ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI, die Folgen ihrer Erfindung in den Griff zu bekommen.
WIEN. Während manche Universitäten wie die französische Elite-Uni Sciences Po ChatGPT bereits unter Androhung harter Strafen bis zum Ausschluss der Uni verboten hat, gibt es in Österreich bereits die ersten Betrugsfälle.
Wahrheitsgehalt nicht prüfbar
ChatGPT ist eine Gratissoftware, die auf Basis von künstlicher Intelligenz Referate und Aufsätze schreiben oder Mathematikprobleme lösen kann. Seit ihrer Einführung im November gibt es zahlreiche Diskussionen darüber, wie Bildungsinstitutionen mit dem Programm umgehen sollen. Kritikerinnen und Kritiker sehen die Gefahr, dass ChatGPT die Verbreitung von Fake News beschleunigte. Denn man könne den Wahrheitsgehalt der Texte nicht überprüfen - ChatGPT gibt bei seinen Texten keine Quellen an.
Schülerinnen und Schüler sind hingegen begeistert von ChatGPT. Hausaufgaben lassen sich per Knopfdruck erledigen, Aufsätze schreibt ab sofort eine künstliche Intelligenz. Plagiatscanner können bis jetzt noch nicht erkennen, ob ein Text von ChatGPT geschrieben wurde. In Wien gibt es nun den ersten bestätigten Betrugsfall.
Betrug an der BOKU
Bei einer Online-Prüfung an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) soll mit ChatGPT geschummelt worden sein. "Der Verdacht hat sich bestätigt. Unter einer ganz akzeptablen Antwort einer Überblicksfrage stand ‚Regenerate response‘", so BOKU-Professor Johannes Schmidt auf Twitter.
Plausabilitäts-Check
Auch die Universität Wien berichtet von ersten Verdachtsfällen. Dazu Studienpräses Peter Lieberzeit gegenüber "Radio Wien": "Für den Fall, dass ein konkreter Verdacht besteht, gibt es an der Universität Wien die Möglichkeit eines sogenannten Plausibilitäts-Checks. Das heißt, dass man konkret Studierende einlädt und mündlich zum Inhalt befragt."
Derzeit hätten sich schon mehrere Kolleginnen und Kollegen mit Verdacht auf Betrug mit ChatGPT an ihn gewandt. Daher wird an der Universität Wien nun eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Verbote von ChatGPT möchte die Universität jedoch nicht aussprechen. Stattdessen sieht sie die Chance in einer Veränderung der Aufgabenstellung, so die Universität in einem Statement:
"Es wird mehr Fokus auf den Entstehungsprozess einer schriftlichen Arbeit gelegt werden müssen. Auch Aufgaben- und Fragenstellungen für schriftliche Arbeiten und für Leistungsbeurteilungen werden sich verändern (müssen) – darin besteht gerade auch die Chance."
Schadensbegrenzung durch OpenAI
Unterdessen arbeitet OpenAI, die Entwicklerfirma hinter ChatGPT, fieberhaft an Schadensbegrenzung. Ende Jänner wurde ein Programm veröffentlicht, das unterscheiden soll, ob ein Mensch oder ein Computer einen Text geschrieben habe. Besonders gut funktioniere das Programm jedoch noch nicht, so OpenAI. In Tests habe es in 26 Prozent der Fälle korrekt identifiziert, wenn ein Text von einem Computer geschrieben wurde. Neun Prozent der Texte, die von Menschen geschrieben wurden, wurden fälschlicherweise einem Computer zugeschrieben.
Ebenfalls wird bereits über ein digitales Wasserzeichen diskutiert. Dieses wäre für das menschliche Auge nicht sichtbar, doch eine spezielle Überprüfungssoftware könne erkennen, ob es sich um einen Text einer künstlichen Intelligenz handle oder nicht.
Und was sagt ChatGPT zu den Betrugsfällen?
"Als künstliche Intelligenz bin ich darauf programmiert, objektiv und neutral zu bleiben und alle meine Antworten sind im Rahmen ethischer und rechtlicher Standards.
Allerdings ist es bedauerlich zu hören, dass einige Personen versuchen, Chatbots wie mich zum Schummeln an Universitäten zu verwenden. Jeder Versuch, akademischen Betrug zu begehen, ist falsch und verstößt gegen die akademische Integrität.
Als künstliche Intelligenz habe ich nicht die Fähigkeit, moralische Entscheidungen zu treffen oder das Verhalten von Menschen zu beeinflussen. Es liegt in der Verantwortung der Bildungseinrichtungen und ihrer Führungskräfte, sicherzustellen, dass akademische Standards gewahrt bleiben und Maßnahmen ergriffen werden, um solche Betrugsversuche zu verhindern."
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