Sparprogramm beim Faserhersteller
Lenzing baut 200 Arbeitsplätze ab
Der Faserhersteller Lenzing AG wird im kommenden Jahr 200 Vollzeitarbeitsplätze streichen. Ein Sozialplan wurde vom Aufsichtsrat bereits abgesegnet. Die Lenzing Gruppe muss außerdem ihre Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 nach unten revidieren. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) werde 250 Millionen Euro betragen. Während Lenzing 200 Jobs abbaut, suchen andere Betriebe im Bezirk Vöcklabruck händeringend Mitarbeiter.
LENZING. Die Lenzing Gruppe, weltweit führende Anbieterin von Spezialfasern für die Textil- und Vliesstoffindustrien, passt ihre Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 an. Als Grund nennt das Unternehmen "Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem beschleunigten Einsparprogramm sowie Währungseffekte und eine weitere Verschlechterung des Marktumfelds". Lenzing erwartet, dass das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) etwa 250 Millionen Euro betragen wird.
Kosten um 70 Millionen senken
Die Restrukturierungsaufwendungen resultieren aus Teilen des Einsparprogramms, das aufgrund der Ergebnisentwicklung im dritten Quartal aufgesetzt worden war. Ziel des Programms ist es, die Kosten jährlich um mindestens 70 Millionen Euro zu senken. Wie bereits in der Vorwoche durchgesickert war, beeinhaltet das auch einen Jobabbau. Aus Unternehmenskreisen hört man, dass am Standort Lenzing 200 Vollzeitäquivalente gestrichen werden sollen. Ein Sozialplan wurde mit dem Betriebsrat verhandelt und bereits beschlossen. Von Kündigungen wird demnach ein Drittel, 70 bis 80 Mitarbeiter, betroffen sein. Die anderen Jobs will man durch natürlichen Abgang, Pensionierungen und Arbeitszeitreduktion abbauen.
Marktumfeld deutlich verschlechtert
"Lenzing war 2022 wie die gesamte verarbeitende Industrie zunehmend von den extremen Entwicklungen an den globalen Energie- und Rohstoffmärkten betroffen. Insbesondere seit dem dritten Quartal verschlechterte sich das Marktumfeld noch einmal deutlich und das sich eintrübende Konsumklima belastet die Geschäftsentwicklung der Lenzing zusätzlich", heißt es aus dem Unternehmen.
Wirtschaftsausblick auf 2023
Licht und Schatten wechseln sich bei den Erwartungen in den einzelnen Branchen ab. "Durchwachsen ist die Situation am Bau", sagt der Obmann der Wirtschaftskammer (WKO) Vöcklabruck, Stephan Preishuber. "Bei Wohnbauten geht’s noch einigermaßen, im Sektor der Einfamilienhäuser verzeichnen wir aber ein Minus von 50 Prozent." Einen starken Rückgang gibt es derzeit bereits in der Holzbranche. Mitverantwortlich für den Einbruch am Bausektor sei die Bremse bei Kreditvergaben. "Eine Chance für viele Betriebe ist es, dass dafür jetzt mehr renoviert, um- und dazugebaut wird", ergänzt WKO-Bezirksstellenleiter Josef Renner. Davon würde auch das Handwerk profitieren.
Fachkräfte weiter gesucht
Der Arbeitskräftemangel wird viele Betriebe auch im Jahr 2023 vor besondere Herausforderungen stellen, so Preishuber. So könnten auch freiwerdende Lenzing-Mitarbeiter rasch wieder unterkommen. Trotz aller Probleme, die nicht wegzuleugnen seien, warnt Preishuber aber eindringlich davor, die Wirtschaft insgesamt schlechtzureden und damit negative Stimmung zu verbreiten. "Unsere Betriebe sind gut aufgestellt", betont der Vöcklabrucker WKO-Bezirksobmann. Eine Entlastung tue trotzdem immer gut. "Wir hoffen auf eine Neuauflage der Förderungen des Austria Wirtschaftsservice."
Arbeitslosigkeit steigt moderat
"Zwar rechnet die Mehrzahl der Unternehmen in den kommenden Monaten mit verringerten Auftragsvolumina, dennoch schlägt sich das noch kaum in ihrer Personalpolitik nieder", sagt Karin Gerhart, Geschäftsstellenleiterin des Arbeitsmarktservice Vöcklabruck. Die Engpässe bei der Stellenbesetzung während des Booms der vergangenen zwei Jahre würden die Unternehmen offenbar zu einer vorsichtigen Anpassung ihrer Personalstände veranlassen. "Wir rechnen für 2023 mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit", so Gerhart. "Aktuell hört man vor allem aus der Baubranche, dass die Auftragslage im privaten Hausbau aufgrund der strengeren Kreditvergaberichtlinien, der gestiegenen Zinsen und der Preissteigerungen rückläufig ist." Daher sei mit einer Verringerung des Personalbedarfs in der Bauwirtschaft zu rechnen.
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