Beißtraining verboten
Neues Gesetz benachteiligt Hundesportvereine

- Für Vereine, die Gebrauchshunde ausbilden, bringt das neue Gesetz Einschränkungen. "Wir sind jetzt nicht mehr wettbewerbsfähig", sind sich die Obmänner beziehungsweise Obfrauen aus dem Bezirk einig.
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Für Hundesportvereine bringt die neue Hundeausbildungsverordnung Einschränkungen. Dabei werden Gebrauchshunde gar nicht bissig gemacht. Das bedeutet "Beißtraining" wirklich.
VILLACH, VILLACH LAND. Seit Dienstag, dem 15. April, darf mit Gebrauchshunden kein Angriffs- und Beißtraining mehr gemacht werden. Ausgangspunkt der Gesetzesänderung ist eine tödliche Hundeattacke, zu der es im Herbst 2023 im Mühlviertel (Oberösterreich) gekommen ist. Damals wurde eine Joggerin (60) von drei Hunden getötet. Während Rettungshunde und Diensthunde der Polizei von dieser Regelung ausgenommen sind, trifft sie Hundesportvereine mit voller Wucht. Das sagen Betroffene aus dem Bezirk dazu:
"Können nicht mitspielen"
"Für mich gibt es eigentlich ohnehin kein Beiß- und Angriffstraining, weil ich keine Diensthundeführerin bin. Ich betreibe einen Sport, und dieser wird mir jetzt per Gesetz verboten", stellt Sonja Pippenbach, Obmann-Stellvertreterin vom ÖRV Hundesportverein Villach Süd, klar: "Ich kann jetzt international nicht mehr mitspielen, nicht zur WM nach Griechenland fahren und an keinen Ausscheidungen mehr mitmachen, wo man sich im Hundesport messen kann. Das ist, als würde man den Österreicherinnen und Österreichern das Skifahren wegnehmen. Wir sind nicht mehr international tauglich!"

- Hundesportlerin Sonja Pippenbach vom Hundesportverein Villach Süd kritisiert das neue Gesetz.
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"Wurde nie gebissen"
Die Dachverbandskörperschaft der Gebrauchshundesportvereine ist dahinter, dass das letzte Wort in der Causa noch nicht gesprochen ist. "Ist die Politik tatsächlich der Meinung, dass Beißunfälle dadurch reduziert werden? In meiner 37-jährigen Karriere als Züchtertochter und Züchterin hat mich noch nie ein Gebrauchshund gebissen", betont Pippenbach mit Verweis auf Nachbars Garten: "Währenddessen bekommt Nachbarshund Waldi, der im Privatgarten seinen Nachbarn beißt, schnell eine zweizeilige Meldung im Internet. Wir bestärken unsere Hunde. Sie leisten viel, sind aber am Abend glücklich, wenn sie sich zur Ruhe legen. Das ist vergleichbar mit Rennpferden.
So wird trainiert
Im Interview mit MeinBezirk.at verrät Pippenbach auch, was sich beim Training jetzt ändert: "Beißen war immer schon sekundär. Jetzt können wir nur noch die technischen Teile üben, was wir ohnehin immer schon gemacht haben. Vor der Übung am Helfer kommt immer die Technik – jetzt halt ausschließlich." Zur Erklärung: Gebrauchshunde wurden in drei Disziplinen ausgebildet: Sportschutz, Unterordnung und Nasenarbeit/Fährtensuche. Erstere Disziplin fällt jetzt weg. Pippenbach: "Wir sind die Leittragenden, obwohl gerade wir genau wissen, wie man Skills mit Hunden mit Kopf und Hirn richtig trainiert. Nicht nur deshalb sind wir sehr zuversichtlich, dass das Gesetz im Lauf des Jahres wieder geändert wird. Schließlich betrifft es auch die Selektion für die Zucht. Nach fünf Jahren Verbot müssten wir mit den Hunden wieder bei null anfangen!"

- Auch Georg Aichhorn vom Hundesportzentrum Villach West versteht die Welt nicht mehr.
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"Alternativen nützen"
Auch Georg Aichhorn, Obmann vom Hundesportzentrum Villach West, findet es fürchterlich, dass er als professioneller Hundetrainer mit seinen Hunden keinen Schutz mehr machen darf. "Wir betreiben einen Sport. Das hat rein gar nichts damit zu tun, dass Hunde in irgendeiner Form aggressiv gemacht werden", weiß Aichhorn: "Auch der tragische Vorfall in Oberösterreich steht in keiner Verbindung zum Beute-Beißen, wie wir es praktizieren beziehungsweise immer praktiziert haben. Fürs Erste fokussieren auch wir vom Hundesportzentrum Villach West uns jetzt auf Unterordnung und Fährten, hoffen allerdings inständig auf eine Gesetzesüberarbeitung!"
MeinBezirk.at-Umfrage
MeinBezirk.at hat nachgefragt, was unsere geschätzten Leserinnen und Leser von der neuen Verordnung halten. Hier finden Sie die Ergebnisse unserer Umfrage:
Diensthunde nicht betroffen
Ausgenommen von der neuen Regelung, die ab sofort für alle österreichischen Gebrauchshunde gilt (siehe oben), sind ausschließlich Diensthunde – etwa Polizei- und Rettungshunde. Beispielsweise die Samariter auf vier Pfoten, also die Spürnasen, Retter, Seelentröster und Botschafter für den guten Zweck vom Samariterbund Kärnten.

- Roland Tauchmann, Samariterbund-Rettungshundestaffel
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"Nichts damit zu tun"
"Wir haben grundsätzlich überhaupt nichts mit 'Beißtraining' zu tun", stellt Roland Tauchmann von der Rettungshundestaffel vom Villacher Samariterbund klar: "Wobei man klar sagen muss, dass der Ausdruck 'Beißtraining' auch bei Sporthundevereinen nicht ganz richtig ist. Auch dort wird lediglich der Beutetrieb auf den Handschuh angeregt. Gegen Menschen geht es nicht!" Ein Rettungshund nimmt mit allen Sinnen eine Spur zum Menschen auf. Tauchmann: "Mit Schutz haben wir deshalb nichts am Hut. Schutzhundeausbildung ist Polizeisache."

- Egon Muggi, Landesausbildungsleiter für Polizeihunde
- Foto: MeinBezirk.at
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"Alles wie gehabt"
Egon Muggi, Landesausbildungsleiter für Spürhunde der Kärntner Polizei, bestätigt dies: "Momentan betrifft uns das Gesetz nicht. Die Veränderung richtet sich – wie oben richtig beschrieben – an private Hundehalter, -ausbilderinnen und -ausbilder sowie Sporthundevereine. Unsere Schutzhunde werden als waffenähnliche Instrumente eingesetzt, weshalb die Polizei bei dem neuen Gesetz ausgenommen ist."





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