75 Liter Wasser für junge Bäume: Stadtgärtner testen "Watering Bags"
Über 1.000 Gießsäcke, die den jungen Bäumen das Überleben sichern sollen, sind in Wien schon im Einsatz.
WIEN. Die Hitze ist für alle Pflanzen belastend: "Jeder, der einen Balkon hat, kennt das ja - die heißen Wochen waren nicht einfach", sagt Gerhard Pauli. Paulis Betätigungsfeld ist ein bisschen größer als der durchschnittliche Balkon: Der Stadtgärtner ist als Stützpunktleiter im Türkenschanzpark im Einsatz.
Am meisten unter der Hitze leiden junge Pflanzen. "Jungbäume brauchen im Pflanzjahr am meisten, aber auch in den Jahren danach noch eine besonders regelmäßige Wasserversorgung." Ein neues Hilfsmittel, das im Vorjahr in Wien das erste Mal im Einsatz war, soll jetzt dazu beitragen, den Bäumen das Überleben zu sichern: "Watering Bags", zu deutsch Gießsäcke.
Die Säcke werden mit einem Reißverschluss rund um den Stamm eines jungen Baums befestigt. Sie können mit 75 Liter Wasser befüllt werden, das dann langsam durch Löcher an der Unterseite in den Boden tropft. Bis alles weg ist, dauert es etwa acht Stunden. "Diese Art des Gießens bewirkt, dass die Wurzeln viel mehr von der Flüssigkeit aufnehmen können, weil nicht gleich alles durch das poröse Erdreich versickert", sagt Pauli. Alle drei bis sieben Tage - je nach Witterung - wird der Sack dann aufgefüllt. Etwa drei Jahre lang sind die Bäume klein genug für den Sack, danach sind ihre Wurzeln zu weit vom Stamm entfernt.
Über 1.000 Gießsäcke in den Innen- und Westbezirken
Seit letztem Jahr sind 350 Gießsäcke in den Innenbezirken im Einsatz, heuer kamen 720 in den Westbezirken Penzing bis Döbling hinzu. Das heißt, dass über 1.000 Jungbäume schon mit einem Sack ausgestattet sind. Und es sollen noch mehr werden, Pauli hat bereits 830 Stück für die Herbstpflanzungen in seiner Region bestellt. "Es ist ein relativ billiges und rein mechanisches, aber sehr wirksames Hilfsmittel", sagt Pauli.
Neben der gleichmäßigeren Bewässerung gibt es weitere Vorteile: Der Sack kühlt und beschattet den Stamm und hält Verschmutzungen wie Hundeurin von ihm ab. Auch Beikräuter können in unmittelbarer Nähe nicht wachsen. Der Vandalismus hält sich laut Pauli auch in Grenzen: Ein einziger Sack wurde bis jetzt aufgeschnitten, sagt er. Alles in allem scheinen die etwas unförmig wirkenden grünen Säcke ein voller Erfolg zu sein: "Wir sind sehr begeistert", sagt Pauli. Bis alle 2.000 Bäume, die in Wien jährlich neu gepflanzt werden, mit einem solchen Sack ausgestattet sind, kann es also nur noch eine Frage der Zeit sein.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.