Arenbergpark: Neue Projekte für die Flaktürme gefordert

Der Leitturm ist einer von zwei Flaktürmen im Arenbergpark. Er steht auf der Westseite des Parks.
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  • Der Leitturm ist einer von zwei Flaktürmen im Arenbergpark. Er steht auf der Westseite des Parks.
  • hochgeladen von Andreas Edler

LANDSTRASSE. Ein bisschen kalt und trostlos wirkt der Arenbergpark im Winter. Nur wenige Menschen sind beim bz-Lokalaugenschein unterwegs – immerhin hat es minus 2 Grad. Während im Sommer die großen Bäume den Park dominieren und die grüne Lunge des Fasanviertels einer kleinen Oase gleicht, stechen im Winter zwei Fremdkörper ins Auge: Die Flaktürme – kollossale Zeugen der nationalsozialistischen Herrschaft in Wien.

Das Turmpaar im Arenbergpark war das erste von drei in Wien gebauten Flugabwehranlagen. Der Gefechtsturm (Fertigstellung 1943) ist der größte aller in Wien errichteten Bunkerbauten. Nach dem Krieg wurden die beiden Türme auf verschiedene Weise zwischengenutzt. Zuletzt diente der große Gefechtsturm in den Jahren 2005/2006 als Ausstellungsraum für Künstler und war für die Öffentlichkeit begehbar. "Das war damals richtig cool", sagt Anrainerin Elisabeth Leiter. "Man konnte den Turm erforschen und hinauf bis auf die Plattform gehen." Die Ausstellungen hätten einen besonderen Charakter gehabt, so die 31-Jährige.

Turm nicht mehr zugänglich

Heute wird ein Teil des Gefechtsturms als Depot des Museums für angewandte Kunst (MAK) genutzt. Für die Öffentlichkeit ist er jedoch nicht mehr zugänglich. Die Türme wären der perfekte Rahmen für öffentliche Straßenkunstprojekte, so Leiter. "Der Flakturm als riesige Streetart-Leinwand. Das wäre eine wunderbare Touristenattraktion", sagt die Anrainerin. Mit dieser Meinung ist die Humanökologin keineswegs allein. Auch Maria Steffanides (29) lebt am Arenbergpark und wünscht sich mehr Flächen für Straßenkünstler – zumindest am Sockel. Denn im Großen und Ganzen soll der Turm so bleiben – als Zeitdokument. "Das wäre relativ einfach umzusetzen", ist die Lehrerin überzeugt. Doch die Wünsche gehen weiter: Die Plattform sollte wieder zugänglich sein – vielleicht mit einem kleinen Café. Im Erdgeschoss würde sich ein Jugendzentrum anbieten. An Ideen für die Türme mangelt es nicht.

Ein Projekt für Jugend könnte sich auch Anrainerin Eva Riegler vorstellen. "Ich würde es super finden, wenn man daraus ein Jugend- und Generationenprojekt machen würde. Zum einen können Zeitzeugen und Flüchtlinge ihre Geschichten erzählen, um die Gemeinsamkeiten, die sie durchlebt haben, darzustellen.
Zum anderen können nicht betroffene Kids etwas über ihre eigene Geschichte und das Leben anderer lernen", sagt die Landstraßerin. Die Türme könnte man mit Schicksalgeschichten bekleben.

Und doch haben sich die Betongiganten im Landstraßer Park auch ein wenig integriert. "Grundsätzlich finde ich die Türme nicht störend. Der Park ist trotzdem sehr nett", sagt Elisabeth Leiter. Aus guten Gründen und zuvorderst seien die Türme aber auch ein Mahnmal, so eine ältere Dame, die ihren Namen nicht genannt haben will. "Ich bin Deutsch-Amerikanerin und finde, dass die beiden Bunker ein wichtiges Mahnmal sind", so die Anrainerin. "Das darf nie wieder passieren!"

Keine neuen Pläne

Seitens des zuständigen Verwalters, der Burghauptmannschaft, scheint das Interesse an neuen Nutzungen eher gering zu sein. "Unsere Verträge mit dem MAK und einer Datenfirma sind aufrecht. Von unserer Seite gibt es keine Überlegungen, die Flaktürme einer neuen Funktion zuzuführen", sagt Burghauptmann Reinhold Sahl.

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Zur Sache:
Das Flakturmpaar im Arenbergpark trug den Codenamen „Baldrian“. Die Errichtung fand von Dezember 1942 bis Oktober 1943 statt, wobei beide Türme in der Bauart II mit neun Stockwerken ausgeführt wurden. Zur Errichtung der Bunkeranlagen mussten zusätzliche Anschlussgleise vom Aspangbahnhof verlegt werden. Die Mauern des großen Gefechtsturms sind im Allgemeinen zwei Meter dick, in den obersten drei Stockwerken aber ungefähr sieben Meter.

Der Leitturm ist einer von zwei Flaktürmen im Arenbergpark. Er steht auf der Westseite des Parks.
Anrainerin Maria Steffanides wünscht sich mehr Straßenkunst.

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