Facharzt im Interview
Mehr Bewegung als Schlüssel zur Gesundheit

- Sebastian Sorger ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Traumatologie.
- Foto: Sera
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Schon früh entdeckte der Weizer Mediziner Sebastian Sorger seine Leidenschaft für den menschlichen Körper. Im Interview erzählt der Arzt, wie er mit Liebe zur Bewegung den Weg in die Orthopädie fand und warum Prävention oft besser als jede OP ist.
WEIZ. Schon früh war Bewegung für Sebastian Sorger mehr als nur Freizeitbeschäftigung – sie wurde zur Lebensphilosophie. Aufgewachsen in einem Fitness- und Gesundheitsstudio erkannte Sorger bereits in jungen Jahren, wie viel Einfluss gezieltes Training auf Gesundheit, Lebensqualität und Selbstwahrnehmung haben kann. Fasziniert vom menschlichen Körper und seinem Potenzial, Heilung durch Bewegung zu fördern, entschloss er sich, Medizin zu studieren – mit dem klaren Ziel, den Bewegungsapparat in seiner ganzen Komplexität zu verstehen und Menschen dabei zu unterstützen, ihn langfristig gesund zu halten.
Heute ist er Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Traumatologie, mit Schwerpunkt Kniegelenk, und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Beschwerden sollen nicht nur operativ behandelt, sondern durch gezielte Prävention und moderne Therapiekonzepte nachhaltig vermieden werden. Ein Gespräch über Verantwortung, Prävention und die Leidenschaft für ein aktives Leben.
- Herr Sorger, was hat Sie dazu inspiriert, Arzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Traumatologie zu werden?
Sebastian Sorger: Schon als Kind war Bewegung fester Bestandteil meines Lebens. In einem Fitness- und Gesundheitsstudio aufgewachsen, erkannte ich früh die transformative Kraft gezielten Trainings. Diese frühe Prägung weckte meine Leidenschaft für den menschlichen Körper und motivierte mich, diesen Weg professionell zu verfolgen.
2012 trat ich als Teilinhaber in das Familienunternehmen ein und begleitete Menschen auf ihrem Weg zu Kraft und Wohlbefinden. Gleichzeitig begann ich mein Studium der Humanmedizin. Das enorme Potenzial gezielter Bewegung für die Gesundheit faszinierte mich von Beginn an, besonders der komplexe Bewegungsapparat.
Meine Vision entstand aus der Erkenntnis, Beschwerden am Bewegungsapparat nicht nur medizinisch zu behandeln, sondern sie durch ein umfassendes Konzept aus moderner Medizin und gezielter Bewegung nachhaltig zu beheben. Aus diesem Grund startete ich meine Ausbildung im Bereich Orthopädie und Traumatologie mit Schwerpunkt Kniegelenk.

- Inhaber Sebastian Sorger (li.) mit seinem Vater Erich Sorger, dem Gründer des Fitness- und Gesundheitsstudios Sera in Greith bei Weiz.
- Foto: RegionalMedien_Eisner
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- Gab es einen besonders herausfordernden oder bewegenden Fall in Ihrer Karriere, der Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist?
In meiner Tätigkeit als Orthopäde und Unfallchirurg gab es einige bewegende Fälle, die meinen weiteren Weg und mich geprägt haben. Besonders hängen geblieben ist bei mir ein Fall von einer Dame, die sich mit ca. 60 Jahren wegen eines banalen Sturzes auf die Hüfte den Schenkelhals gebrochen hat, da sie aufgrund von Bewegungsmangel unter Osteoporose litt. Leider infizierte sich anschließend die Prothese und die Patientin musste mit weiteren aufwendigen Operationen versorgt werden.
Dieser langwierige Leidensweg hätte von vornherein eventuell bereits abgewehrt werden können, wäre diese Dame körperlich aktiver gewesen und hätte sie gezielt an der Kräftigung ihrer Muskulatur gearbeitet. Fälle wie dieser haben mich dazu motiviert, meine Patientinnen und Patienten intensiver dabei zu unterstützen, durch gezielte Bewegung schwerwiegende Probleme frühzeitig durch Prävention zu vermeiden.
- Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, wenn es um schwerwiegende Entscheidungen für Ihre Patienten geht?
Täglich sind wir mit schwerwiegenden Entscheidungen, für unsere Patientinnen und Patienten konfrontiert. Hierbei ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, vor jeder Entscheidung gemeinsam mit dem Patienten/der Patienten zu ermitteln, welches Ergebnis er/sie sich von der jeweiligen Behandlung erwartet und was dadurch erreicht werden soll. Auf Basis einer genauen Anamnese, Zielsetzung und einer exakten Diagnostik versuche ich dann gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin die beste Behandlungsoption zu wählen.
- Was machen Sie selbst, um Ihre eigene Gesundheit und Fitness zu erhalten?
Für mich ist Bewegung der Schlüssel zur Gesundheit – und Gesundheit der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Daher lege ich besonders großen Wert darauf, selbst fit zu sein. Ich versuche dreimal pro Woche mittels Krafttraining, meine Muskulatur zu kräftigen. Zusätzlich ist es mein Ziel, täglich einen kleinen Spaziergang von 20 bis 30 Minuten zu machen. Durch diese Maßnahmen kann ich mental abschalten und gleichzeitig etwas für meine Gesundheit und Fitness tun. Meiner Erfahrung nach ist hier der Schlüssel zum Erfolg, dass wir uns leicht umsetzbare Gewohnheiten aneignen, die wir konsequent im Alltag umsetzen können.
- Welche orthopädischen Probleme treten in der heutigen Gesellschaft am häufigsten auf, und warum?
Die häufigsten orthopädischen Probleme in unserer modernen Gesellschaft sind Rückenschmerzen, Arthrose und Sportverletzungen. Diese nehmen kontinuierlich zu, durch die Kombination aus Bewegungsmangel im Alltag, stundenlangem Sitzen bei der Arbeit, falscher Belastung in Freizeit und Sport, sowie einer stetig älter werdenden Gesellschaft.

- In den Studios Sera Fit und Sera Med erhält man umfangreiche Unterstützung, wenn es um Gesundheit und Fitness geht.
- Foto: Markus Kramp
- hochgeladen von Barbara Vorraber
- Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Präventionsmaßnahme, wenn es um körperliche Beschwerden geht?
Da es sich bei unserem Körper um einen Bewegungsapparat handelt, ist die mit Abstand allerwichtigste Maßnahme, um Beschwerden an Gelenken und der Wirbelsäule zu vermeiden, regelmäßige Bewegung. Präventiv wäre ein ausgewogenes Verhältnis aus gezieltem Krafttraining, Beweglichkeitsübungen und moderater Ausdaueraktivität für alle Altersgruppen der Schlüssel zu einem gesünderen und vitaleren Leben.
- Welche neuen Behandlungsmethoden gibt es in der Orthopädie und Unfallchirurgie?
Aufgrund der technischen und wissenschaftlichen Fortschritte gibt es auch in der Orthopädie und Unfallchirurgie laufend neue und innovative Behandlungsmethoden. Zum einen sehen wir bei den Operationsmethoden eine stetige Weiterentwicklung, die eine noch bessere Behandlung unserer Patientinnen und Patienten ermöglicht. Vor allem minimalinvasive Behandlungen wie beispielsweise die Arthroskopie werden immer weiter ausgefeilt und bieten einen schonenden Behandlungsansatz.
Zum anderen gibt es auch in der konservativen Therapie tolle Fortschritte, wodurch wir die Notwendigkeit einer Operation idealerweise sogar verhindern können. Vielversprechende Therapieformen sind unter anderem die Stoßwellenbehandlung oder Behandlungen mit Eigenblut (PRP, Plättchen reiches Blutplasma). Neben neuen Behandlungsmethoden sind aber auch alte Behandlungsmethoden wie die Akupunktur oder die manuelle Medizin (Chiropraktik) immer noch sehr effektive Behandlungsformen in der Orthopädie und Traumatologie.
- Was sind typische Sportverletzungen, und wie kann man sie vermeiden?
Zu den häufigsten Sportverletzungen, die wir bei unseren Patientinnen und Patienten sehen, zählen Kreuzbandrisse und Meniskusverletzungen im Knie, Bänderrisse im Sprunggelenk, Schulterinstabilität und Muskelfaserrisse. Das Risiko für Verletzungen lässt sich aber durch relativ einfache Maßnahmen deutlich reduzieren.
Ein strukturiertes Aufwärmprogramm, das auf die Sportart abgestimmt ist, aktiviert den Körper und bereitet die Muskulatur vor. Ebenso wichtig ist gezieltes Krafttraining, um stabilisierende Muskulatur aufzubauen – besonders für Gelenke wie Knie und Schultern. Ein ausgewogenes Training von Beweglichkeit und Koordination verbessert die Körperkontrolle in dynamischen Situationen. Auch die richtige Ausrüstung und Technik spielen eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt sollte man auf die Signale des Körpers hören und Überlastung vermeiden. Ermüdung ist oft der Ausgangspunkt schwerwiegender Verletzungen.
- Wie schaffen Sie es, in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren?
Regelmäßig bin ich mit stressigen Situationen konfrontiert. In diesen Situationen lenke ich meine gesamte Konzentration auf die aktuell zu lösende Aufgabe. Dadurch kann ich alles Unwichtige um mich herum abschalten und bin voll im aktuellen Moment, ohne dass mich der Stress negativ beeinflusst.
- Wenn Sie nicht Arzt geworden wären – welchen Beruf hätten Sie sich sonst vorstellen können?
Da ich sehr gerne mit anderen Menschen arbeite und von den Themen Fitness und Gesundheit begeistert bin, glaube ich, dass es mich immer in irgendeiner Art und Weise in den Fitness- und Gesundheitsbereich getrieben hätte. Was ich dann genau gemacht hätte, kann ich aber leider nicht sagen. Insgesamt freut es mich sehr, dass ich als Facharzt für Orthopädie und Traumatologie mit Spezialisierung auf Kniechirurgie meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
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