Mobilität wird im Almenland neu gedacht

Im neu renovierten "Waldpark Hochreiter" wurde das neue Mobilitätsprojekt des Almenlandes vorgestellt. Franz Kneißl, Markus Frewein, Norbert Weber, Erwin Gruber, Johann Baumegger, Silvia Karelly, Martin Auer, Peter Raith und Erhard Pretterhofer. (v.l.) | Foto: WOCHE/NdC
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Im Almenland wird ein umfassendes Mobilitätskonzept erarbeitet, um die Erholung der Gäste, das Wohlfühlen der Bewohner und die Erhaltung des Naturraumes weiterhin zu gewährleisten. 

"Respekt", das ist nicht nur der Titel des neuen Mobilitätsprojektes im Naturpark Almenland, dieser Name ist Programm. Denn es geht um einen respektvollen Umgang mit der Natur – egal ob als Tagesgast oder aktiver Almbauer. "Wichtig ist der Ausgleich zwischen Tourismus, Landwirtschaft, Einheimischen und Gästen, wir sitzen alle im selben Boot bzw. sprechen alle vom selben Almenland", so Peter Raith, Bürgermeister von Fladnitz/Teichalm.

Almenland ist am Rande der Belastbarkeit

Der enorme Anstieg zur Freizeitnutzung im Almenland, verbunden mit dem Verkehrsaufkommen, wird zunehmend zum Problem. Im Almenland will man sich diesem Problem gemeinsam stellen, um die Qualität des Almenlandes auch in Zukunft erhalten zu können. 

"Corona hat uns die Probleme im Bereich der Tageserholung aufgezeigt, die sonst erst in den nächsten Jahren irgendwann aufgetreten wären", sagt Raith.

800 Menschen sind im Almenland in der Tourismus-Sparte beschäftigt, der immer mehr zunimmt, wie die Zahlen belegen. Etwa 200.000 Nächtigungen pro Jahr werden hier verzeichnet. Neben den Einwohnern im Almenland sind vor allem auch die 125 Almweiden mit ihren Bauern und 3.000 Rindern davon betroffen  – nun soll eine Gesamtlösung für alle gefunden werden.

Peter Raith, Bürgermeister von Fladnitz, ist der Respekt von Natur und Mensch ein Anliegen. | Foto: WOCHE/NdC
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Würdest du, um zu deinem Ausflugsziel zu gelangen, auf ein alternatives Verkehrsmittel zurückgreifen?

Gemeinschaftsprojekt

Deshalb hat sich Almenland zum Ziel gesetzt, ein Gesamtkonzept mit passenden Lösungen für die Überbeanspruchung des Gebietes zu finden, das vor allem seit der Corona-Pandemie im Ausnahmezustand ist.

Erwin Gruber, Obmann des Almenlandes: "Der Trend sich in der freien Natur zu bewegen ist enorm groß und weiter im steigen. Das ist ein sehr positiver Schritt in der Wertschöpfung, bringt aber auch einige Erschwernisse mit sich." 

Das neue Mobilitätskonzept soll der nachhaltigen Absicherung des Erlebnis- und Erholungswertes im Naturpark Almenland dienen. Dafür braucht es ein Miteinander der Land- und Forstwirtschaft, des Tourismus und der Gemeinden, sind sich die Verantwortlichen sicher. Neben den Gemeinden ist auch Almenland-Obmann Erwin Gruber am Projekt beteiligt, genauso wie Norbert Weber, Leiter der Mayr-Melnhof'schen Forstverwaltung,  Johann Baumegger als Vertreter der Almwirtschaft, Erhard Pretterhofer vom Tourismusverband Almenland und Markus Frewein von Verkehr Plus. Ein 20-köpfiges Steuerungsteam hat die Planung und Überwachung des Projektes über, das vom Land Steiermark, der KEM Klima- und Energie-Modellregion und der Regionalentwicklung Oststeiermark unterstützt wird.

Almenland-Obmann Erwin Gruber steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt. | Foto: WOCHE/NdC
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Mobilität genau ansehen

Das Projekt wird bis Ende des Jahres als Gesamtkonzept aufgebaut, mit vielen kleinen Pilotprojekten, die bereits jetzt starten oder geplant werden. So wurde bereits eine Mobilitäts-Umfrage durchgeführt, bei der 500 Besucher und Tourismusbetriebe sowie 100 Alm- und Waldbewirtschafter befragt wurden. Die Ergebnisse sollen helfen klimafreundliche Mobilitätsalternativen zu schaffen. Dabei werden alle Angebote miteinbezogen – von Wohnmobil, über Campingbusse, Öffis, Motorräder bis zu E-Bikes. 

"Eine Verkehrsanalyse im August 2020 hat ergeben, das durchschnittlich 80 Prozent aller Autos nur mit 1 bis 2 Leuten besetzt sind. Das heißt 50 Prozent aller Plätze sind frei geblieben. Eine gleiche Menge Leute könnte man also mit halb so vielen Autos transportieren", weiß Markus Frewein von der Verkehrplus GmbH.

Markus Frewein von Verkehrplus schaut sich die Mobilität im Almenland als Gesamtheit an. | Foto: WOCHE/NdC
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Ziel des Projektes ist vor allem auch Bewusstseinsbildung, für eine langfristige, nachhaltige und lenkbare Mobilitätsentwicklung – ob das mit einem Ausflugszielebus oder E-Bikes möglich ist steht dabei noch nicht fest.

"Wir müssen den Naturpark öffentlich besser erreichbar machen und mit gemeinsamen Anstrengungen den Individualverkehr reduzieren und öffentliche Erreichbarkeit verbessern", ergänzt dazu Erhard Pretterhofer, Tourismusobmann. 

"Angebot schafft Nachfrage", darüber sind sich die Verantwortlichen einig – denn nur wenn es Mobilitätsangebote gibt, die auch ohne viel Mehraufwand und Kosten genutzt werden können, werden die Menschen darauf umsteigen. "Dafür muss ein Wertewandel passieren. Wir müssen uns die Benutzer und ihre Bedürfnisse genau anschauen. Denn Erholung beginnt schon bei der Anreise. Wir müssen auch weg vom Reparaturmechanismus, wie reine Parkplatzerweiterungen, hin zu unkonventionellen Lösungsansätzen", so Markus Frewein.

Pilotprojekte bereits geplant

Start des Gesamtprojektes und Vorstellung des Maßnahmenbündels ist mit der neuen Leader-Periode 2022 geplant. Aber schon jetzt gibt es ein paar kleine Pilotprojekte zur Parkraumbewirtschaftung, wie die Vergrößerung des Parkplatzes "Rote Wand". Hier verdoppelt der Eigentümer, Mayr-Melnhof, die Kapazitäten von 35 auf 75 Parkplätze. Inklusive Schranken und Ticketsytem – wobei eine elektronische Anzeige die freien Parkplätze schon bei der Anreise anzeigen soll.  "Dadurch werden vielleicht auch mehr Autos gemeinsam genutzt, anstatt mit dem eigenen PKW anzureisen", sagt Weber. 
Auch der Parkplatz beim GH Zirbisegger in der Breitenau wird vergrößert. Hier werden ebenfalls 70 markierte Parkplätze entstehen (statt 35), mit Parkticket-System. Beides soll bis August fertig sein.

Erhard Pretterhofer vom Tourismusverband Almenland sieht viele Vorteile in einer Gesamtlösung der Verkehrsproblematik – auch für seine Mitarbeiter. | Foto: WOCHE/NdC
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Ziele des Projektes

  • Das Almenland soll gut erreichbar sein, aber trotzdem als Naturraum erhalten bleiben
  • Die Erholung beginnt bei der Anreise, daher muss bereits hier angesetzt werden.
  • Es ist Gesamtprojekt für alle Nutzergruppen, die hier miteinfließen.
  • Neue Trends und Angebote der Mobilität erforschen.
  • Klare und einheitliche Regeln für gesamte Region münden in klare und gut organisierte Angebote.
  • Bewusstseinsbildung, um Gästen klar zu machen, dass Parkraum nicht grenzenlos vorhanden ist. Aufzeigen von Alternativen zum Pkw.


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