Rückblick
Schönborn über Kirchenaustritte, Symbole und den Zusammenhalt

- Kardinal Christoph Schönborn, der am 22. Jänner seinen 80. Geburtstag feiert, lud diese Woche zum Pressegespräch.
- Foto: Maximilian Spitzauer/MeinBezirk
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Kardinal Christoph Schönborn sprach im Rahmen eines Pressegesprächs über Kirchenaustritte, christliche Symbole und Zusammenhalt. Eine ehrliche Bilanz des Kardinals, der wahrscheinlich im kommenden Jänner als Erzbischof in den Ruhestand geht.
WIEN. "Ich weiß nicht, was man anstellen muss, um so ein Interesse auszulösen", meinte Kardinal Christoph Schönborn Anfang der Woche bescheiden. Anlass war ein Pressegespräch, an dem zahlreiche Journalistinnen und Journalisten teilnahmen. Der Club 4 am Stephansplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt, war es doch eine der letzten Möglichkeiten, mit Kardinal Schönborn zu sprechen, bevor er – wahrscheinlich rund um seinen 80. Geburtstag am 22. Jänner 2025 – als Erzbischof emeritiert.
Schönborn zeigte sich, wie gewohnt, sehr selbstkritisch. Der Rückgang der Mitgliederzahl der katholischen Kirche sei für ihn "ein Schmerzpunkt". Es sei ein Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung, an der sicher auch die katholische Kirche ihren Anteil habe. "Da gibt es nichts schönzureden", meint er.
Sinnsuche stärken
Für die Kirchenaustritte sei laut "Kathpress" bei vielen Menschen eine Distanz zur Kirche ausschlaggebend. MeinBezirk wollte wissen, was die Kirche tun muss, damit diese Distanz abgebaut wird. "Ich glaube, dass grundsätzlich die Bindung an Institutionen nachgelassen hat", so der Kardinal.
Es sei eine Entwicklung, die auch mit unserer Wohlstandsgesellschaft zu tun habe. Doch gebe es sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft, die auf der Suche seien, "und hier hat das Christentum ein großes Angebot, wir haben tiefe Ressourcen. Wenn wir als Religionsgemeinschaft in dieser Gesellschaft etwas Sinnvolles tun wollen, dann ist es, die Sinnsuche zu stärken".

- Kardinal Christoph Schönborn ist absolut nicht davon überzeugt, dass der Katholizismus überholt sei.
- Foto: Maximilian Spitzauer/MeinBezirk
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Auf die Frage, ob die Kirche zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei, antwortete der Kardinal mit "Ja". Alle Gemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppierungen hätten die Tendenz, sich zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen, so auch die Kirche. "Es ist schade, weil es auf die Dauer langweilig wird." Der Kardinal plädiert darauf, dass die Kirche die Menschen proaktiv anspricht, wenn sie als Neulinge einen Gottesdienst besuchen. "Du musst dich für Menschen interessieren", lautet seine Aufforderung.
"Katholizismus ist nicht überholt"
Er sei absolut nicht davon überzeugt, dass der Katholizismus überholt sei. "Ich bin sehr dafür, dass wir in Österreich die Kreuze aufrechterhalten." Das sei nichts gegen jemanden, sondern ein großes Zeichen der Versöhnung. "Warum sollen wir uns dieses Zeichens schämen? Die Stadt Wien hat das Kreuz im Wappen. Deswegen ist Wien doch nicht ein Hotspot der katholischen Frömmigkeit", meint Schönborn. Dass Weihnachten gefeiert wird, dass es ein kirchliches Brauchtum sei, sei doch ebenso etwas Positives.

- Kardinal Christoph Schönborn mit dem Friedenslicht aus Bethlehem.
- Foto: Erzdiözese Wien
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Apropos Weihnachten: Man hat das Gefühl, dass die heutige Gesellschaft verunsichert, ein Stück weit egoistisch und einsam ist. Was würde sich Schönborn für uns als Gesellschaft wünschen? Das wollte MeinBezirk vom Kardinal wissen. "Einsamkeit ist ein großes Thema. Wie kann es sein, dass man jahrelang im selben Stock wohnt und nicht weiß, wer sein Nachbar ist? Das ist ein Defizit an Menschlichkeit", so Schönborn. Es brauche mehr Interesse füreinander: "Es ist sehr einfach: Interessiere dich für deinen Nächsten. Es ist ein solcher Zugewinn an Menschlichkeit".
Zusammenhalt als Hoffnung
Die negativen Entwicklungen in der Welt spüre man auch in Wien. Auf die Frage, was den Menschen Hoffnung geben kann, meint der Kardinal: "Es hilft niemanden, wenn wir in der Sprache verrohen, das wird uns nicht weiterbringen. Wir müssen aufeinander schauen und zusammenhalten".
Dieses Gemeinsame brauche es auch in der Politik und in allen Teilen der Gesellschaft. Was wird der Kardinal in seiner Pension machen? "Ich bleibe Kardinal, ich bleibe auf Rufweite, aber Pressekonferenzen werde ich vermutlich keine mehr geben."
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