Betrugsopfer und Anwalt packen aus
"Haben diesem Banker blind vertraut"

- Das veruntreute Geld werden die Betrugsopfer wohl nie mehr zu Gesicht bekommen.
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Viel Geld soll ein Villacher Bankangestellter veruntreut haben. Opfer und Anwalt im Gespräch. Die Ermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
VILLACH, VILLACH LAND. Der Mitarbeiter einer Villacher Bank soll gleich mehrere Kunden bei Wertpapiergeschäften betrogen haben. Der Banker, für den die UNSCHULDSVERMUTUNG gilt, wurde entlassen und sogar festgenommen. Während die Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher Untreue ermittelt, soll sich der Schaden auf mehrere Millionen Euro belaufen. "Meinen Eltern wurde dieser Bankberater empfohlen, weshalb sie 2006 einen hohen Betrag im Private Banking eingezahlt haben. Auch Geld aus der Erbschaft meiner Großeltern war auf dem Konto, dessen Höchststand bei etwa einer Million Euro gelegen hat. Wir haben erst nach der Festnahme des Bankers erfahren, dass unser Geld schon lange nicht mehr existiert", verrät ein Betroffener, der anonym bleiben möchte, im Woche-Interview: "Sämtliche Gespräche wurden von einem vertrauenerweckend, freundlich und kompetent wirkenden Bankmitarbeiter in den Räumlichkeiten der Bank geführt. Wir sind keine Börsenspekulanten, sondern wollten einfach unser mühsam Erspartes nachhaltig anlegen. Das Geld werden wir wohl nie wieder sehen."
Anwalt ist schockiert
Sein Anwalt, Martin Prett aus Villach, vertritt insgesamt drei Familien mit sechs Geschädigten, die von dem Banker um ihr Geld gebracht worden sein sollen. "Dass sich der Beschuldigte in den Medien als Verschwörungsopfer bezeichnet, kann ich nicht nachvollziehen. Meine Mandanten sind ältere Personen, die ihre Lebensersparnisse gut und sinnvoll anlegen wollten, und keine Börsenspekulanten, denen nach schwindligen Geschäften war. Sie kennen sich nicht, schildern aber exakt dieselbe Vorgangsweise. Ihnen fehlen insgesamt rund 3 Millionen Euro", verrät Prett, der nicht nur den Beschuldigten, der möglicherweise ein finanzielles Doppelleben geführt hat, sondern auch dessen ehemaligen Arbeitgeber in die Pflicht ruft: "Da sind Beträge verschwunden, die ihresgleichen suchen. Es wurde professionelles Fachwissen ausgenutzt, Anlageprodukte wurden vorgetäuscht und auch nach der Kündigung des Beschuldigten ist dieser noch zu Geld gekommen. Auch wenn ich noch lange keinen feststehenden Sachverhalt sehe, frage ich mich, wie ein entlassener Mitarbeiter mit einem sechsstelligen Bargeldbetrag herummarschieren kann, ohne zumindest dazu befragt zu werden!"

- Anwalt Martin Prett aus Villach vertritt insgesamt drei Familien mit sechs Geschädigten.
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"Schaden ist angerichtet"
Schadensbegrenzung ist laut dem Rechtsanwalt gar nicht möglich. "Der Schaden ist angerichtet. Einer meiner Mandanten ist sein ganzes Geld los und steht vor dem Nichts", betont Prett, der auch kritisiert, dass das Villacher Geldinstitut so defensiv vorgeht: "Die Bank hat es verabsäumt, in irgendeiner Form mit den Geschädigten Kontakt aufzunehmen. Einer meiner Mandanten hat vor ein paar Wochen noch gedacht, dass er ein wohlhabender Pensionist ist. Alle sechs Personen vermissen es, dass die Bank zumindest Verantwortung übernimmt. Letztere ist aber keine Hilfe, sondern ein potenzieller Gegner. Durch den multimedialen Druck, der gerade aufgebaut wird, hoffen wir, dass jetzt zumindest anständige Ermittlungen aufgenommen werden!"
"Ermittlungen laufen"
"Gegen den Mann wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt", bestätigt Tina Frimmel-Hesse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, die ausführt, dass der ehemalige Mitarbeiter der Villacher Bank zumindest sieben Geschädigte bei Wertpapiergeschäften betrogen haben soll: "Über die tatsächliche Höhe des entstandenen Schadens kann man aber erst in ein paar Wochen Auskunft geben. Es geht um weit mehr als 300.000 Euro. Aber von Millionenhöhe kann man offiziell nach aktuellem Stand der Ermittlungen nicht sprechen. Ein Strafrahmen von bis zu zehn Jahren Haft steht allerdings im Raum!"
Bank unterstützt Behörden
"Wir haben im Sommer 2023 sofort nach Auftauchen eines begründeten Verdachts auf mögliche Malversationen den mutmaßlich betroffenen Mitarbeiter fristlos entlassen. Bei den von uns dadurch ausgelösten Untersuchungen haben wir stets intensiv mit den Behörden zusammengearbeitet, sind uns der Tragweite des Vorfalls bewusst und haben selbst höchstes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung. Derzeit haben wir noch keinen abschließenden Überblick über die Sachlage", gibt die betroffene Bank zu Protokoll.


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