Pflegekräftemangel
Gibt es bald keinen mehr für die Pflege

- Wie ist die Situation der Altenpflege in unseren Bezirkspflegeheimen? Wir haben nachgefragt.
- Foto: Kzenon/panthermedia
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Eine aktuelle Pflegebedarfsstudie zeigt, dass es steiermarkweit rund 12.000 neue Pflegekräfte braucht, um den Bedarf bis 2030 zu decken. Grund für uns, dass wir die Situation im Bezirk Weiz genauer unter die Lupe nehmen.
WEIZ. Das Thema ist politisch derzeit hoch brisant. Ausbildungsplätze für diesen Beruf im Pflegebereich gibt es genug. Laut Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß liegt das Problem eher in der Motivation der jungen Menschen, diesen Beruf auch zu ergreifen.
Seit Herbst letzten Jahres gibt es dafür eine Initiative, die vorsieht, dass Schülerinnen und Schüler, die sich in Pflegeausbildung befinden, um einen Ausbildungsbeitrag in der Höhe von 600 Euro ansuchen können. Aber auch das Ansehen für diese Berufe in der Öffentlichkeit muss für die Zukunft gesteigert werden.

- Die Arbeit am Menschen ist ja etwas Schönes. In der Pflege zu arbeiten können sich anscheinend trotzdem nicht viele vorstellen.
- Foto: Adobe Stock
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Weitere Maßnahmen der Landesregierung folgten in diesem Jahr im April. Für das bestehende Personal in Pflegeberufen gibt es einen Bonus von 1.500 Euro netto, welches mit dem Gehalt mit ausgezahlt wird. Auch gibt es ab heuer eine Einstellungsprämie in der Höhe von 3.000 Euro netto, welche in zwei Tranchen ausbezahlt wird. Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Pflegekräfte anwerben, bekommen sie dafür 750 Euro brutto als Prämie.
Schillerhaus Gleisdorf
In den Bezirkspflegeheimen Weiz, Birkfeld und Gleisdorf werden händeringend neue Pflegekräfte gesucht. Das Schillerhaus in Gleisdorf war bisher nicht in der Lage den Neuzubau von 50 Betten (ein ganzes Stockwerk) zu öffnen. Grund: Personalmangel.

- Thomas Weiß, Heimleitung im Schillerhaus, Bezirkspflegeheim Gleisdorf.
- Foto: Sarah Raiser Fotografie
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Anfragen, diese Betten zu füllen, gäbe es aber genug, meint Thomas Weiß, Heimleiter des Schillerhauses in Gleisdorf. Als Gemeindeheim sieht er auch noch andere Probleme, die bei der Personalsuche hinderlich sind. Die Bezirkspflegeheime sind nicht in der Privatwirtschaft angesiedelt und daher kann das Personal auch nicht einfach mit Bonuszahlungen angelockt werden. Und auch die Bestimmungen der KAGes stehen hier außen vor.
Insgesamt gibt es 155 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gleisdorf; davon sind 95 in der Pflege tätig. Um das freie Stockwerk füllen zu können, sind an die 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich notwendig.

- Das neu gebaute Bezirkspflegeheim in Gleisdorf.
- Foto: Schillerhaus
- hochgeladen von Andrea Nöhrer
Wichtig ist Thomas Weiß aber, auch wenn es derzeit schwierige Zeiten sind, dass der Beruf der Pflegerin oder des Pflegers etwas Schönes ist. Die Arbeit am Menschen kann sehr erfüllend sein und wenn die Rahmenbedingungen gut sind, macht diese Arbeit auch sehr viel Spaß.
"Man bekommt von den Bewohnern einfach so viel zurück."
Thomas Weiß, Heimleitung Schillerhaus Gleisdorf.
Wichtig und richtig empfindet er auch die Ausbildungsoffensive, die es Interessierten ermöglicht, in den Pflegeberuf hinein zu schnuppern.
Bezirkspflegeheim Weiz
Im Bezirkspflegeheim Weiz gibt es derzeit 54 Pflege-Angestellte bei 116 Betten, die derzeit alle belegt sind. Aufgrund des steiermärkischen Personalpflegeschlüssels, welcher angibt, wie viel Personal für die Anzahl der Betten zur Verfügung stehen muss, ist das Heim mit seiner derzeitigen Personalsituation knapp an der Grenze zu geschlossenen Betten.
Thomas Emmer, Pflegedienstleiter im Bezirkspflegeheim Weiz, meint dazu, dass am freien Markt kein Personal vorhanden ist und offene Stellen nicht nachbesetzt werden können. Derzeit geht es sich gerade noch so aus, aber zukünftige Abgänge werden dann bereits zu einem Problem.

- Thomas Emmer ist Pflegedienstleiter im Bezirkspflegeheim Weiz.
- Foto: zVg
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Auf die Frage hin, weshalb es so schwierig ist, Personal zu finden, meint er, dass in den letzten 30 Jahren es von der Politik verabsäumt wurde, hier die richtigen Maßnahmen zu setzen. Das Problem sei nicht die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen sondern es fehle am Interesse an diesem Beruf.
Auch wenn mehr Ausbildungsplätze und Anreize für den Beruf des Pflegers geschaffen werden, heißt das nicht, dass die Menschen ihn ergreifen. So wie überall fehlt es auch an Vollzeitkräften und der Pflegeberuf liegt auch hier noch sehr oft in den Händen von Frauen, von denen viele Teilzeit arbeiten.
Wiederum ist aber auch nicht jede Person für diesen Beruf geeignet. Die Belastung ist groß und die Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht alle am gleichen Gesundheitsstand, manchen geht es besser, manchen sehr schlecht und je nachdem gibt es mehr oder weniger Arbeit zu erfüllen.
Am Ende sind die Leidtragenden die zu Pflegenden und deren Angehörigen, denn die Wartelisten für ein Bett betragen jetzt schon ein halbes bis ein Jahr. Auch die Hauskrankenpflege und die mobile Pflege reichen hier oft nicht aus.
Bezirkspflegeheim Birkfeld
Ähnlich stellt sich die Situation in Birkfeld dar. Im Gespräch mit der Heimleiterin Gerlinde Rechberger wiederholen sich die Aussagen. Eines kann man im Bezirkspflegeheim Birkfeld jedoch hervorheben, derzeit besteht hier kein Personalmangel, auch wenn alle 60 Betten belegt sind. Aber auch hier hört man die Unsicherheit im Gespräch heraus. Wie es in Zukunft genau weitergehen soll, ist auch hier unklar.
Gerlinde Rechberger denkt aber an die Zukunft und arbeitet bereits seit einiger Zeit mit der ZAM Oststeiermark zusammen und hat dort auch ein paar zukünftige Mitarbeiter in Ausbildung. In Birkfeld gibt es 35 Pflegeangestellte, davon sind aber auch nur acht in Vollzeit. Sie hat aber kein Problem mit den Teilzeitkräften und viele gute Erfahrungen damit gemacht.

- Gerlinde Rechberger ist die Leiterin des Bezirkspflegeheims Birkfeld.
- Foto: Michaela Begsteiger.
- hochgeladen von Doris Schlager
Von den Maßnahmen, welche vom Land Stmk. bisher für die Pflege eingesetzt wurden, merkt man aber wenig. Im Gegenteil war es eher das Bezirksheim selbst, dass die Mitarbeiterinnen und MItarbeiter auf die Bonuszahlungen aufmerksam gemacht hat. Auch die Entgelterhöhungszuschläge sieht Gerlinde Rechberger problematisch, da diese nur auf drei Jahre befristet sind. Was kommt danach? Auch der Betrag von ca. 134 Euro brutto im Monat mehr schlägt sich hier kaum nieder.
"Der finanzielle Anreiz ist so eine Geschichte. Die Belastung im Beruf ist schon sehr groß. Es müssen Personen in der Pflege arbeiten, die das gerne tun, sonst sind sie ja gleich wieder weg und wir haben umsonst viel Energie für die Einarbeitung verbraucht."
Gerlinde Rechberger Heimleitung, Bezirkspflegeheim Birkfeld.
Sie könnte sich die Lösung des Problems über die Hebung des Pflegeschlüssels vorstellen. Zumindest würde diese die derzeitige Situation entschärfen.
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