Stadtklima St. Pölten
Strategien gegen Überhitzung und für Frischluftströme

- Die Stadtklimaanalyse wurde am 25. Februar 2025 bei einer Pressekonferenz im St. Pöltner Rathaus präsentiert.
- Foto: Josef Vorlaufer
- hochgeladen von Martina Schweller
Der Klimawandel stellt Städte vor große Herausforderungen. Besonders im Sommer können hohe Temperaturen die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, setzt St. Pölten auf eine vorausschauende Stadtplanung.
ST. pÖLTEN. Im März 2024 beauftragte der Gemeinderat St. Pöltens die Weatherpark GmbH mit einer Stadtklimaanalyse. Diese soll helfen, klimatische Rahmenbedingungen zu verstehen und in der Stadtentwicklung zu berücksichtigen. Das Ergebnis zeigt, wo kühlende Effekte auftreten und wo Überhitzungsrisiken bestehen. Diese Erkenntnisse fließen in die Planungsinstrumente der Stadt ein, um positive Aspekte zu schützen und negative abzumildern.
Kremserberg und Kupferbrunnberg helfen bei der Abkühlung
„Die Stadtklimaanalyse zeigt die hervorragenden Bedingungen St. Pöltens, um einer Überhitzung entgegenzuwirken. Das trägt zur Lebensqualität bei“, betont Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ).

- Wenn die Temperaturen steigen.
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Die Analyse zeigt, wie empfindlich verschiedene Flächen auf städtische Entwicklungen reagieren. Unbebaute Ausgleichsräume erzeugen kühle Luft, während versiegelte Lasträume zur Erhitzung neigen. Diese Wechselwirkung beeinflusst das Stadtklima. Besonders die Freiflächen um den Kremser- und Kupferbrunnberg tragen zur Abkühlung angrenzender Gebiete bei.
Beschattung ist der Schlüssel
„Studien zeigen, dass Beschattung die effektivste Methode zur Reduktion der gefühlten Temperatur ist“, erklärt Matthias Ratheiser. „Bäume, Pergolen und Sonnensegel haben große Wirkung. Auch helle Oberflächen reflektieren Hitze besser.“
Wichtig ist auch, dass Kaltluftströme nicht blockiert werden. „Die Stadtklimaanalyse hat diese wichtigen Luftkorridore aufgezeigt, die nun bei Stadtentwicklungen berücksichtigt werden“, betont Jens de Buck, Leiter der Stadtplanung.
„Die Erkenntnisse fließen in Flächenwidmungs- und Bebauungspläne sowie Umsetzungsprojekte ein“, erklärt er. „Die Stadtklimaanalyse ermöglicht eine vorausschauende Planung, die natürliche Kühlungseffekte nutzt und Maßnahmen gegen Hitzestress integriert“, ergänzt Stadler.
Der städtische Wärmeinseleffekt
Die weltweite Klimakrise beeinflusst besonders das Stadtklima. Urbane Räume heizen sich stärker auf als ihr Umland. Dieser sogenannte Wärmeinseleffekt ist nachts spürbar und beeinträchtigt die Schlafqualität. Messungen zeigen Temperaturunterschiede von bis zu 8 °C zwischen Stadt und Umland.

- Beschattung ist der Schlüssel in der Stadt.
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Tagsüber erhitzen sich versiegelte Flächen zusätzlich, wodurch die gefühlte Temperatur noch weiter steigt. Strahlung, Wind und Luftfeuchtigkeit beeinflussen das Empfinden erheblich. Hitzestress und schlechter Schlaf können gesundheitliche Folgen haben. Daher sind Maßnahmen notwendig, um die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren.
Wenige Wüstentage in St. Pölten
Derzeit gibt es jährlich 69 Sommertage (> 25 °C), mit einem prognostizierten Anstieg auf 79 Tage in den kommenden Jahren. Auch die Anzahl der Hitzetage (> 30 °C) soll von 20 auf 27 steigen. „Diese Prognosen verdeutlichen den Bedarf an Anpassungsmaßnahmen“, sagt Projektleiterin Carina Wenda von der Klimakoordinationsstelle. „Beschattete Plätze und Trinkbrunnen sind Beispiele für wichtige Maßnahmen.“
Traisen transportiert kühle Luftmassen
Positiv ist, dass St. Pölten vergleichsweise wenige Wüstentage (> 35 °C) verzeichnet. Zudem gibt es nur einen schwachen Anstieg an Tropennächten (> 20 °C). „Die Stadt profitiert von einem ausgeprägten Kaltluftsystem, das nachts kühle Luft in die Stadt bringt“, erklärt Matthias Ratheiser.
Besonders die Freiräume entlang der Traisen sowie der östliche und westliche Wagram sind für diesen Effekt entscheidend. Kaltluft ist bodennahe, kältere Luft, die in tiefergelegene Gebiete abfließt. „St. Pölten verfügt über funktionierende Leitluftbahnen wie die Weiterner Straße und die Westbahntrasse“, so Ratheiser weiter. „Besonders die Traisen transportiert kühle Luftmassen bis zu 80 Meter hoch von Süden nach Norden und trägt so zur Abkühlung des Stadtzentrums bei.“
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