Albersdorf
Steirische Street-Art von Gernot Passath auf internationalem Niveau

Gernot Passath, steirischer Urban-Art und Graffiti Künstler mit internationalem Format | Foto: Hermine Arnold
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Wir dürfen einen Blick in das Leben des gefragten Urban-Art und Graffiti-Künstlers Gernot Passath werfen und in einem sehr persönlichen Interview erfahren, was ihn bewegt und antreibt. Dazu besuchen wir ihn in seinem Atelier, das er am Bauernhof seiner Eltern im benachbarten Albersdorf in der Oststeiermark betreibt.

ALBERSDORF. Seit einigen Jahren hat sich Gernot Passath einen künstlerischen Rückzugsort geschaffen, an dem er Energie für seine schöpferische Schaffenskraft tanken, Konzepte ausarbeiten und im angrenzenden „Stadl“ seiner Eltern an den Proportionen großflächiger Skizzen für seine überdimensionalen Wandgestaltungen tüfteln kann. Viele Fragmente solcher Skizzen zieren die Innenwände wie Puzzlesteine. - Zu jedem von ihnen gibt es eine Entsprechung in Form eines großflächigen Gemäldes im öffentlichen Raum irgendwo in der Steiermark; Die größte „Passath-Gemäldedichte“ gibt es allerdings in der Graffiti-Hochburg Graz, wo der Künstler auch wohnt.

Das Jahr 2022 war für Gernot Passath ein großartiges Jahr mit der Möglichkeit viele großflächige Außen-Wandgestaltungen umzusetzen und dabei auch von befreundeten Künstler-Kollegen unterstützt zu werden. In den Jahren davor konzentrierte sich die Arbeit eher auf Innenraumgestaltungen. Grundsätzlich liebt Gernot die Outdoor-Arbeit, wenn es das Wetter zulässt. Er liebt auch den direkten Kontakt mit den Menschen und ihre Rückmeldungen, wie seine künstlerische Arbeit auf sie wirkt. Ein weiterer Vorteil von Außenraumgestaltungen ist auch, dass man dabei als Künstler oft freier in der künstlerischen Gestaltung ist als bei Innenraum-Projekten. 

Zwischen den künstlerischen Projekten wurden auch Zeit und finanzielle Mitteln investiert, um das Atelier in Albersdorf, das sich in einem alten Bauernhaus der Eltern befindet, zu renovieren. Gernot sieht es als Transformations-Projekt: Vor einiger Zeit gab es schon Arbeiten am Dach und heuer wurden die Fenster erneuert. Die schrittweise Erneuerung des Hauses und die damit verbundenen neuen Möglichkeit der Nutzung des Ateliers und weiterer Räumlichkeiten geben dem Künstler viel Freiheit zur (Um-)Gestaltung.

Das Projektportfolio 2022 von Gernot Passath

Heuer durfte Gernot sehr viele Wand- und Außenraumgestaltungen umsetzen. Es ist ihm aber unmöglich zu beurteilen, was wichtig und weniger wichtig war. Es gibt Projekte, die hatten eine größere Reichweite in den Medien, es gibt Projekte, die waren aufgrund der Größe der zu bearbeitenden Fläche präsenter, es gibt aber auch kleinere Projekte, die trotzdem wichtig waren oder große persönliche Bedeutung für den Künstler Gernot Passath hatten.

Raum.117 - Graz, Waagner Biro Straße (neben SAS) | Foto: Gernot Passath
  • Raum.117 - Graz, Waagner Biro Straße (neben SAS)
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Die Outdoor-Aktivitäten haben im Frühjahr mit der Wandgestaltung beim Kunst- und Kulturverein Raum.117 in der Waagner Biro Straße begonnen. Es ist eine alte Stahlhalle, die auch als Atelier genutzt wird.

Leiner Graz | Foto: Gernot Passath

Cool war auch das Leiner Projekt „Natur in der Stadt“ (in Kooperation mit City of Design), das eine große mediale Reichweite hatte. Gernot durfte als Wettbewerbsgewinner eine 80 m² große Wand der Restaurantterrasse im vierten Obergeschoß des Möbelhauses sowie eine rund 50 m² große Wandfläche im Durchfahrtsbereich Traungauergasse gestalten.

Citypeach Graz | Foto: Gernot Passath

Etwa zeitgleich war Gernot beim Grazer Citypeach, mit der Gestaltung der Erzherzog-Johann-Brücke an der Murpromenade in Graz beauftragt, bei dem ihn Kollege und Freund Jürgen Gritzner unterstützt hat. Die beiden großen Projekte in Graz haben viel Zeit in Anspruch genommen und wurden von vielen Menschen auch wirklich wahrgenommen und haben große Beachtung gefunden.

Direkt danach hat Gernot die Wand der Artenvielfalt (rund 80 m²) für den Verein NEDI in Wollsdorf (Gemeinde St. Ruprecht) gestaltet. Die Umsetzung dieses Projektes war für den Künstler deswegen cool, weil es ganz in der Nähe seines Ateliers in Albersdorf gelegen ist und von den Menschen in der Region Gleisdorf-Weiz wahrgenommen wird. Besonders freut ihn, dass seine künstlerische Tätigkeit durch dieses Projekt auch im familiären und Freundes-Umfeld greifbarer geworden ist.

Cineplexx Weiz | Foto: Gernot Passath

Ein weiteres Projekt in der Region durfte Gernot mit Jürgen Gritzner mit großer Freude für das Cineplexx in Weiz umsetzen.

Rostfest | Foto: Gernot Passath

Beim Rostfest in Eisenerz hat Gernot Passath zusammen mit dem befreundeten Grazer Künstler, Flo Perl, einem gebürtigen Ludersdorfer, 8 Mural-Frames an einer Fassade am Festivalgelände gezaubert, um damit später ein Animations-Experiment durchzuführen. Das Feuerzeug wurde als Motiv unter anderem deswegen gewählt, weil das Rostfest in Eisenerz eine kleine, aber beständige Flamme unter den Kunst- und Kulturfestivals darstellt. Schon seit Jahren bringt ihr kleines Licht auch viele jüngere Menschen in den von Abwanderung bedrohten Ort und belebt ihn sozial und kulturell.

Grundsätzlich möchte Gernot Passath seine Kunstwerke und seine Ideen und Gedanken dazu nicht erklären, vielmehr möchte er die Betrachter einladen, für sich ihre eigene Interpretation zu finden.

Ausstellung Anger | Foto: Gernot Passath
  • Ausstellung Anger
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Im Herbst fand Gernots Ausstellung „peripher“ im KOMM.ST LAB in Anger in der Zeit von Ende August bis Mitte Oktober statt. Sie präsentierte insgesamt 33 Werke seiner jüngsten Schaffenszeit, darunter Bilder auf Leinwand, Zeichnungen sowie mehrere Prints von Wandgestaltungen.

Erwähnenswert ist auch die künstlerische Außengestaltung der Abfallverdichterstation in Frohnleiten. Gernot Passath hat es genossen, am Berg mit toller Aussicht im herbstlichen Ambiente zu arbeiten.

Ungergasse | Foto: Gernot Passath

Mit einem besonders großflächigen (200 m²) Graffiti in der Ungergasse, gegenüber der Papierfabrik in Graz-Gries schließt Gernot Passath seine heurigen künstlerischen Outdoor-Großprojekte ab. Das Projekt war schon seit 1,5 Jahren angedacht und konnte nun endlich zusammen mit dem Künstler David Leitner zur Umsetzung gebracht werden. Anhand dieses Beispiels kann man nachvollziehen, dass die Vorlaufzeit vom Konzept bis zur eigentlichen Implementierung sehr lange dauern kann. Die relevanten Faktoren sind der Abgleich der Vorstellungen der beteiligten Interessenshalter, die Darstellung des Projektes für Fördergeber und finanzierende Beteiligte, die Abklärung formeller Aspekte (Einholen von Genehmigungen in Bezug auf Stadtbild, Denkmalschutz, etc.), Warten auf Förderzusagen und wie in diesem Fall – einem Wohnhaus, die Zustimmung der Mieter.

Gibt es schon konkrete Projekte für 2023?

Kunstinteressierte der Region Gleisdorf-Weiz dürfen sich auf die Gernot Passath Ausstellung im MiR Museum im Rathaus in Gleisdorf im Februar 2023 freuen.

Auch beim Projekt des vom Gleisdorfer Kulturreferenten Dr. Karl Bauer initiierten 48 km langen Kunsttrail der Kleinregion Gleisdorf sind zwei Beiträge von Gernot Passath eingeplant. Eines davon ist ein Siloturm des Landwirtes Christian Hütter, der mittels Graffiti kunstvoll in Szene gesetzt werden soll.

Mit „Wollsdorf K.ART“ ist in Zusammenarbeit mit dem Verein „NEDI Kunst & Kultur in der Natur“ ein längerfristiges Kunst- und Kultur-Projekt im angrenzenden Industrie- und Gewerbezentrum Wollsdorf geplant. Sein Ziel ist es, die Menschen mit unterschiedlichen Interessen an der Bodennutzung zueinander zu bringen, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und mit dem neu entstehenden Miteinander neue Impulse zu schaffen.

Der künstlerische Lebenslauf

Der in Graz geborene und in der Oststeiermark aufgewachsene Künstler absolvierte den Studiengang Informationsdesign an der FH Joanneum in Graz mit einem Auslandssemester an der Kunstuniversität in Valencia und ein Auslandspraktikum in Hamburg im Bereich Werbung und Kommunikation. Vor allem in dieser Zeit hat er Streetart und Graffiti für sich entdeckt und später im Rahmen verschiedener Künstlerkollektive seinen ganz persönlichen Stil gefunden und weiterentwickelt.

Nach dem Studium folgte eine monatelange Reise nach Lateinamerika und in Costa Rica arbeitete der studierte Infodesigner Gernot Passath bei ,,la tortuga feliz" an einem Umweltprojekt, zum Schutz von Meeresschildkröten.

Nach einer kurzen Zeit als Mitglied des Künstlerkollektivs „Permanent-Unit“ gründete er gemeinsam mit Georg Dinstl, Mischa Mendlik und Thomas Pokorn 2011 das Kollektiv „Das Voyeur“. In der folgenden Zeit setzte das Kollektiv viele Projekte in den Bereichen Street-Art, Raumgestaltung, Illustration und Siebdruck um.

Nach der Auflösung des Gemeinschaftsateliers mit Jänner 2017 verblieb der Wohnsitz von Gernot Passath in Graz, während er sein Atelier auf einen Bauernhof in Albersdorf bei Gleisdorf verlegte. Durch die veränderte Arbeitssituation in Kombination mit der Corona-Pandemie entstanden in den letzten Jahren vermehrt Einzelarbeiten, der Fokus liegt dabei wieder stärker bei Wandgestaltungen. Der öffentliche Raum bietet Platz zur Interaktion mit kunstinteressiertem Publikum.

Gernot Passath‘s Stationen als Lehrender:

• seit 2009 Workshopleiter für Graffiti und Street-Art
• seit 2011 Workshopleiter für Siebdruck
• seit 2011 als Illustrator, Künstler und Grafiker mit eigener Siebdruckwerkstatt
• seit 2021 Unterricht an der Pädagogischen Hochschule Steiermark im Studienfach Kunst und Gestaltung die Fächer Grafik und Siebdruck.

Gernot Passath, der Understatement-Künstler

Die Frage „Kann man von der Kunst leben“? beantwortet Gernot so: „Es ist immer eine Frage, was die eigene Vorstellung von gut leben ist.“ Für Gernot bedeutet gut leben, sich als Mensch und Künstler weiterentwickeln und sich und seine eigenen Ideen verwirklichen zu dürfen. Natürlich bleibt es dabei immer ein wenig spannend, ob, wann, welche und wie viele Projekte sich ergeben. Auf jeden Fall hilft ein bescheidener Lebensstil abseits von großen Konsumzwängen.

Gernot Passath ist ein tiefgründiger und reflektierter Künstler mit Profil, der mit seinen Aussagen in Worten und in überdimensionalen Bildern die Herzen der Menschen berührt. - Ein geerdeter Künstler, der Steirische Street-Art auf internationalem Niveau präsentiert.

Der Wunsch für die Zukunft

Gernot Passath ist „zukunftsflexibel“. Früher gab es längere Zeiträume, die einem das Gefühl der Stabilität vermittelten. Heute ist Stabilität etwas, das wir vergeblich suchen. Es gibt zu viele äußere Einflussfaktoren, sei es Corona oder die geopolitischen Entwicklungen, die die Rahmenbedingungen unserer Zukunft vorgeben. – Gernot setzt sich keine längerfristigen Ziele, damit er offen bleiben kann für neue Möglichkeiten und wichtige Türen, die sich immer wieder zufällig öffnen können. Zu starke Zielfokussierung verhindert Flexibilität. Gernot setzt sich aber immer wieder kurzfristige Ziele, aber auch hier lässt er sich von Zeit zu Zeit treiben. Dabei gibt es ein Wechselspiel von Impulsen, die von außen kommen und von Impulsen, die man als Künstler selbst aktiv nach außen hin setzen muss.

Gernot versucht ein gewisses Grundvertrauen und Offenheit für die Zukunft zu pflegen. Die Arbeit als Künstler ist immer wieder sowohl technischen als auch inhaltlichen Änderungen unterworfen: Früher arbeitete Gernot viel mit Siebdruck, dann stieg er vermehrt in der Innenraumgestaltung ein; Aktuell ist es die Outdoor-Gestaltung, die ihm selbst große Freude bereitet und sich trendbedingt auch vermehrter Nachfrage erfreut.

Referenzen / Kontakt

Gernot Passath
gernot.passath@gmx.at
https://www.behance.net/gernot
insta:@gernotpassath

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
NEDI Regionalportrait
www.nedi.at

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