Ausstellung "Ganz Wien": Im Wien Museum geigen die Goldfisch´

Nach wie vor der König am Popthron: Der unvergleichliche Falco im Jahr 1985. | Foto: Didi Sattmann
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  • Nach wie vor der König am Popthron: Der unvergleichliche Falco im Jahr 1985.
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(mtk). Wie bringt man Popmusik ins Museum? Diese schwierige Aufgaben lösten die Kuratoren der neuen Ausstellung "Ganz Wien" Michaela Lindinger, Thomas Mießgang und Walter Gröbchen - und zwar bravourös. Elf legendäre Orte vom "Strohkoffer" über das "Voom Voom" bis zum "U4", die in sieben Jahrzehnten Musikgeschichte schrieben, erwachen dank Audio- und Videostationen, Fotos und Zeitungsartikeln im Wien Museum zum Leben. Wie groß das Interesse und auch der Stolz auf heimische Musiker abseits von Austropop ist, wurde bei der Eröffnung ersichtlich: Der Andrang ist enorm und Promis von Thomas Rabitsch bis zu Falcos letzter Freundin Caroline Perron kämpfen sich tapfer durch die Besuchermassen.

"In dieser Ausstellung wird jeder seinen nostalgischen Moment haben", versichtert Wien Museum-Direktor Matti Bunzl vor der Eröffnung. Doch neben dem Schwelgen in der Vergangenheit werden auch aktuellen Bands wie Wanda, Soap and Skin und Voodoo Jürgens Plätze eingeräumt.

Ella Fitzgerald im Ottakringer Albert Sever-Saal

Natürlich startet die Schau sentimental in den Fünfzigern, nachdem Kurator Thomas Mießgang daran erinnert hat, dass "es vor Kruder und Dorfmeister Anton Karas gab". Nachdem man einen Stadtplan mit den markierten Orten passiert hat, befindet man sich in einem abgedunkelten Raum. Die unterschiedlichsten Stimmen und Lieder schwirren durch den Raum und Helmut Qualtinger schmettert den Besuchern unter dem ersten Videoviereck sein Lied "Der Halbwilde" auf einem Motorrad sitzend entgegen. Der Rundgang beginnt im Jahr 1953 im Lokal "Strohkoffer": Auf einer Schwarzweiß-Fotografie plaudert ein junger Friedensreich Hundertwasser mit einem biertrinkenden Pärchen vor einer mit Schilfrohren verkleideten Wand.

Vorbei an einem Video, in dem der legendäre Herr Sekretär aus der ORF-Sendung "Seniorenclub" noch jung und frisch Horst Winter mit seinem Hit "Twist Twist" ankündigt, steht man vor einem Mietvertrag für den "Tanztee" im Albert Sever-Saal aus dem Jahr 1964 und erfährt Erstaunliches: Der Entertainer Hannes Patek holte einst Ella Fitzgerald nach Ottakring. Kopfschüttelnd geht es an Plakaten und Singles weiter bis der Griff zum Kopfhörer gewagt wird. "Du bist der Stern aus der 68er Garnitur", sang Werner Gravac fröhlich 1958. Weniger beschwingt ist der Hit "Melancholie" der Bambis aus dem Jahr 1964: Wer nicht an einer schweren Depression vor dem Aufsetzen der Kopfhörer leidet, hat sie nach spätestens drei Sekunden.

Die Stimmung hebt sich jedoch schnell wieder beim Anblick des Singlecovers "Geissel des Fleisches" von "The Hubbubs". Damit sind die strengen Zeiten vorbei und unter dem Begriff "Oasen der Coolness" werden Mode und Drogen in den Lokalen "San Remo" in der Neubaugasse und dem "Voom Voom" in der Loudongasse - revolutionär im verstaubten Wien dank Discokugel und Frank Zappa am Plattenteller - thematisiert. 

Ein nackter Georg Danzer und Placebo im Funkhaus

Vorbei an einem Plakt des "Camera Club" mit dem Hinweis "Endlich ein Lokal, in das man gehen kann" ist man bei André Heller im "Cabaret Fledermaus" in der Spiegelgasse angelangt. Ein Pin-Up-Foto von Georg Danzer muss überwunden werden, ehe man sich in Placebos "Pierrot the Clown" aus einem Mitschnitt aus dem Radiokulturhaus 2006 für FM4  verlieren kann.


"Da Nackte im Hawelka": Georg Danzer übergibt Josefine Hawelka 1975 die Single "Jö schau".

Nach Zeitungsartikeln, Gitarren und einem Wolfgang Ambros-Teil findet sich der Besucher vor "Hallucination Company"-Memorabilien wieder - samt einem sentimentalen Walter Gröbchen vor einem gelben Plakat. "Genau dieses Poster hatte ich als Jugendlicher in meinem Zimmer über dem Bett hängen", strahlt der Journalist und "Monkey Music"-Chef, mit dessen jahrzehntelanger Tätigkeit in der Popbranche der ideale Kurator für die  Ausstellung gewonnen werden konnte. Ebenso begeistert ist Gröbchen von Kruders Tonstudio aus den frühen Neunzigern. "Antaricomputer, Faxgerät, Synthies, Lavalampe und Wandteppich wurden ins Museum gebracht. Das ist meine Lieblingsinstallation, auch weil es sich um ein 3D-Objekt handelt."


Diesen Maßanzug von Helmut Lang trug Falco 1984.

Ebenfalls um ein 3D-Objekt handelt es sich bei Falcos grauem Maßanzug von Helmut Lang aus dem Jahr 1984. Natürlich darf das Video zu "Brillantin Brutal" ebensowenig fehlen wie die Goldene "Falco 3". Gegenüber der Falcowand kann mit DAF unter einem Videoviereck "Der Mussolini" 1983 im U4 getanzt werden. Der Ausschnitt stammt übrigens aus dem Film "Eiszeit" von Wolfgang Strobl, der einst das U4 und nun das Cabaret Fledermaus zum Treffpunkt der Subkultur macht. Nachdem an die Gründungsadresse des "Flex" in der Meidlinger Arndtgasse 51 erinnert wurde, geht es schnurstracks in die Gegenwart: Die Lederjacke von Marco Michael Wanda hängt um´s Eck von Maurice Ernsts ("Bilderbuch") goldenem Anzug, ein Plakat von Voodoo Jürgens von vergangenem Jahr und ein Mitschnitt des Popfestes am Karlsplatz zeigen, dass die Wiener Popmusik nicht mit Falco gestorben ist. 

Fazit: Die Ausstellung "Ganz Wien. Eine Pop-Tour" ist absolutes Pflichtprogramm für alle Wiener aller Altersstufen. Bis 25. März 2018 haben die Bewohner noch die Gelegenheit dazu.

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