St. Pölten: Jagd nach antikem Römergold

- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Johannes Gold)
Die Domplatz-Funde locken Sondengeher in den Raum St. Pölten. Experten sind die Glücksritter ein Dorn im Auge.
ST. PÖLTEN (jg). "9000 Individuen aus dem Mittelalter!!! Wenn dann noch jeder 3 Münzen einstecken hatte ...", schreibt ein gewisser Quarz im Forum auf bodenfunde.at – einer Website für Schatzsucher und Sondengeher – in Bezug auf die menschlichen Überreste am St. Pöltner Domplatz. Die Sondengeher-Community blickt momentan interessiert auf die Funde am Domplatz in St. Pölten. Nicht zuletzt, weil die Grabungen viele Schätze in der Region vermuten lassen.
Münzen aus der Römerzeit
Die modernen Schatzsucher müssen mit ihren Sonden im Raum St. Pölten gar nicht lange suchen: "Heute war mein zweiter Tag am Felde", schreibt MacFips. Dabei habe er bereits zwei Münzen und einen Knopf mit den Initialen "GL" zutage gefördert. Im Forum, wo über römische Fingerhüte, alte Knöpfe, Patronen und Münzen aus der Römerzeit – im Fachjargon kurz "Römer" genannt – berichtet wird, wird MacFips mit "wieder ein neuer im Bezirk" begrüßt.
Doch was nach einem interessanten Hobby klingt, das, sofern man die gefundene Münze an einen Sammler verkauft, auch etwas Kleingeld einbringen kann, ist Experten ein Dorn im Auge.
Suche muss bewilligt werden
St. Pöltens Stadtarchäologe Ronald Risy zum Beispiel. "Oje", sagt er am Telefon, als er das Wort Sondengeher hört. Er spricht von einem "heiklen Thema" und verweist auf die Gesetzeslage: Das Gehen mit einer Sonde ist nicht verboten. Für die Suche und das Graben nach sogenannten "Bodendenkmälern" allerdings wird eine Bewilligung des Bundesdenkmalamtes benötigt. Zufallsfunde wiederum müssten sofort gemeldet werden. Es ist aber nicht der Wert der Funde, die Risy beim Thema Sondengehen von einer "Problematik" sprechen lassen.
Registrierpflicht für Sonden
"Für uns Archäologen geht es nicht um den Fund an sich, sondern etwa um die Frage, wie er an diese Stelle gekommen ist", sagt der Fachmann. Einzelne Funde würden durch Sondengeher aus dem Zusammenhang gerissen. "So gehen der Wissenschaft Informationen verloren."
Dass Sondengeher aber auch Wissen oder zumindest Anhaltspunkte liefern können, zeigen Beispiele aus Großbritannien. Dort fand ein ehrlicher Sondengeher einen 1.300 Jahre alten Goldschatz, der nun wissenschaftlich untersucht wird. "Ich bin mir sicher, dass Sondengeher viele Fundstellen kennen, die wir nicht kennen", sagt Risy angesichts derartiger Funde, die aufgrund der geltenden Gesetzeslage in Österreich meist nie bis zu Experten vordringen. Auch deshalb ist das Verhältnis zwischen Archäologie und privater Schatzsuche ein problematisches. Lösungsvorschläge? Gibt es nicht. Aber laut Risy zumindest einen "Wunsch aus fachlicher Seite": Den Erwerb eines Suchgerätes an eine Registrierpflicht zu binden.
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