Gefälschter Diplomatenpass
LKW-Fahrer fühlt sich getäuscht und betrogen
Insgesamt rund 17.500 Euro blätterte ein St. Pöltner LKW-Fahrer auf den Tisch eines 52-jährigen Rumänen, der ihm dafür einen lukrativen Job in einer rumänischen Menschenrechtsorganisation versprach.
ST. PÖLTEN / WIEN (ip). Als Leiter der österreichischen Niederlassung in Wien, wie der St. Pöltner annahm, verschaffte ihm der Rumäne auch einen Diplomatenpass und meldete ihn angeblich an einer rumänischen Universität an, um ihm entsprechende Aufstiegsmöglichkeiten in der Organisation zu erleichtern.
Nach anfänglicher Euphorie wandte sich der 33-Jährige im Sommer vergangenen Jahres skeptisch an den St. Pöltner Rechtsanwalt Roland Schöndorfer, der zunächst den vermeintlichen Diplomatenpass von einem Gutachter prüfen ließ. „Eine Totalfälschung“, so das Ergebnis, führte zu Ermittlungen gegen den einschlägig vorbestraften „Menschenrechtler“ und zu einem Prozess, der ein äußerst kompliziertes Konstrukt zutage brachte und viele Fragen offen ließ. Ein Verein in Rumänien, ein Einzelunternehmen in Österreich und noch ein Verein – alle bekommen Beiträge von den angeworbenen Mitgliedern, die gleichzeitig Mitarbeiter mit Gehalt werden sollen. Der vermeintliche Diplomatenpass sei eigentlich nur ein Ausweis, mit dem man unter anderem kleine Vergünstigungen in diversen Hotels bekomme.
„Gratuliere, ab heute bist du Diplomat“
Als Privatbeteiligtenvertreter versuchte Schöndorfer unter anderem die tatsächlichen Vorteile der Mitglieder zu hinterfragen, erhielt jedoch keine befriedigenden Aussagen. Seinen Mandanten betreffend meinte der Beschuldigte, dass der St. Pöltner ja Mitglied werden wollte und er sich nur vermittelnd für ihn eingesetzt habe.
„Gratuliere, ab heute bist du Diplomat“, soll der Rumäne zu dem 33-Jährigen in Gegenwart von dessen Ehefrau gesagt haben. Zwei Söhne des Angeklagten sagten zugunsten ihres Vaters aus, der die Äußerung bestritt.
Das undurchsichtige Firmengeflecht ließ vieles im Dunklen, die Richterin sprach den Angeklagten frei (nicht rechtskräftig) und meinte, dass der „Diplomatenpass“ jedenfalls nicht wie ein Pass aussehe.
Rückerstattung ungewiss
Enttäuschend für den St. Pöltner ist vor allem die Tatsache, dass der Rumäne insolvent ist, sodass Schöndorfer die Möglichkeit über ein Zivilrechtsverfahren die Beträge zurück zu bekommen, erst prüfen muss.
Mittlerweile haben vermutlich nach der Veröffentlichung des Falles in den Bezirksblättern zwei weitere „Mitglieder“ Anzeige erstattet. Schöndorfer hofft, dass die dubiosen Geschäftspraktiken dadurch wenigstens keine weiteren Opfer fordern.
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