Inhaltsstoffe
St. Pöltner setzen auf Naturkosmetik
Zähne putzen, Gesicht waschen, Tagescreme und Mascara auftragen. So oder so ähnlich sieht eine tägliche Morgenroutine aus. Doch wissen wir, was wir uns täglich in das Gesicht schmieren? Greenpeace hat bei einer groß angelegten Online-Recherche 664 Kosmetikprodukte der elf bekanntesten Marken, darunter Lancôme, Maybelline, L’Oreal, und Catrice unter die Lupe genommen.
ST. PÖLTEN. Das erschütternde Ergebnis: Drei Viertel der Artikel, wie Augen Make-up, Lippenstift oder Puder, sind mit Plastik belastet. Ein Viertel der Produkte enthält Mikroplastik.
In einem ergänzenden Labortest konnte zusätzlich festes Mikroplastik in Produkten nachgewiesen werden. Die Forschung zeigt, dass Plastik in der Umwelt wie ein Schwamm die Schadstoffe aufsaugt und die belasteten Partikel über die Nahrungskette auch im Körper von Menschen landen. Auf EU-Ebene wird derzeit ein Verbot von zugesetztem Plastik in Kosmetikartikel verhandelt. „Die ungeschminkte Wahrheit ist, dass wir uns regelmäßig Plastik auf das Gesicht schmieren. Sei es in Form von Make-up, Puder oder Lippenstift.", so Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Folgen für den Körper
Es kann leicht passieren, dass wir die winzigen Plastikteilchen verschlucken oder einatmen. Was das für unsere Gesundheit bedeutet, ist bislang noch nicht geklärt. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Kunststoffe in Form von Mikro- oder den noch kleineren Nanopartikeln auch hochselektive Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke und sogar die menschliche Plazenta überwinden können. Im Durchschnitt nimmt ein Mensch heute schon bis zu fünf Gramm Plastik pro Woche auf, das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Bei der Online-Recherche hat Greenpeace die Herstellerangaben auf verschiedene Arten von Plastik hin überprüft, darunter Kunststoff in fester, halbfester, flüssiger und löslicher Form. Das sind zum Beispiel gel- oder wachsartige Stoffe, die den Effekt erzielen, dass etwa unsere Haut schimmert oder matt erscheint. Bei 502 Artikeln konnte Plastik festgestellt werden. Davon enthielten 162 Kosmetikprodukte Mikroplastik. Der meiste Kunststoff befindet sich in Augen Make-up (90 Prozent), gefolgt von Lippenstift und Lipgloss (73 Prozent), Make-up (71 Prozent), Highlighter (66 Prozent) und Puder (51 Prozent).
Flüssiges Plastik
Viele Hersteller schreiben auf die Verpackung, dass ihre Kosmetik frei von Mikroplastik ist. Was sie dabei unerwähnt lassen ist, dass viele ihrer Produkte sehr wohl flüssiges oder halbflüssiges Plastik enthalten. Plastik in Kosmetik kann jedoch nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Umwelt zum Problem werden. Weil Kläranlagen die kleinen Partikel nicht vollständig aus dem Abwasser filtern können, gelangen sie nahezu ungehindert in die Gewässer und von dort in die Umwelt, wo sie jahrzehntelang bleiben. Seit Jahren fordern Umwelt- und KonsumentenschützerInnen ein Verbot von Kunststoff in Konsumprodukten wie Kosmetik und Reinigungsmittel. Bislang hat sich hier nur wenig getan. Derzeit wird auf EU-Ebene über ein Verbot verhandelt.
Inhaltsstoffe erkennen
Wie erkennt der Konsument, ob Plastik oder andere Inhaltsstoffe im Produkt sind? "Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen müssen alle Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln aufgelistet werden. Auch das Material, aus dem die Kunststoffpartikel bestehen, muss als Inhaltsstoff deklariert sein.", erklärt Gerhard Zahler-Treiber von der AK Niederösterreich. "Die EU gibt klare Richtlinien für die Kennzeichnung von Kosmetikprodukten vor. Die Inhaltsstoffe müssen in einer einheitlichen Sprache (INCI) angegeben werden. Die mehr als 13.000 Namen sind jedoch sehr kryptisch und wenig hilfreich, deswegen führe ich zusätzlich die deutschen Begriffe auf der Verpackung an.", erklärt Katharina Enengl von Nativseifen in St. Pölten.
Naturkosmetik
Doch gibt es zu den großen Marken auch gute heimische und vorallem natürliche Alternativen? Ja die gibt es und die Anfrage steigt. "Viele Kunden kaufen bewusst Naturkosmetik und setzen sich mit den Inhaltsstoffen auseinander. Mikroplastik wird oft für den Peelingeffekt eingesetzt. Ich verwende zum Beispiel Johanniskraut um ein natürliches Peeling zu erhalten. Es ist also ganz einfach, Mikroplastik durch geeignete Pflanzenteile zu ersetzen.", so Katharina Enengl, Gründerin der Nativseifen in St. Pölten. Warum natürliche Inhaltsstoffe besser "Handgemachte Naturseifen bestehen hauptsächlich aus Ölen, Fetten und Buttern. Daher kann die Konzentration der Lauge so gewählt werden, dass ein Teil dieser Öle nicht verseift. Dieser unverseifte Teil wird Überfettung genannt. Somit sind Naturseifen rückfettend und daher sehr pflegend. Zusätzliche Inhaltsstoffe wie Pflanzen und Kräuter enthalten natürliche Wirkstoffe.", so Enengl.
Natürliche Alternativen
Julia Meixner, Mitarbeiterin des Bio-Marktes in St. Pölten gibt einen Einblick, warum sie selbst auf Naturkosmetik setzt. "Da es mir wichtig ist das ich weiß was in meiner Kosmetik drinnen ist. Die Haut ist das größte Organ unseres Körpers und ich möchte nur Produkte verwenden bei denen ich weiß das die Inhaltsstoffe aus der Natur stammen und mir und meinem Körper nicht schaden. Auch ist mir die Umweltaspekt wichtig und das ich Produkte kaufe die gut für die Umwelt sind und man bedenkenlos mit Wasser abwaschen kann. Außerdem ist es für die Haut viel besser verträglich, verschließt die Poren nicht, die Haut kann atmen und man entwickelt mit der Zeit einen „natürlichen Glow“.", so Julia Meixner. "Man kann auch (mit ein bisschen know-how) und wenigen Zutaten selbst natürliche Kosmetik aus nur wenigen Inhaltsstoffen herstellen. Zum Beispiel Lippenbalsam, Körpercremes und Cremedeo." Aus ganz simplen Zutaten wie Beispielsweise: Natives Olivenöl, Bienenwachs, Propolis, ätherisches Öl, Honig. "Da braucht man keine chemischen Zusatzstoffe, Haltbarmacher oder sonstige Zutaten, wie es uns die konventionelle Kosmetikbranche einreden möchte. Man braucht auch nicht für jede Körperzone ein spezielles Produkt, mit einer selbstgemachten Körpercreme die man auch für’s Gesicht verwenden kann, einem Deo un einer Lippenpflege ist man beispielsweise schon super ausgestattet und benötigt nicht tausende Kleiniglkeiten.", so Meixner. Beim Kauf achtet sie auf folgendes: "Ich achte auf die „länge“ der Inhaltsstoffe, je weniger desto besser und natürlich auch darauf ob ich die verarbeitetn Produkte kenne. Also alles was man auch selbst als Laie als Produkt kennt zb. Öle, Extrakte oder Auszüge oder ätherische Öle. Ich verwende grundsätzliche keine Produkte die an Tieren getest wurden und auch keine Produkte die Silikone, Parabene, Weichmacher, Aluminum, E-Nummern etc. beinhalten. Außerdem möchte ich kein Mikroplastik in meiner Kosmetik bzw. in meinen Körper bringen (auch nicht die Erdölindustrie unterstützen)."
Einfach checken
Ebenfalls setzt sich auf die App "Codecheck", mit der man die Barcodes von Produkten per Handyapp scannen kann und die dann anzeigt ob die Inhaltsstoffe bedenklich sind oder nicht, Hier kann man auch Filter einstellen mit Inhaltsstoffen die man vermeiden möchte oder zb. wenn man Vegan ist. Was raten Sie Kunden, die bei Ihnen im Biomarkt Kosmetikartikel kaufen wollen? "Im konvenzionellen Handel: Darauf zu achten das sie Produkte bevorzugen die zertifizierte Naturkosmetik sind und Tierfversuchsfrei. Im Biomarkt: Hier ist es einfach bei uns, denn alle unsere Kosmetik und Pflegeartikel sind zertifizierte Naturkosmetk und Bio zertifiziert, hier kann man nicht viel falsch machen.", erklärt sie.
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