Rechtsradikale
Gleisdorf blüht…

Propaganda von Rechtsradikalen
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…auch durch seltsame Blumen. Der Raum Gleisdorf ist seit geraumer Zeit das Terrain für Propaganda- Aktivitäten rechtsradikaler Kreise. Was heißt rechtsradikal? Dazu komme ich noch. Und links?

Haben nicht etwa FPÖ-Granden wie vormals Hace Strache betont, daß man in der Revolution von 1848 wesentliche Wurzeln der eigenen Ideologie sehe und daher viel eher links als rechts sei? Kann man so sehen. Aber wo ist denn dann rechts?

Zu all dem kommt auch noch „linkslinks“ als eine ziemlich ungenaue Ortsangabe. Wir reden also nicht so sehr von Positionen, mehr von Relationen, von den Beziehungen und Verhältnissen zwischen verschiedenen Positionen.

Wenn ein politisch begeisterter Mensch in seinen Ansichten einige Meter links von Dschingis Khan steht, ist das aus unserer heutigen Sicht immer noch sehr weit rechts. Wäre nun links da, wo ich grade stehe, und ab da linkslinks?

Das Wort „linkslinks“ ist keine Ortsangabe, sondern Propagandasprech, mit dem Andersdenkende herabgewürdigt werden sollen; also ein Werkzeug, vielleicht eine Waffe.

Der Prozeß

Zurück zu Gleisdorf, zur Frage nach den Rechtsradikalen, zur örtlichen politischen Landkarte. Bei der Weizer Gerichtsverhandlung, in der Musiker Chuck LeMonds zu einem von vier Angeklagten gehört, stand sein Motiv zur Debatte: Warum ist er zu einer Gleisdorfer Wahlkundgebung der FPÖ gegangen, hat dort ein Poster mit sich geführt und einige Male gepfiffen?

Ja, warum pfeift jemand? Es drückt, je nach Zusammenhang, Zustimmung, Freude, aber auch Ärger und Ablehnung aus. Pfiffe sind ein Ausdruck von Emotionen. Emotionen sind Teile von Kognitionsakten des Menschen. So hängt das zusammen.

LeMonds machte im Prozeß geltend, er habe einige Aussagen von FPÖ-Exponent Herbert Kickl als Affront empfunden. Deshalb wollte er zur Veranstaltung gehen und dort gesehen werden. Dort, wo er wöchentlich am Bauernmarkt einkauft, wo im Alltag einer seiner Lebendmittelpunkte ist.

Ich hab vor Jahren auf diesem Terrain schon Aufkleber gefunden (und dokumentiert), mit denen „Freispruch für Honsik!“ gefordert wird. So unverblümt und gesetzlich anfechtbar handeln die Rechtsradikalen bei uns nicht mehr.

In den letzten Wochen sind sehr schlau gemachte Sticker aufgetaucht. Sie wirken auf den ersten Blick, als wären sie Statements zugunsten der Demokratie. Sieht man aber im Web nach, wer diese Aufkleber anbietet, öffnet sich eine Schleuse mit einem Strom von Angriffslust, Menschenverachtung und Nationalismus, mit rassistischen Ausritten und ähnlich schäbigen Stoffen.

Damit wird deutlich, auf welchem Terrain Chuck LeMonds Flagge gezeigt hat. Rechtsradikale kombinieren solche Elemente: Nationalstolz, Rassismus, Verachtung für Andersdenkende, niedrige Reizschwelle und hohe Angriffslust, wobei in all dem eine massive Skepsis gegenüber der Demokratie steckt.

Aus solchen Zutaten rührt man rechtsradikales Gedankengut zusammen. Das ist also im Raum Gleisdorf seit Jahren zu Hause, wie mein heutiger Rundgang (11.8.2020) belegt hat. Ich bin losgegangen, um nachzusehen: zeigen diese Leute gerade Präsenz in der Stadt?

Das tun sie. Es sind vollständige Aufkleber da, es sind Reste von abgerissenen Aufklebern da. Es bedarf keiner neuen Erhebung, um zu klären, daß viele Aussagen von wahlwerbenden FPÖ-Granden mit den Ansichten dieser Leute kompatibel sind. Daher gibt es Momente wehselseitiger Verstärkung, wenn solche Ansichten publiziert werden.

Das sind die Zusammenhänge, wegen derer Chuck LeMonds letzten November zur genannten Wahlkundgebung gegangen ist. Er sieht das als einen Beitrag zu den öffentlichen Diskursen bezüglich des politischen Klimas in unserem Lebensraum. Mich erstaunt, daß es sonst zu all dem noch keine öffentlichen Stellungnahmen gibt.

+) In Gleidorfs Gemeinderat sind vier Fraktionen vertreten: (Quelle)
+) Übersicht: Zur steirischen Politik
+) Pfeifer im Sturm (Zum Fall Chuck LeMonds)

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