Aus Familientradition zum Steinmetz

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Das Bearbeiten von großen Natursteinen ist sicher noch immer eine Männerdomäne. Doch Judith Hönig ist trotzdem Steinmetzmeisterin und seit Jahren in diesem Beruf tätig - und schwingt sehr erfolgreich den Hammer.
WIENER NEUSTADT. „Als Frau kommt man zu diesem Beruf meist aus familiären Gründen. In meinem Jahrgang in der Berufsschule waren wir zwei Mädchen und etwa 30 Burschen. Und meine Kollegin war auch die Tochter eines Steinmetzes“, erzählt Judith Hönig von ihren Anfängen in diesem Beruf.
Nach der Matura am BG Babenbergerring und einigen Auslands-aufenthalten in England, Frankreich und Amerika begann sie im familieneigenen Betrieb eine Lehre als Steinmetz.
Architekturvorlesungen als Ergänzung zur Lehre
Nach ihrer Lehrabschlussprüfung absolvierte Judith Hönig ein Praktikum in einem großen Natursteinbetrieb in Deutschland. Darauf folgten einige Jahre Architekturstudium - „ich habe aber nur die interessanten Vorlesungen besucht - es war nie geplant, dieses Studium zu beenden oder als Architekt zu arbeiten. Ich habe das nur als Ergänzung zur Steinmetzausbildung gemacht“.
1991 stieg sie in die Firma ein, 1995 absolvierte sie ihre Steinmetzmeisterprüfung und 2003 übernahm sie den ganzen Betrieb von ihrem Vater.
Dazwischen blieb noch Zeit, um das Geschäft mit schönen Dekoartikeln undWohnaccessoires für draußen und drinnen in der Wiener Straße zu eröffnen und den Mann fürs Leben zu finden, den Judith Hönig 1994 auch geheiratet hat.
Der traditionelle Steinmetzbetrieb besteht seit seiner Gründung 1890 in seiner ursprünglichen Form. Es werden alle Arbeiten aus Naturstein für Friedhof, Bau und Gartenbereich übernommen.
Künstlerisches Arbeiten
Um selbst Hammer und Meisl zu schwingen fehlt der Chefin mittlerweile meistens die Zeit - „das mache ich nur mehr, wenn Not am Mann ist“. Dafür widmet sie sich mit besonderer Aufmerksamkeit den Wünschen ihrer Kundschaft. Sei es bei der Planung eines Gartenbrunnens, einer Vogeltränke oder auch eines Grabsteines. Gearbeitet wird mit Natursteinen wie zum Beispiel Sandstein, Marmor und Granit. „Am liebsten arbeite ich mit Sandstein, weil er weicher ist und viele Formen zulässt. Steinmetz ist zwar eine körperliche Arbeit, aber trotzdem problemlos als Frau zu schaffen. Wichtig ist nur, dass man beim Heben mitdenkt, um einen Leistenbruch zu vermeiden.“
Generell könne man den Steinmetzberuf als „0815-Job machen oder sich eher auf die künstlerische Seite konzentrieren. Ich bin kreativ, zeichne sehr gerne und habe Freude am Gestalten - auch das ist Steinmetzarbeit.“
Ein großer Teil der Arbeit von Judith Hönig ist es, Kunden dabei zu helfen, den passenden Grabstein für einen lieben Verstorbenen auszusuchen. „Wir haben einen Katalog mit Grabsteinen, machen aber auch gerne besondere Steine nach Kundenwünschen.“ Und gerade da fühlt sie sich dann in ihrem Element. Denn die Planung und Skizzierung eines Steines macht ihr viel Freude. „Außergewöhnliche Grabsteine ergeben sich immer dann, wenn man versucht, das Grab an die Person des Verstorbenen anzupassen.
Zum Beispiel haben wir einen Grabstein für einen Herrn gemacht, der die Natur sehr liebte. Der Stein bekam die Form eines Berges mit einem Wasserfall und eine Brücke symbolisiert den Übergang von der einen zur anderen Welt. Wir sind für individuelle Wünsche offen!“
Für die Zukunft hat sich Judith Hönig die Erhaltung der Steinmetztradition ebenso zum Ziel gesetzt, wie eine noch größere Vielfalt an Wohnaccessoires in ihrem Geschäft. „Und ein Traum von mir wäre ein weiteres Geschäft.“
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